Rund acht Monate mussten Ute und Carsten warten, bis sie endlich im TV ihren im vergangenen Jahr eingefahrenen Sieg sowie ihre Traumhochzeit im Rahmen des Formats "Guidos Wedding Race" verfolgen konnten. Der Grund: Guido Maria Kretschmers Hochzeitsformat wurde von VOX abgesetzt, um sie für Mittwochabend dann doch wieder aus dem Archiv zu holen. Das Ergebnis: Ehrgeizige Kandidatinnen und Kandidaten, nicht ganz faire Spiele, ein sehr guter, weil herrlich schlechter Keyboarder Karl und eine finale Hochzeit mit Trauredner Kretschmer.

Eine Kritik
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Die erste Folge von "Guidos Wedding Race", die bereits im Herbst 2021 ausgestrahlt wurde, floppte. Gerade einmal 2,2 Prozent Marktanteil fuhr das VOX-Format mit Modedesigner Guido Maria Kretschmer damals ein. Die Konsequenz? Der Sender strahlte die zweite Folge der Hochzeitssendung gar nicht mehr aus. Sie wanderte ins Archiv. Zunächst. Denn knappe acht Monate später poppte sie im TV-Programm plötzlich wieder auf.

Zusatzpreis: Guido Maria Kretschmer als Trauredner

Wer bereits in den 90ern gern Hochzeitsformate geschaut hatte, dem kam im Falle von "Guidos Wedding Race" wohl relativ rasch Linda de Mols "Traumhochzeit" in den Sinn. Die Paare Anita und Kwabena, Ute und Carsten sowie Freya und Rafael aber kämpften nicht nur um eine Traumhochzeit, sondern auch gleich um Kretschmer als persönlichen Trauredner.

Doch bis dahin mussten die Heiratswilligen noch einige Meter zurücklegen, galt es doch erst unterschiedlichste Herausforderungen zu bewältigen und dabei einzelne Strophen eines Liebesgedichts, das im Finale flott und fehlerfrei auswendig aufgesagt werden musste, zu sammeln.

Der Elefant im Porzellanladen

Um konkret zu werden: Der 30-jährige Kwabena hatte beispielsweise unter fernmündlichen Direktiven seiner geliebten Anita (31) in einem Beauty-Salon einer dort wartenden Dame ein Make-up zu verpassen, einer weiteren Haare und Nägel zu machen und dabei insgesamt zehn kleine Styling-To-Do's a la "Eyeliner auftragen" oder "Zehennägel mit Nagellack behübschen" Punkt für Punkt abzuarbeiten.

"Weisst du, was Rouge ist?", brüllte Anita ins Telefon. "Nein, weiss ich nicht", so die Antwort Kwabenas, der in einem Meer an Pinseln, Lidschatten, Concealern und anderen ihm unbekannten Utensilien verloren schien, verzweifelt.

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"Das ist so eine Dose mit was Rotem drin", liess Anita ihren Freund wissen, der jedoch bereits dabei war, Nagellack über die Füsse einer Dame zu kippen. Leider: Der ambitionierte Styling-Rookie scheitert, bekamen doch - Skandal - die Fussnägel der Dame nicht die richtige Farbe. Fliederton, es hätte ein Fliederton sein müssen.

Star des Abends: Keyboarder Karl

Warum Freya (24) und Rafael (39) danach lediglich drei von fünf intonierten Songs - Anita und Kwabena hatten zuvor zehn von zehn Aufgaben zu bewältigen - von Alleinunterhalter und Keyboarder Karl, der das Pärchen von der Auto-Rückbank aus beschallte, textlich vollenden mussten? Man weiss es nicht. Man wusste lediglich, dass es unfair war.

Alleinunterhalter-"Legende" Karl war überhaupt der heimliche Star von "Guidos Wedding Race". Er stattete allen drei Paaren einen Besuch ab und röhrte vom Foyer des Autos dermassen falsch nach vorne, dass es eine Freude war. "Wir werden einen richtig geilen Tag haben", liess er Carsten und Ute wissen, bevor er loslegte.

"Ist das Englisch oder was ist das?", kommentierte Kretschmer etwa Karls Version des "Backstreet Boys"-Klassikers "I want it that Way". So ehrlich muss man sein: Singen und Englisch kann Alleinunterhalter Karl wirklich gar nicht - das aber mit jeder Menge Charme. "Es ist verrückt, was Menschen aus Sprachen machen", legte Kretschmer nach.

Freya beim Kochen: "Das hab ich verkackt"

Eine weitere Spielrunde: Freya, die daheim die Küche stets meidet, musste nach telefonischen Anweisungen von ihrem Freund Rafael einen "Toast Benedict" von Sternekoch André nachkochen. "Rafi, ,das hab ich verkackt", so die 24-Jährige nach dem Pochieren des ersten Eis. "Hey, das sieht ja gar nicht mal so scheisse aus", freute sie sich beim zweiten Versuch, während ihr die Sauce Hollandaise gerade so richtig verbrannte.

"Die ist jetzt total im Arsch", war sie jetzt erneut ganz desperat, ehe ihr die glorreiche Idee kam, das Verbrannte doch einfach nicht zu verwenden. Der Sternekoch erwies sich bei der Bewertung jedenfalls als überaus tolerant und sah die Mindestanforderungen wunderbar erfüllt: "Du hast auf jeden Fall mal alle Zutaten verwendet", so Chef André. Kochen kann so einfach sein.

Unterhaltung aus den 1980ern

Pilates an der Autobahnraststätte? Zitate erraten? Hotelzimmer putzen? Mit Spielchen für Brautpaare liess sich vielleicht das Fernsehpublikum in den 1980er-Jahren beeindrucken. Heute sorgen sie vor den TV-Geräten eher für akute Erschöpfungszustände und völlige Entkräftigung, was sich auch auf Twitter widerspiegelte, wo unter dem Hashtag #GuidosWeddingRace in der letzten Stunde der Sendung so gut wie keine Kommentare mehr eingingen - eine Seltenheit bei Shows in der Primetime.

Dass die Paare einander erst nach rund 90 Minuten persönlich begegneten - die Damen mussten auf einem Verkehrsübungsplatz mit prallgefüllten Champagnerkelchen auf dem Autodach einen Parcours meistern - machte die Angelegenheit bis dahin auch nicht wirklich spannender. Vielleicht musste ja irgendwer schmunzeln, als bei Freya bereits beim Anfahren die Hälfte aller Kelche flöten ging.

Hochzeit nach 21 Jahren Beziehung

Die in den Spielrunden gewonnenen Strophen für das fünfstrophige Liebesgedicht, das im Finale fehlerfrei und so rasch wie möglich aufgesagt werden musste, konnten von den Paaren zwischenzeitlich bereits auswendig gelernt werden. Da Ute und Carsten drei Strophen abräumten, war es ihnen naturgemäss möglich, sich für die finale Challenge besser vorzubereiten.

45 Minuten hatten die Paare dann jedenfalls Zeit, um sich auch die verbleibenden Strophen auswendig zu lernen. "Kriegen wir das hin?" "Nee!" "Okay, cool", so ein fatalistischer Dialog zwischen Freya und Rafael. Ute und Carsten hatten schliesslich das Gedicht in 29 Minuten und 11 Sekunden am schnellsten drauf und waren damit die Gewinner des Abends.

"Du heiratest jetzt wirklich - nach so langer Zeit!", meinte sie zu ihm. Die beiden sind seit 21 Jahren ein Paar und haben zwei Töchter. Anita, die gemeinsam mit Kwabena auf dem zweiten Platz landete, war niedergeschlagen. "Ich hatte mir das alles schon vorgestellt, wie das halt ablaufen wird. Das war mein grosser Traum", so die unglückliche Zweitplatzierte.

Zeremonie am Starnberger See

Ganze acht Monate musste das ob der einst abgesetzten Sendung längst verheiratete Ehepaar Ute und Carsten auf die Ausstrahlung der zweiten Folge von "Guidos Wedding Race" warten. Was die Frischvermählten so wie die wohl nicht allzu zahlreich verbliebenen TV-Zuseher am Montagabend beobachten durften: einen Carsten, der bereits mit den Tränen kämpfte, als seine beiden Töchter die Szenerie betraten, sowie einen Guido Maria Kretschmer, der selbst die Trauung übernahm.

"21 Jahre, das ist schon eine lange Strecke", so der Designer und Moderator in Personalunion im Zuge seiner Ansprache. Carsten heiratete seine in edlem Weiss gehüllte Ute in einem hellblau-weiss gestreiften Anzug mit kurzer Hose. Anita, zuvor noch Konkurrentin in "Guidos Wedding Race", trällerte den Hochzeitssong. Von Keyboarder Karl hingegen keine Spur. Der begnadete Alleinunterhalter und Star des Abends durfte sich irgendwo allein unterhalten haben. Schade.

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