Weil sich Steffen Henssler nun lieber schlagen als grillen lässt, hat Vox das Format "Grill den Henssler" überarbeitet. "Grill den Profi" heisst die Kochshow nun und gleich beim Auftakt grillte ausgerechnet der Promi, der am allerwenigsten vom Kochen versteht, den Profi.
Nun also "Grill den Profi". Vor zehn Jahren startete Fernsehsender Vox seine Kochshow "Die Kocharena" mit einem relativ simplen Konzept. Hobbyköche traten am Herd und unter Zeitdruck gegen Fernsehköche an, eine Jury bewertete die Gerichte und am Ende gewann irgendwer.
Das war nett, aber Vox irgendwann nicht mehr nett genug. 2013 holte der Kölner Sender die Pinsel aus dem Keller und gab dem Format einen neuen Anstrich. "Grill den
Das lief auch recht ordentlich. Für Steffen Henssler sogar so ordentlich, dass sich der Fernsehkoch im September dieses Jahres Richtung Unterföhring verabschiedete und dort nun bei ProSieben das "Schlag den Raab"-Format unter dem Namen "Schlag den Henssler" aufträgt.
Jetzt werden eben Profis gegrillt
Für Vox bedeutet der Wechsel, dass man das ehemalige "Kocharena"-Format ein weiteres Mal umstylen muss. Und so lief am Sonntagabend eben nicht mehr "Grill den Henssler", sondern "Grill den Profi".
Der neue Name suggeriert natürlich nicht, dass Henssler kein Profi gewesen sei, sondern bedeutet lediglich, dass nun verschiedene Fernsehköche abwechselnd von verschiedenen Promis "gegrillt" werden.
Und da es in der Zwischenzeit fast keinen Koch mehr zu geben scheint, der sich nicht auch im Fernsehen verdingen möchte, ist die Auswahl riesig:
Den Auftakt machte am Sonntagabend aber
Von einer "neuen Ära" ist da die Rede und von "Deutschlands härtester Kochshow", die noch dazu noch "internationaler, jünger, hungriger, härter, cooler, filigraner, raffinierter" und was sonst noch alles werden soll.
Moderatorin
"Grill den Profi": Bleibt alles anders
In Wahrheit ist eigentlich alles beim Alten geblieben: Man sieht Leuten beim Kochen zu.
Wer die Show, beziehungsweise ihre Vorgänger, noch gar nicht kennt, für den hier kurz das Regelwerk: Drei mehr oder weniger Prominente treten in vier Kochrunden gegen einen Fernsehkoch an. Eine Jury bewertet die Gerichte in einer Blindverkostung und verteilt Punkte.
Wer die meisten Punkte bekommt, gewinnt einen vierstelligen Geldbetrag, den er für einen guten Zweck spenden darf.
Am Sonntagabend waren das "Sportstudio"-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, Boxer Arthur Abraham und der Comedian Faisal Kawusi.
Unter den kritischen Augen ihres Kochcoachs Björn Freitag versuchten die drei Promis, den vor Selbstbewusstsein strotzenden Güngörmüs in die Pfanne zu hauen.
Los ging es mit dem "Improgang", bei dem die Duellanten aus verschiedenen Zutaten ein Gericht aus dem Bauch heraus zaubern müssen. Dafür standen Rosinenschnecken, Paprika, Spitzkohl, Rinderfilet, rote Zwiebeln, ein grüner Apfel und Schmand zur Verfügung. Also alles Sachen, mit denen Hobbyköche zumindest eine amtliche Portion Tapetenkleister anrühren könnten.
Die grösste Herausforderung war es dabei sicherlich, irgendwo noch die Rosinenschnecke unterzukriegen. Aber irgendwie schafften es alle Köche, dass die Jury bei der Verkostung zumindest nicht blind wurde.
"Keiner will Scheisse essen"
Trotzdem gingen die ersten beiden Kochrunden an Ali Güngörmus. Als Arthur Abraham an der Reihe war, schienen dem Profikoch die nächsten Punkte bereits sicher.
Denn Abraham entpuppte sich bereits im Vorfeld als jemand, der Kochen weitgehend vom Hörensagen kennt: "Ich mache gerne Bratkartoffeln und Schaschlik", erklärt der Boxer sein bisheriges Zubereitungsspektrum.
Und in der Tat sieht es in der Folgezeit nicht so aus, als könne der gebürtige Armenier dem Kochprofi in irgendeiner Weise gefährlich werden. Elf Minuten nach dem Start, klärt ihn Ruth Moschner beispielsweise darüber auf, dass seine Herdplatte überhaupt nicht an ist.
Nachdem der Boxer bereits drei Handvoll Salz ins Kochwasser geworfen hatte, fragt die Moderatorin: "Ich weiss, dass du das Gericht schon oft gekocht hast. Aber wie oft wurde es denn gegessen?"
Trotzdem stieg Abraham am Ende als unerwarteter Sieger aus dem Koch-Ring. Wohl auch, weil sein Konkurrent vergessen hatte, bei seinen Flusskrebsen den Darm zu entfernen, was bei der Jury nicht gut ankam: "Keiner will Scheisse essen", kommentierte jedenfalls Juror Gerhard Retter den Fauxpas.
Abrahams Sieg war damit zwar unerwartet, reiht sich aber ein in das Erfolgsrezept, das auch bei "Grill den Profi" wieder funktioniert: Promis, die manchmal gegen Profis gewinnen. Eine Moderatorin, die sich zwar nicht immer witzig, aber meist schlagfertig durch die Sendung schnattert.
Und wenn die Jury wieder irgendetwas von Garpunkt, Aromenspiel und leichter Säurenote erzählt, kann sich der Zuschauer bei Fertigpizza und Cola trotzdem irgendwie als Feinschmecker fühlen.
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