Das Filmmonster Godzilla hat mittlerweile 60 Kinojahre auf dem Buckel und musste dabei allerlei ertragen: Angriffe von Rodan, Mothra und zuletzt Roland Emmerich. Jetzt kommt die zweite amerikanische Version des japanischen Kultklassikers in die Kinos - und dürfte alte Fans begeistern und einige neue hinzugewinnen.
1954 entstieg das Urzeit-Monster Godzilla erstmals den Tiefen des Pazifiks, um japanische Städte zu verwüsten. Seitdem erlebte es noch weitere 29 Abenteuer, in denen es mal Freund, mal Feind der Menschen war. Seine grösste Niederlage erlebte Godzilla 1998, als er unter der Regie von Roland Emmerich zum künstlerischen und finanziellen Desaster mutierte. So dauerte es denn auch 16 Jahre, bis sich wieder ein amerikanisches Studio an dem Stoff versuchen durfte.
Indie-Filmer mit Mega-Budget
Regisseur Gareth Edwards ist nur eingefleischten Genre-Freunden ein Begriff. Mit "Monsters" gelang ihm 2010 das Kunststück, mit minimalem Budget und hausgemachten Special Effects einen innovativen und enorm stimmungsvollen Horrorfilm zu schaffen. Auch an "Godzilla" geht Edwards mit einem guten Gespür für Stimmungen heran - kann es bei einem Budget von rund 160 Millionen Euro aber so richtig krachen lassen.
Zur Handlung: Das Gebiet rund um ein Atomkraftwerk in Japan wird von Schockwellen durchgeschüttelt und schliesslich zerstört. Der Wissenschaftler Joe Brody (Bryan Cranston), der bei dem Unglück seine Frau verloren hat, glaubt nicht an ein Erdbeben und untersucht die Vorkommnisse. 15 Jahre später stösst er tatsächlich auf die Antwort für die Erschütterungen: Es waren elektrische Signale, ausgesandt von einem prähistorischen Ungetüm auf der Suche nach einem Partner zur Fortpflanzung.
Godzilla als Spielverderber beim Paarungsakt
2014 ist dieser Partner gefunden und die beiden Urviecher machen sich auf den langen Weg zu einem Rendezvous, dessen Nachwirkungen das Ende der Menschheit bedeuten würden. Hier kommt dann auch endlich Godzilla ins Spiel, der eigentlich friedlich am Grund des Marianengrabens geschlafen hat, sich jetzt aber auf den Weg Richtung USA macht, um die beiden anderen Monster an der Paarung zu hindern.
Regisseur Gareth Edwards legt viel Wert auf eine behutsame Story-Entwicklung: Godzilla tritt erst nach rund der Hälfte des Films so richtig in Aktion. Wenn die drei Monster in San Francisco zum entscheidenden Duell antreten, dann lässt Edwards aber alle Zügel los und schickt seine Tierchen in einen epischen Kampf ohne Rücksicht auf Verluste. Die Zerstörungen, die sie dabei anrichten, sind nur Nebeneffekt ihrer Kabbeleien - Menschen spielen in diesem Kampf nur noch eine kleine Nebenrolle.
"Godzilla" ist ein grosser Spass geworden, bei dem Fans der japanischen Filmreihe ihre helle Freude haben werden, denn Gareth Edwards bleibt seinen Vorbildern erstaunlich treu. Leider aber auch in der Entwicklung seiner menschlichen Darsteller. Denn Figuren wie der heldenhafte Bombenentschärfer Ford Brody (Aaron Taylor-Johnson) oder seine Frau, die selbstlose Krankenschwester, haben keine Chance, mehr als ein Klischee zu werden. Ken Watanabe als japanischer Godzilla-Forscher sorgt mit seinen dramatischen Monologen eher für Erheiterung als Horror.
Das alles verzeiht man dem Film aber, weil er es schafft, zwei Stunden gute Unterhaltung zu bieten - und mehr verlangt ja hoffentlich niemand von einem "Godzilla"-Film.
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