Im Format "Die Gruppe - Schrei nach Leben" trifft man unter anderem auf Franzi, Sophie, Iry, Ahmed und Lisa. Die jungen Erwachsenen haben eines gemeinsam: Es geht ihnen psychisch richtig schlecht. RTL2 lässt die sechs Leidgeplagten in einer Gruppentherapie und via Videotagebuch über ihre Depressionen, Panikattacken und Zwangsstörungen reden und zeigen, was es bedeutet, sich Tag für Tag diesen Problemen stellen zu müssen.

Eine Kritik

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Es ist zum Teil ganz schön harter Stoff, den der Sender "RTL2" seinen Zusehern hier in der Primetime kredenzt. Auch in der zweiten Staffel des Formats "Die Gruppe - Schrei nach Leben" geht es wieder um sechs junge Erwachsene, die für sechs Monate ihr Innerstes nach aussen kehren und über ihre Depressionen, Süchte, Zwangsstörungen et cetera erzählen.

Die Höhen und Tiefen ihres Alltags erlebt man dabei primär über ein Videotagebuch, das die Leidgeplagten führen müssen. Einmal im Monat treffen sie einander aber auch in Berlin zur Gruppentherapie bei Trauma- und Verhaltenstherapeutin Diana Kerzbeck. "Ich find’s supermutig, dass die sechs jungen Leute da mitmachen. Hut ab!", so die Therapeutin zu Beginn der Sendung.

"Ich würde gerne einfach mal rausgehen"

Da ist etwa die 18-jährige Franzi, die unter massiven Panikattacken leidet, nicht mehr ausser Haus gehen kann und zusehends die Lust am Leben verliert. "Ich würde gerne einfach mal rausgehen, Spass haben, lachen und mit Freunden ausgehen", wünscht sich die junge Dame aus Bayreuth.

Die Mutter versucht Franzi immer wieder dazu zu bewegen, die eigenen vier Wände zu verlassen. Das kommt in der Sendung etwas gestellt daher. "Du sitzt ja nur in deinem Zimmer", beschwert sich die Mutter so, als ob sie die Krankheit der Tochter noch nicht ansatzweise verstanden hätte. Bleibt zu hoffen, dass die Gespräche zwischen Alt und Jung, wenn keine Kamera dabei ist, anders ablaufen.

Dass Franzis Arme voller Narben sind, liegt daran, dass sich die 18-Jährige im Laufe der Jahre immer wieder geritzt hat. Ihre Leidensgeschichte hat begonnen, als ihr Vater die Familie verlässt und den Kontakt zu ihr abbricht.

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"Im Wartezimmer zwischen Leben und Tod"

Ebenfalls Teil der Gruppe sind Sophie und Iry. Während Sophie (23) seit ihrem siebenten (!) Lebensjahr mit Magersucht zu kämpfen hat, leidet die 25-jährige Iry schon seit Jahren an Depressionen.

"Ich befinde mich in einem Wartezimmer zwischen Leben und Tod", erklärt Sophie, die täglich nicht mehr als 500 Kalorien zu sich nimmt und nur mehr Haut und Knochen ist. "Etwa fünf Millionen Menschen leiden an Essstörungen in Deutschland, für drei Millionen ist die Krankheit lebensgefährlich", verrät Therapeutin Kerzbeck.

Die in Köln lebende Iry wiederum hat schon vor Jahren eine Fassade um sich hochgezogen, um ihre wahren Gefühle und Probleme zu verbergen. "Ich lenke mich eigentlich von meinem Leben ab", bekennt sie. Nach aussen hin sei sie daher immer übertrieben gut gelaunt und mache einen auf Partygirl.

"Wenn ich dann zuhause bin, schlägt’s total ins andere Extrem", offenbart sie. In einer Psychosomatischen Klinik sei ihr die Diagnose "Borderline und posttraumatische Belastungsstörung" gestellt worden. Richtig behandelt wurde sie jedoch nie.

Alles begann mit einem pinken Schulranzen

Ahmed hingegen ist arbeitslos und spielsüchtig - eine fatale Kombination. Der 21-Jährige sitzt jeden Tag vor dem Automaten, wo er das wenige Geld, das er zum Überleben hat, vermehren möchte. 500.000 Menschen sind in Deutschland spielsüchtig, Ahmed ist einer davon.

Zusätzlich konsumiert der junge Hamburger regelmässig Kokain. Da Ahmed im Leben nicht in die Spur kommt, wird er von seinem Vater, der in der selben Wohnung lebt, seit zwei Jahren völlig ignoriert.

Auch erwerblos und darüber hinaus schwer depressiv ist die 20-jährige Celine. Ihr erster Schultag, auf den sie sich höllisch gefreut hat, wurde für sie dann leider auch zur Hölle. Man hänselte die Kleine wegen ihres pinken Schulranzens. Frotzeleien und Spott sollten nicht mehr aufhören.

Mit 13 beginnt Celine sich Arme und Beine zu ritzen. Noch heute kratzt sie sich regelmässig den Bauch blutig. Natürlich hat sie der Suizid des erst 23-jährigen Vaters ebenso nachhaltig geprägt. "Ich war damals fünf Jahre alt", sagt Celine. Warum er sich das Leben nahm, weiss sie bis heute nicht.

Angenehme Programmabweichung, unglückliche Therapeutin

Man muss RTL2 schon ein Lob aussprechen - und zwar dafür, dass man aus der eigenen Programmschiene ausschert und auch mal richtig heisse Eisen in der Primetime aufgreift. Viele Jugendliche und junge Erwachsene werden sich bei "Die Gruppe - Schrei nach Leben" wiederfinden und registrieren, dass sie mit ihrem Leidensdruck nicht alleine sind.

Auch das Setting einer Gruppentherapie wird ihnen im Zuge der Sendung nähergebracht, wenngleich Gruppentherapeutin Diana Kerzbeck hier stellenweise etwas unglücklich agiert. Etwa, wenn sie in der Gruppentherapie Unverständnis äussert oder Plattitüden abliefert, die all jenen, die sich ab und an mit Themen wie Angst, Depression und dergleichen befassen oder selbst darunter leiden, keinen Mehrwert liefern.

Welche therapeutischen Herangehensweisen es für die sechs jungen Menschen gibt, erfährt man an diesem Mittwochabend noch nicht. Aber es war ja quasi erst die Vorstellungsrunde. Die nächsten beiden Folgen gibt’s am 8. Juli 2020 zu sehen.

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