Seit zehn Jahren suchen deutsche Auswanderer in "Goodbye Deutschland" ihr Glück im Ausland. Beziehungsweise ihr Unglück. Denn das Format begleitet vor allem das Scheitern seiner Teilnehmer. In der Sondersendung zum Jubiläum sieht man davon aber so gut wie nichts.
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Natürlich ist er die Ausnahme. "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" funktioniert seit zehn Jahren vor allem deswegen so gut, weil es sich auf Protagonisten spezialisiert, die stets scheitern. Menschen, die mit gepackten Koffern vor der Tür ihrer Urlaubsliebe stehen, die sie seit drei Jahren nicht mehr gesehen haben.
Auswanderer, die in Deutschland keinen Job finden und glauben, im Ausland müsse es besser werden, nur weil dort die Sonne scheint. Menschen wie Matthias und Hania Bück, die nach Ko Samui auswanderten, um eine Cocktailbar zu eröffnen - ohne die Landessprache zu beherrschen, geschweige denn Thailand vorher jemals besucht zu haben. Am Vorabend des Abflugs liessen sie sich noch zeigen, wie man einen Cocktail mixt.
Müssig zu erwähnen, dass die beiden heute kein Paar mehr sind. Hania ging zurück nach Deutschland, Matthias sitzt mit neuer Frau in seiner Bar auf Ko Samui. Von den beiden ist in dem rund vierstündigen Special der Show nichts zu sehen.
Genauso wenig wie von all den anderen Teilnehmern, die immer wieder zum kollektiven Hände über dem Kopf Zusammenschlagen animierten. Stattdessen konzentriert sich die Sendung auf die "Erfolgsmodelle" der letzten Jahre. Die, die es geschafft haben oder das Scheitern zumindest mit Humor nehmen.
Eine typisch deutsche Fernsehkarriere: Café auf Malle eröffnen, Lucas Cordalis heiraten
Eine von ihnen ist
Als Pamela-Anderson-Klon wollte sie vor zehn Jahren unbedingt ihrem Idol nacheifern und sich im Playboy entblössen. Die Kamera begleitete sie dabei. In ihrer kleinen Einzimmerwohnung, umgeben von 800 Beauty-Produkten und acht Spiegeln. Selbstironisch, ungeschliffen, das, was man im Fernsehen "authentisch" nennt.
Zumindest so weit das eine Sendung zwischen Dokumentation und Scripted Reality sein kann. Der Höhepunkt ihrer frühen Fernsehkarriere: Daniela Katzenberger wartet vor der Playboy Mansion, die Bewerbung in der Hand und stellt fest, dass Hugh Heffner gar keine Klingel hat. "Jetzt steh ich hier wie ein so ein Vollidiot", sagt sie. Ein Satz, der auch das Motto für alle Teilnehmer nach ihr sein könnte.
Denn natürlich kommt nach Daniela Katzenberger lange nichts. Konny Reimann schaffte es in diverse Talkshows und in die Müller-Milchreis-Werbung. Christian Töpperwien, der "Currywurst-König" von L.A., in die RTL-Show "Das Sommerhaus der Stars". Das war's. Der Rest der Auswanderer ist mittlerweile vergessen.
Das Jubiläumsspecial von "Goodbye Deutschland" macht sich auch nicht die Mühe, an sie zu erinnern. Stattdessen versucht die Show einen Gegenentwurf zu seinen erfolglosen Teilnehmern zu entwerfen. Familie Schimke etwa wanderte vor zehn Jahren nach Lappland aus. 100 Kilometer vom Polarkreis entfernt, bei Minus 40 Grad im Winter.
Heute leben sie im selbstrenovierten Bauernhaus, der Vater ist Chefarzt in einer Klinik und verdient das Doppelte wie in Deutschland. Schöne neue Auswandererwelt.
Vom DSDS-Star zum Auswanderer
Das liegt natürlich daran, dass die Teilnehmer von "Goodbye Deutschland" nach zehn Jahren auf Sendung wissen, was sie bei der Show erwartet. Wer hier teilnimmt, sucht die Aufmerksamkeit. Das erklärt auch, warum sich in den letzten Jahren vermehrt Promis von der Kamera beim Auswandern begleiten lassen. Daniel Lopez zum Beispiel, Frauenschwarm der ersten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar".
Die Karriere in Deutschland ist lange vorbei, was blieb sind 200.000 Euro Schulden. Also ging der Sänger vor ein paar Jahren nach Brasilien zurück, wo er sich mit kleinen Auftritten über Wasser hält. Pleite ist er immer noch. Gelernt hat er aus seiner Vergangenheit nichts.
Mit glänzenden Augen erzählt er von der geplanten Hochzeit mit seiner Verlobten Magna. Das Geld dafür hat er zwar nicht, aber "ich kann in Raten zahlen, das ist super", sagt er. Und wieder schlägt der Zuschauer die Hände über dem Kopf zusammen.
Doch genau wegen solcher Situationen funktioniert "Goodbye Deutschland" auch noch nach zehn Jahren. Die VOX-Show hat es geschafft, den Strom an schrägen Auslandsscheiterern nie versiegen zu lassen. Deswegen hebt sich die Jubiläumssendung das Highlight auch für den Schluss auf: Steffi und Roland Bartsch.
Sie kamen vor fünf Jahren auf die grandiose Idee, auf Mallorca ein Sonnenstudio zu eröffnen. Um sich dann zu wundern, dass das Wetter so gut ist, dass sich niemand bei ihnen bräunen lassen will. VOX begleitete ihre seltsamen Geschäftsideen über Jahre. Eine eigene T-Shirt-Kollektion, Buggy-Touren, ein Fisch-Spa – nichts wollte so richtig klappen. Egal, "sie haben immer Spass gehabt", frohlockt der Sprecher. Bis jetzt.
Überraschenderweise haben die beiden ihr Geschäft genau dann verkauft, als es endlich lief. Sie gehen zurück nach Wuppertal, um dort ein neues Fisch-Spa zu eröffnen. Was der Sender verschweigt: Sie haben auch ihren Vertrag mit VOX gekündigt, sollen aber auch weiterhin im Fernsehen zu sehen sein. Wo, werden wir bald sehen.
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