Thomas Gottschalk will weiter sagen, was er denkt. Das ist sein gutes Recht. Allerdings wäre es dann auch gut, wenn er wirklich vorher nachdenkt, bevor er etwas sagt. Bei der neuesten Ausgabe von "Denn sie wissen nicht, was passiert" hat das am Samstagabend aber nicht immer geklappt. Da darf man sich ruhig fragen, ob Gottschalk seine Sprüche wirklich nötig hat.
Es war ein bewegtes Jahr für
Am Ende der Geschichte beendete Gottschalk seinen Podcast, nicht ohne bei Instagram zu erwähnen, er sei es leid, von anderen absichtlich missverstanden zu werden. Die Schuld tragen also offenbar die anderen, gleichzeitig vergisst Gottschalk, dass Bodyshaming noch nie lustig für die Betroffenen war, egal, wie gesellschaftlich akzeptiert es bisher war. Aber Gottschalk kündigt davon ungerührt noch an: "Ich denke nicht dran, aufzugeben, und werde weiter laut und vernehmlich sagen, was ich denke (ohne damit den Anspruch zu verbinden, recht zu haben)."
Ein Satz, in den man vieles hineininterpretieren kann: Trotz, Frust, Resignation, Opferrolle und vielleicht auch den Wunsch, weiterhin öffentlich wahrgenommen zu werden, so wie das all die vergangenen Jahre der Fall war. Dieser Wunsch wird schneller Wirklichkeit, als Gottschalk "Habt mich doch bitte lieb!" sagen kann, denn am Samstagabend trifft sich Gottschalk wieder mit
Sophia Thomalla und Laura Wontorra gegen Schöneberger und Jauch
Zum Beispiel beim gemeinsamen Einzug. Da bekommen Schöneberger, Jauch und Gottschalk Aufgaben zugewiesen. Jauch soll den Kameramann geben, Schöneberger im Publikum einen Nachwuchsmoderator suchen, der die prominenten Gäste ankündigt, die wiederum Gottschalk hinter den Kulissen abholen soll. "Erkenn ich die?", fragt Gottschalk, wohl mit dem Hintergedanken, dass 2024 prominent etwas anderes bedeutet als früher. Als er dann mit
Aber auch Barbara Schöneberger will sagen, was sie denkt und das hört sich dann so an. Als Gottschalk Jauch fragt, ob er ihn, Wontorra und Thomalla mit der Kamera scharf kriege, kontert Schöneberger sofort: "Die beiden scharf kriegen kann jeder, Herr Jauch. Jetzt müssen sie mal mit mir arbeiten!" Ob man das alles lustig findet oder nicht, kann jeder selbst für sich entscheiden, Schöneberger und Gottschalk sind jedenfalls bereits auf Betriebstemperatur, Günther Jauch sollte sich im Laufe des Abends dazu gesellen.
Und dieser Abend läuft, zumindest das Regelwerk betreffend, wie immer. Schöneberger, Jauch und Gottschalk erfahren erst vor Ort, ob sie an diesem Abend moderieren oder spielen und auch gegen wen. In diesem Fall moderiert Gottschalk, Schöneberger und Jauch spielen gegen Thomalla und Wontorra. Es geht über mehrere Runden, am Ende stehen die Teams in der berüchtigten Wand. Hier werden abwechselnd Fragen gestellt, bei jeder falschen eigenen und jeder richtigen Antwort der Gegner, kommt ein Klotz von hinten in die Wand gefahren. Das Team, das sich am längsten in der Wand halten kann, gewinnt für seinen Teil des Publikums 20.000 Euro.
"Herr Jauch, Sie fahren in die falsche Richtung!"
Bis das der Fall ist, sollten diesmal gut viereinhalb Stunden vergehen und gleich das erste Spiel zeigt die ganze Bandbreite, die diese viereinhalb Stunden haben sollten: Action, Promis, Chaos, Werbung und Sprüche, die mal lustig sind und mal weniger. So sollen die Promi-Teams zunächst mit Rikschas vors Studio fahren und dort insgesamt acht Star-Gäste abholen. Wer das ist, wissen Schöneberger und Co. nicht und da tippt Gottschalk auf eine Fussballmannschaft. Wontorra hat eine andere Ahnung und wendet sich an Kollegin Thomalla, ob es nicht jemand "aus deinen ganzen schmusi, schmusi Island-Formaten" sein könnte.
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Tatsächlich sind es die Mitglieder eines gregorianischen Chors, für dessen Jubiläumsalbum nun reichlich Werbung gemacht wird. Jauch, vom Start weg am schnellsten, weiss das allerdings nicht und fragt in die Dunkelheit: "Wo ist hier ein Star? Hier ist kein Star! Hallo?" Dass er das überhaupt fragen kann, hat er allerdings Kommentator Thorsten Schorn zu verdanken, denn der weist den hastenden Moderator auf etwas Entscheidendes hin: "Herr Jauch, können Sie mich hören? Sie fahren in die falsche Richtung!"
Auch beim zweiten Spiel machen Gottschalk und Co. von ihrer Redefreiheit Gebrauch. Hier werden Barbara Schöneberger und Sophia Thomalla in einem Sicherheitsgurt unter die Studiodecke gezogen, während ihre Partner Fragen beantworten müssen. Ist eine Antwort falsch, fällt der Promi ein kleines Stückchen von der Decke Richtung Boden. Als Schöneberger und Thomalla nach oben gezogen werden, nutzt Gottschalk das für einen Spruch an Barbara Schöneberger: "Für dich haben wir einen Kran besorgt, das weiss ich auf jeden Fall. Dann war die Kohle weg, bei Sophia zieht ein Praktikant."
Hat Gottschalk das wirklich nötig?
Dass Gottschalk es auch lustig kann, beweist er Minuten später. Da hängt Thomalla an der Studiodecke und fragt mit Blick auf die kleine, dünne Turnmatte unter ihr: "Das ist aber jetzt nicht die Matte für alle Fälle, oder?" Gottschalk reagiert schnell und antwortet: "Ich richte die Matte vielleicht mal anders aus." Nach dem Spiel schlägt Gottschalks Sinn für die Angemessenheit seiner Sprüche aber wieder in die andere Richtung aus. Denn als Schöneberger im Vierfüssler-Stand direkt vor ihm kniet und darauf wartet, vom Sicherungsgeschirr befreit zu werden, meint Gottschalk in Alt-Herren-Zoten-Manier: "Dankeschön, das entschädigt mich für alles."
Bis dahin fällt Gottschalks Sprüche-Bilanz also durchwachsen aus, doch ein paar Stunden später sollte ihm erneut das Gefühl fehlen, dass man einfach keine Witze über den Körper anderer macht. Die Promis sollen sich nämlich gegenseitig Schimpfwörter vorsagen, mit dem Handicap, dass der Empfänger nichts hören kann, die Wörter also von den Lippen ablesen muss. Deshalb hat man das Spiel auch "Dicke Lippe" genannt, doch dazu fällt Gottschalk etwas Anderes ein: "In Fachkreisen auch bekannt als das Harald-Glööckler-Spiel."
Egal, ob er sich auch hier wieder nur missverstanden fühlt und auch wenn man einpreist, dass in einer Vier-Stunden-Moderation nicht jeder Spruch sitzen kann, darf man sich doch fragen, ob es Gottschalk nicht selbst zu billig und niveauarm ist, sein Witze-Repertoire aus Bodyshaming-Sprüchen zu speisen. Er hat ja nun wirklich ein paar Jahrzehnte lang gezeigt, dass er auch schlagfertig und voller Esprit sein kann, wenn er will. Gottschalk hat so etwas also eigentlich gar nicht nötig, vor allem aber hat es die Show nicht nötig.
Die endet übrigens um Viertel vor eins damit, dass zuerst Sophia Thomalla und wenige Augenblicke später auch Laura Wontorra aus der Wand fällt und damit Team Schöneberger/Jauch 20.000 Euro beschert.
Verwendete Quellen
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