Stefanie ist "Germany's next Topmodel" - und so wenige Menschen wie nie zuvor haben bei der Entscheidung zugesehen. Das mag daran liegen, dass die Kandidatinnen in diesem Jahr weniger polarisierten als in den Jahren zuvor. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass das Publikum keine Lust mehr auf die immer gleiche, langweilige und teilweise extrem peinliche Show hat. Wir geben fünf Tipps, wie ProSieben die Show doch noch hinbiegen könnte.

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3,1 Millionen Menschen haben gestern live im TV gesehen, wie Stefanie "Germany's next Topmodel" wurde. Das sind so wenige wie bei noch keinem Finale zuvor. Dabei war der Quotenschnitt der aktuellen Staffel knapp über dem der Vorjahre. Es scheint so, als hätte beim Publikum endlich die Erkenntnis eingesetzt, dass das bisschen Entscheidung zum Schluss es nicht rechtfertigt, sich fast drei Stunden lang eine Show anzusehen. Vor allem nicht eine, wie sie peinlicher, langweiliger und selbstverliebter kaum sein könnte. Will ProSieben im nächsten Jahr wieder ein paar Sympathien zurückgewinnen, dann sollte der Sender ein paar einfache Regeln befolgen.

1. Besorgt Euch eine echte Moderatorin!

Heidi Klum mag das Aushängeschild der Casting-Show sein - eine gute Moderatorin ist sie nicht. Neben ihr wirkt der "The Voice"-Moderator Thore Schölermann wie ein zweiter Thomas Gottschalk. Es ist ja nicht so, als hätte der Moderator des GNTM-Finals wahnsinnig viel zu tun. Aber das bisschen Überleitung ist für Heidi schon zu viel. Sie wirkt immer wieder völlig von der Rolle, verliert den Faden und verfällt plötzlich in Babysprache, die bei einer 40-jährigen Mutter von vier Kindern fürchterlich unangenehm wirkt. "Du musst schnell noch mal schminki-schminki machen" - das käme nicht einmal Annemarie Carpendale über die Lippen.

2. Macht die Entscheidung transparenter!

150 Minuten dauert die Show. In der Zeit laufen die Finalistinnen drei mal im Kreis und posieren für ein Foto. Das ist alles. Danach diskutieren Heidi, Wolfgang und Thomas ausführlich darüber, was sie gesehen haben - ohne das vernünftig einzuordnen. Alle drei haben alles ganz toll gemacht, jeder Juror hat eine Favoritin, findet die anderen aber auch super. So verstärkt sich nur das Gefühl, dass die Gewinnerin eh schon vor der Show feststeht. Klare Bewertungen, die auch mal negativ sein dürfen, wären hier sinnvoll. Vielleicht sogar eine Punktevergabe wie bei "Let's Dance".

3. Lasst Thomas Hayo keine Interviews führen!

Irgendjemand fand die Idee gut, Thomas Hayo zu einer Art Reporter zu machen, der die Stimmen der Familien einholt. Selbst wenn er jeweils nur zwei Fragen zu stellen hatte, wirkte er mit dieser Aufgabe hoffnungslos überfordert. Und das lag nicht nur daran, dass er im Deutschen an grösseren Wortfindungsstörungen leidet als Lukas Podolski. Auch nicht daran, dass er immer wieder vergessen hat, dass das Mikrofon in seiner Hand einen Sinn erfüllt und man es zwingend vor den Mund des Sprechenden halten sollte. Es lag in erster Linie daran, dass er sich selbst so unglaublich toll fand, dass die Interviews nur zu Demonstrationszwecken seiner vermeintlichen Männlichkeit dienten. Das bekam vor allem Ivanas Freund zu spüren: Der musste froh sein, dass Thomas ihn nicht bellend aus der Halle vertrieben hat.

4. Sagt Joop, wo er ist und was er tun soll

Das mal gleich vorneweg: Wolfgang Joop war eine Bereicherung für diese Staffel von "Germany's next Topmodel". Im Finale wirkte er aber schrecklich deplatziert. Manchmal schien es, als wüsste er gar nicht, wo er gerade ist. Es wirkte, als hätte Heidi Klum einen altersschwachen Verwandten mitgebracht und vergessen, ihm seine Pillen zu geben. Vielleicht hatte man vergessen, ihm einen Ablaufplan zu geben oder eine grundsätzliche Vorstellung davon, weshalb er hier ist.

5. Drei Stunden sind zu lang

Wahrscheinlich lässt sich ProSieben die Werbezeiten vom GNTM-Finale fürstlich entlohnen. Immerhin besteht die Zuschauerschaft aus einer relativ homogenen Gruppe junger Mädchen - ein Traum für Werbekunden. Das alleine darf aber kein Grund sein, die Show endlos in die Länge zu ziehen. Netto hatten die Finalistinnen vielleicht zehn Minuten lang etwas zu tun. Der Rest war Füllmaterial. Und das ermüdet nicht nur auf Dauer, sondern geht dem Zuschauer auch ganz schnell auf die Nerven. Eine vernünftige Struktur, ein besser getakteter Ablauf - die Show wäre viel angenehmer zu konsumieren. Und ganz nebenbei dürfte die Siegerin auch mehr als 30 Sekunden lang ihren Erfolg auskosten. Denn weil sie unter 18 ist, musste Stefanie spätestens um 23:00 Uhr die Bühne verlassen. Dass die Gewinnerinnen der nächsten Staffeln deutlich älter sein werden, glaubt ja niemand ernsthaft.

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