Die GNTM-Damen haben am vergangenen Donnerstag das "grosse Umstyling" durchgespielt. Nun sind am Mittwochabend die Herren dran, doch während es bei den Kolleginnen reichlich Tränen gab, gibt es bei den Männern: eine Rasur. Und weil dadurch so viel Zeit übrig ist, rührt die Klum kurzerhand die Nacktshooting- und die Umstyling-Folge in einer Ausgabe zusammen.

Christian Vock
Eine Kritik
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"In dieser Woche wird es heiss. Meine männlichen Models haben heute ein, nennen wir es mal, leicht bekleidetes Shooting", beginnt Heidi Klum die achte Folge "Germany's Next Topmodel" und so ziemlich alles an diesen beiden Sätzen ist falsch. Zum einen wird es nicht heiss. Die Klimakrise schreitet zwar immer weiter voran, aber in München war es an diesem Mittwochabend im Februar doch recht frisch. Wenn die Klum das schon heiss findet, wird sie im Sommer ausflippen.

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Ausserdem war das Shooting auch nicht leicht bekleidet. Shootings sind nie leicht bekleidet, meistens haben Shootings etwas an, da sind Shootings ein bisschen genant. Wenn überhaupt waren die angesprochenen männlichen Models leicht bekleidet, aber auch das stimmt nicht. Die Models waren nämlich nackt. Aber vielleicht ist ja auch die Klum diesbezüglich leicht genant. Nicht wegen der Nacktheit, sondern weil die Models das ja nicht freiwillig machen, sondern um eine Runde weiterzukommen.

Kandidat Faruk ist bei der Wortwahl ein bisschen transparenter als Klum: "Morgen, Nacktshooting!", ruft er seinen Kollegen im Model-Haus zu. Statt das genauso offen anzusprechen, eiert die Klum herum: "Ich hoffe nur, dass uns der Schaum nicht ausgeht", flötet Klum und in ihrer Video-Botschaft an die Models deutet sie an: "Weniger ist bekanntlich mehr." Ein Konzept, an das sich Klum ja seit 20 Jahren konsequent hält. Schlussendlich behauptet Klum noch wenig geheimnisvoll: "Es wird aufregend schaumig und flutschig." Kleiner Spoiler: Wird es nicht.

Mittwoch ist Badetag

Selbst als sich Klum mit "Künstler und Fotograf" Marcus Schäfer trifft, der das "leicht bekleidete Shooting" betreuen soll, will sie die Wahrheit einfach nicht aussprechen: "Ich habe viele, viele Models und die werden nicht viel anhaben", erklärt Klum kichernd und vielleicht denkt der Herr Schäfer ja: "Meine Güte, was ist denn mit der los? Wir sind doch keine zwölf mehr und selbst die GNTM-Zuschauer wissen, was jetzt kommt. Hör' doch mal auf, das so künstlich zu pubertätisieren und sag, wie es ist: Wir verlangen heute von den Kandidaten, dass sie im Fernsehen blank ziehen."

Ist nur eine Vermutung, was wir wissen, ist, dass Fotograf Schäfer die Sache endlich auf den Punkt bringt: "Das wird in der Tat ein Nacktshooting." Der Plan für dieses Nacktshooting ist folgender: Die Herren werden gebeten, sich nackend in eine Wanne voller Schaum zu setzten und hübsch in die Kamera zu gucken. Nach jedem Durchgang wird die Wanne gewienert, es gibt also keinen Alle-Kinder-kommen-am-Badetag-hintereinander-in-die-Wanne-bis-der-letzte-in-einer-Dreckbrühe-sitzt-Moment.

Jeder darf also einzeln und nacheinander schaumieren, doch bevor Felix F. als Erster an der Reihe ist, flüstert die Klum dem Fotografen noch etwas Geheimnisvolles über Felix F. zu: "Ich hab noch was vor mit ihm heute, aber das weiss er noch nicht!" Natürlich weiss er das noch nicht, er konnte ja die letzte Folge mit dem grossen Umstyling bei den Frauen-Models nicht sehen. Dann hätte er gewusst, dass die Klum bei den Kerls jedes Mal dasselbe macht wie zuvor mit den Damen. Und was könnte Klum wohl bei Felix F., dem Mann mit den pinkfarbenen Haaren und dem Rückwärtslachen umstylen? Tipp: Das Rückwärtslachen ist es nicht.

Früher war mehr Drama

Zuerst bekommt Felix F. aber noch Anweisungen für das Shooting. Der Fotograf hätte es gerne "mysteriös" und da drängt sich die Frage auf, warum die Herren dann nackt in der Wanne liegen. Nackt in einer Badewanne zu liegen, ist nicht mysteriös, sondern ziemlich gewöhnlich. Mysteriös wäre es, lägen die Herren angezogen im Schaumbad. Oder hätten ein Fragezeichen auf dem Kopf. Nichts ist so mysteriös wie ein Fragezeichen. Aber die Klum interveniert ohnehin sofort: "Sexy kann es auch gerne sein." Natürlich kann es das.

Seine pinkfarbenen Haare und seinen pinkfarbenen Bart musste Felix F. bei GNTM hinter sich lassen. © Michael de Boer / ProSieben

Das wäre dann zwar noch weniger mysteriös, sondern einfach nur Klums Sexy-Fetisch. Aber wir sind hier eben bei "Germany's Next Topmodel" und so darf die Klum beim Nacktshooting ausprobieren, wie oft sie das Wort "heiss" unterbringen kann. Genug Zeit hat sie dafür, denn auch wenn Klum das Nacktshooting zu dramatisieren versucht: Früher war der Widerstand bei den Nacktaufnahmen grösser. Offenbar hatten die Models 19 Jahre Zeit, sich darauf vorzubereiten.

Also muss etwas anderes für ein bisschen Drama sorgen. Doch Felix F. macht auch keine grossen Faxen, als er als einziger zum Umstyling geschickt wird und als Ryan erklärt wird, er solle doch besser seinen Oberlippenbart auf "keinen Oberlippenbart" updaten, spielt der Fotograf bei der Dramatisierung nicht mit. Als Klum Herrn Schäfer fragt, wie er Schnäuzer wie den von Ryan findet, antwortet der Fotograf mit Verweis auf seinen eigenen Bart: "Ich mag Schnäuzer, ich mein: Guck mich an!" Auch, als Model-Kollege Samuel seinem Freund Ryan die Flusen von der Oberlippe schabt, hält sich das Drama in Grenzen.

Die Zukunft wird lustig – und steil

Eine Haarfärbung von pink zu braun und eine Rasur – wenn die Damen das "grosse Umstyling" bekommen, dann ist das Pendant bei den Herren eben "das kleine Umstyling". Und so gehen ein Model frisch gefärbt, ein anderes Model frisch rasiert und alle Models frisch gebadet in den Entscheidungswalk. Als Beisitzer hat sich die Klum diesmal Lena Gercke und Johannes Huebl gebucht. Huebl ist Männer-Model und Gercke "glänzt in allen Disziplinen", wie Klum erklärt. Vor allem kennt man Gercke als erste GNTM-Siegerin.

Für den Catwalk hat man sich diesmal zwei Sachen ausgedacht. "Wir haben heute den Future-Walk", erklärt Gercke den Models und sagt über das Setting: "Alles sehr futuristisch." In der Tat, wenn man in der Zukunft so ausschauen wird, wie die Outfits der Models es versprechen, dann kann man sich gar nicht genug auf die Zukunft freuen. Das wird lustig. Lustig und offenbar sehr steil und nebelig. Denn der Cawalk besteht aus mehreren Treppen, die noch dazu in Kunstnebel gehüllt sind: "Da werdet ihr gucken müssen, dass ihr nicht über eine Treppe stolpert", rät Gercke deshalb ihren Models.

Für die Männer-Models hat Heidi Klum gleich mehrere schwierige Aufgaben. © ProSieben/Daniel Graf

In der Tat gibt es unnötig viele Treppen mit ungleichmässig tiefen Stufen, einen gefliesten Boden, hohe Schuhe für die Models und ordentlich viel Nebel. Man könnte fast meinen, bei einer Fashionshow geht es gar nicht darum, die Klamotten eines Designers zu präsentieren, sondern darum, den Models das Laufen so schwer wie möglich zu machen. Aber was wissen wir Nicht-Model-Sucher schon.

"Hast du schon mal weniger Bart gehabt?"

So oder so: Das Set-Design wirkt, fast alle Models stolpern, bleiben hängen oder rutschen weg. Nur John stolpert nicht. John dreht es komplett in die Horizontale. Zweimal. "Fällt der auch nochmal hin", stellt die Klum empört fest und Lena Gercke verrät über den Moment des Sturzes: "Ich hab mich richtig erschrocken." Das kann natürlich keiner wollen. Hoffentlich hat sich Gercke bei Johns Sturz nicht verletzt.

Aber John hat Glück im Unglück, denn obwohl er der einzige ist, der sich lang gemacht hat und das auch noch zweimal, muss stattdessen Felix F. gehen mit dem Hinweis: "Du bist einfach nicht sicher genug auf dem Laufsteg." Aber Felix F. geht nicht, ohne etwas dazulassen und etwas mitzunehmen. Da bleibt der Spruch des Abends, denn als ihn Johannes Huebl fragt: "Hast du schon mal weniger Bart gehabt?", antwortet Felix F.: "Als ich kleiner war, hatte ich weniger Bart, ja." Und mitnehmen wird Felix seine Kollegen Christian und Gabriel, denn die fliegen auch raus.