Überraschende Premiere: Zum ersten Mal macht eine Berufspolitikerin bei "Grill den Profi" mit. Und mit Sahra Wagenknecht noch dazu nicht irgendeine. Die stets beherrschte Linken-Politikerin präsentiert sich am Sonntagabend zwar so volksnah wie möglich, am Herd ging sie aber mit ihren Promi-Kollegen gegen Profikoch Ali Güngörmüs unter.

Christian Vock
Eine Kritik

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Am Ende gab es auch in der Niederlage noch eine Umarmung mit Ali Güngörmüs. Zumindest so eine Art Umarmung und man denkt sich: Doch, das ist tatsächlich DIE Sahra Wagenknecht. Leicht erkennbar an dem kleinen H in der Mitte.

Gut, das kleine H in der Mitte sieht man ihr nicht an, aber es war tatsächlich DIE Sahra Wagenknecht, die da gestern Abend bei der Vox-Show "Grill den Profi" um die Wette köchelte.

Und mit Grillen kennt sich Sahra Wagenknecht bekanntlich aus. Im Bundestag hat die Fraktionsvorsitzende der Linken bei ihren Reden bereits den einen oder anderen Abgeordneten "gegrillt".

Dass sie selbst einmal rhetorisch gegrillt wird, passiert der Linkspolitikerin indes selten. Nein, um selbst gegrillt zu werden, ist die Lebensgefährtin von Oskar Lafontaine viel zu abgekocht und ja, das war der einzige Koch-Flachwitz für diesesmal, versprochen.

"Anspruchsvoller als 'Anne Will'"

Dass sich Wagenknecht nun aber am Grillen in seichten TV-Unterhaltungsshows versucht, dürfte nicht wenige überrascht haben, als sie hörten, dass die Politikerin bei "Grill den Profi" auftritt. Auch Moderatorin Ruth Moschner konnte ihre Überraschung nicht verbergen und wollte es genau wissen: "Warum haben wir den Zuschlag bekommen?"

"Ich fand das einfach eine total spannende Herausforderung", antwortete Wagenknecht und gab etwas überraschend zu: "Ich bin aufgeregter, als wenn ich zu 'Anne Will' oder 'Maybrit Illner' gehe. Das ist schon anspruchsvoller."

Ob nun anspruchsvoller oder einfach ungewohntes Terrain: Der Politprofi brauchte ein bisschen, um mit der Gesamtsituation warm zu werden.

Als Kochprofi und Promi-Gegner Ali Güngörmüs zum Beispiel plötzlich seine Brustbehaarung präsentiert, steht Wagenknecht ein wenig verloren neben ihren Koch-Kollegen Lutz van der Horst und Daniel Donskoy. Die herabhängenden Arme sollten an diesem Abend ihr Markenzeichen werden.

Im ungezwungen Herumstehen wirkte Wagenknecht also ein bisschen steifer als im vertrauten Polittalkshow-Sessel. Dafür war die Linken-Politikerin auch bei "Grill den Profi" gewohnt schlagfertig. Als Güngörmüs sich bei ihr für seine Brustentblössung entschuldigt, antwortet Wagenknecht trocken: "Solange ich das nicht machen muss."

Man brennt nur zweimal

Musste sie nicht, dafür musste sie aber den Kochlöffel schwingen. Beim Impro-Gang sollten die Promis und Profikoch Güngörmüs aus Kaninchen, Spargel-Essig, Nordsee-Krabben, Kopfsalat und Silberzwiebeln etwas Leckeres zaubern.

Güngörmüs gelang das laut Jury besser und der Koch bekam von Kollegin Maria Gross für seinen Salat sogar ein Extra-Lob: "Der Schnittlauch ist gut geschnitten."

Ähnlich schlecht für die Promis lief es auch beim nächsten Gang: Daniel Donskoy versuchte mit seinen Blini mit Lammhack bei der Jury zu punkten, doch trotz Hilfe von Profikoch Mario Kotaska ging der Sieg erneut an Ali Güngörmüs. Vor allem die "brachiale" Zubereitung und die vielen Röstaromen gaben Punktabzug bei den Juroren Gerhard Retter, Reiner Calmund und Maria Gross.

Schwups lagen die Promis bereits mit 50:40 hinten, als Lutz van der Horst an die Pfannen trat, um Güngörmüs mit einem Thai Curry mit Hühnchen herauszufordern. Und tatsächlich sah man den Comedian schon auf der Siegerstrasse, denn im direkten Vergleich fand Moschner das Curry von van der Horst bei einer Zwischenprobe bereits weit vorne.

Am Ende fuhr van der Horst auch bei der Jury den ersten Sieg am Herd für die Promis ein. Güngörmüs' Curry fehlten laut Jury im Vergleich ein paar PS. Vor allem Gerhard Retter zeigte sich vom Sieger-Curry begeistert: "Es wird zwar zweimal brennen, aber es hat die neun Punkte verdient."

Sahra Wagenknecht: "Hat mich nicht so beeindruckt"

Trotzdem konnten bis zum letzten Koch-Duell die Promis auch mit den Zwischenspielchen nicht mehr die Führung übernehmen. Da half auch die Gesangseinlage von Daniel Danskoy nicht, der das russische Original von "Those Were the Days" mit der Ukulele zum Besten gab.

Also war es nun an Sahra Wagenknecht, die Ehre der Promis zu retten. Und die stellt Profi Güngörmüs gleich vor eine echte Herausforderung. "Île Flottante" soll es zum Abschluss geben. Mit dem Dessert aus steifgeschlagenen Eiern kann der Koch aber zunächst wenig anfangen: "Wie heisst das?"

Als Ruth Moschner ihm erklärt, dass es sich dabei um Schneeeier handeln soll, gibt sich Güngörmüs wieder etwas selbstbewusster: "Mit Eiern kann ich umgehen, Schatzi", erklärt Güngörmüs wieder einmal eine Spur zu anzüglich.

Trotzdem sollte er recht behalten. Zwar erzielte Sahra Wagenknecht mit ihrem Dessert vor der Jury einen Achtungserfolg, Güngörmüs' Nachtisch gefiel Retter und Co. aber noch ein bisschen besser. Damit ging auch der Gesamtsieg am Ende deutlich an den Profi.

Was bleibt vom Auftritt Wagenknechts? Zum Beispiel, dass ihr ihre Parteigenossen von einer Teilnahme an der Koch-Show abgeraten hatten. "Um Gottes willen, mach das nicht!", wurde ihr gesagt, aber Wagenknecht blieb standhaft: "Das hat mich aber nicht so beeindruckt."

So richtig aus sich heraus kam Wagenknecht zwar nicht, aber das ist ja auch immer eine Frage des Temperaments. Einen kleinen privaten Einblick bekam man dann aber doch. Dass ihr Vater sie mit drei Jahren verliess, liess Wagenknecht beispielsweise wissen und auch, dass Oskar Lafontaine gut singen kann. Ach ja, und dass das kleine H erst vor zehn Jahren offiziell von hinten in die Mitte gerutscht ist. Aber das sieht man ihr ja nicht an.

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