Was ist nur in Heidi Klum gefahren? Seit der vergangenen Staffel hat sich das Image der Chefin von "Germany's next Topmodel" verändert. Aktuell nutzt sie die Modelshow, um über ihre Kinder zu sprechen, an einem Döner zu knabbern und ihre verletzliche Seite zu zeigen. Heidi Klum wird immer menschlicher - und das hat Gründe.
Bereits in der vergangenen Staffel von GNTM verwandelte sich die eiskalte Casting-Chefin zur herzallerliebsten Busenfreundin von nebenan. Für ihre Schützlinge veranstaltete sie Karaoke-Abende, ging mit ihnen auf Shopping-Tour und stand ihnen während der Mathehausaufgaben zur Seite.
In der aktuellen Staffel setzt
Es wird gegessen und gelacht
Heidi Klum arbeitet verstärkt an ihrem Image. Sie greift nicht zum Massband, um die Hüfte einer Kandidatin zu messen, wie im vergangenen Jahr. Nein, Heidi Klum erteilt während des Castings zur aktuellen Staffel zwei spindeldürren Mädchen sogar eine Abfuhr. Statt wie gewohnt zu sagen: "Du kannst doch nicht noch einen Schokoriegel hinterher schieben", heisst es plötzlich: "Kommt Mädels, jetzt essen wir etwas."
Die Kamera dokumentiert, wie Modelmama herzhaft in ein Mettbrötchen beisst, einen Döner anknabbert und mit ihrer Mutter Erna das Buffet stürmt. Als Letztere amüsiert sagt: "Das geht sofort auf die Hüften", wirft Heidi ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Auch der Ton der Jury ist im neunten Jahr anders. Er wirkt freundlicher. Thomas Hayo und Wolfgang Joop geben sich auffällig zuvorkommend gegenüber den Kandidatinnen. Kuschelkurs statt "Hau den Lukas".
Beim Publikum kommt diese Strategie an, denn die Quoten können sich sehen lassen. Die aktuelle Staffel legte vor drei Wochen einen erfolgreichen Auftakt hin. Am Donnerstagabend erreichte das Aushängeschild von ProSieben beim jungen Publikum der 14- bis 49-Jährigen einen sehr guten Marktanteil von 17,6 Prozent. Sind die Einschaltquoten ausschlaggebend für die Wandlung der Heidi K.? Nicht unbedingt. Die Gründe liegen tiefer.
Heidis Problem: Ihre Vorbildfunktion
Klum ist vor allem eins: ein Vorbild für Millionen Mädchen. 15.000 Zuschauerinnen haben sich laut ProSieben in der aktuellen Staffel beworben. Sie träumen von einer Karriere als Model oder TV-Sternchen. Und genau hier beginnt Heidis Problem. Ihre starke Vorbildrolle erlaubt es ihr nicht, negativ im Rampenlicht zu stehen. Sie poliert ihr Saubermann-Image aus guten Gründen.
Von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der minderjährigen Teilnehmerinnen in Klums televisionärem Modelwettbewerb und mit ihnen auch die Kritik. Die erreichte beim Finale der achten Staffel von "Germany's next Topmodel" im Mai 2013 ihren Höhepunkt. Zwei Femen-Aktivistinnen stürmten die Bühne der Show. Der Eklat war perfekt, Heidi Klum schockiert und das Finale vermasselt.
Die beiden Aktivistinnen bezeichneten die Modelshow als eine Art "Horror Picture Show" und im Exklusiv-Interview mit unserem Portal sagten sie: Heidi Klum "sorgt dafür, dass die Frauen sich so benehmen und verkaufen, dass sie von der Gesellschaft als sexy empfunden werden." Die Frontfrau bei GNTM vermittle falsche Ideale und das habe eine bedenkliche Wirkung auf minderjährige Kandidaten und Zuschauer.
Heidi Klums inszenierte Menschlichkeit mag zwar sympathisch rüberkommen. Das vermittelte Frauenbild aber bleibt gleich. Das Motto der Show lautet schliesslich: jünger, schöner, schlanker. Mit einem Mettbrötchen ist es also nicht getan.
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