Die berühmteste Off-Stimme der deutschen TV-Geschichte ist bereit für ein Comeback: Susi würde wieder für "Herzblatt" säuseln, sagte sie jetzt in einem "Bild"-Interview. Wäre eine Neuauflage der Show nicht ein Lichtblick unter Dating-Formaten wie "Bachelor" und "Bauer sucht Frau"? Hier sind fünf Gründe, warum "Herzblatt", die Mutter aller Kuppelshows, doch die beste war.

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1. Säusel-Susi:

Mal ehrlich, egal wie attraktiv die Kandidaten und wie charmant die Moderatoren waren, wahrer Star der Flirtsendung war immer Susi Müller. Die oft als erotischste Stimme Deutschlands bezeichnete Sprecherin brachte die Fantasie der Zuschauer auf Touren. Wer ist die geheimnisvolle Unbekannte hinter der lasziven Stimme?

Für viele waren Susis Zusammenfassungen der Kandidatenantworten das Highlight der Kuppelshow: "Oder Kandidat drei: Der goldige Traumtänzer aus dem siebten Himmel, der Dich vom Olymp aus in totale Sprachverwirrung stürzt." So klang das, wenn Susi mit ihrer sanft gehauchten Stimme die Singles anpries.

2. Die "Herzblatt"-Wand:

Die Fragerunden sind beendet, die Entscheidung gefallen. Der Adrenalinspiegel der Kandidaten steigt, während sich das neue Paar rechts und links der weissen Schiebewand platziert. "Und hier ist ihr Herzblatt", ruft der Moderator aus. Wer steckt hinter der Wand? Hält seine oder ihre Stimme, was sie verspricht? Dann der Moment der Wahrheit: herzliche Umarmung, förmlicher Handschlag oder nur ein peinlich berührtes Lachen? Ob positiv oder negativ: Ihre spontanen Emotionen konnten die Kandidaten in diesen entscheidenden Sekunden nie verbergen. Und die Zuschauer lasen sie direkt von den Gesichtern des verzückten oder auch geschockten Paares ab.

3. Der "Herzblatt"-Hubschrauber:

Auch wenn's nicht im ersten Moment funkte, gab es ein Wochenende Zeit, sich in Ruhe zu verlieben. Denn nach der Sendung ging es direkt in den "Herzblatt"-Hubschrauber, der das frische Pärchen auf einen romantischen Kurztrip entführte. Wer träumte damals nicht von einer Reise in diesem fliegenden Liebesmobil? Die Band Monsters of Liedermaching machte den Romantik-Helikopter sogar in einem Song unsterblich: "Mit dem Herzblatthubschrauber nach Bayern, nach Radolfzell zum Rodeln. Und danach dann feiern beim Candlelight-Dinner zu zweit. Der Herzblatt-Fotograf ist mit dabei", so der Refrain von "Herzblatthubschrauber".

4. Die kuriosen Kandidaten:

Wer "Herzblatt"-Kandidat sein wollte, musste weder besonders attraktiv, wohlhabend oder intelligent sein, sondern vor allem eines besitzen: Humor. Irgendwie gelang es der ARD, jede Woche eine Runde an skurrilen Kandidaten zu casten, die sich selbst aufs Korn nehmen und mit all ihren Macken präsentieren durften. Regenwurmzüchter, Pfeifenbauer oder Inhaber einer Ideenserviceagentur - kaum ein Single war für diese Show zu schrullig.

Manchmal hat wohl auch die Redaktion etwas nachgeholfen, wie bei einer gewissen Tanja Stoss aus Geildorf, die in einer Kondomeria arbeitete. Klar ist das aus heutiger Sicht chauvinistischer Altherren-Humor, wie er perfekt zu den zotigen Witzen von Moderator Rudi Carrell passte. Das ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber "Herzblatt" versuchte zumindest, das im Grunde ernste Thema Partnervermittlung mit Humor und Selbstironie aufzulockern - und das meist ohne die Liebessuchenden lächerlich zu machen und vorzuführen.

Viele der Kandidaten hatten übrigens Potenzial, wie sich an ihren späteren Karrieren zeigte: So hatte der heutige TV-Moderator Kai Pflaume einen seiner ersten TV-Auftritte in der Dating-Show. Und auch Moderatorin Franziska Rubin oder Bundesligatrainer Michael Oenning sassen einst auf den "Herzblatt"-Hockern.

5. Die Abrechnung:

"Wir haben beide Kandidaten getrennt voneinander befragt", so begann der obligatorische Rückblick in jeder Folge. Dann wurde ordentlich Tacheles geredet, denn nicht jeder Hubschrauber-Ausflug wurde zum romantischen Liebes-Trip. Die lebenslustige Dorothee zum Beispiel lässt kein gutes Haar an ihrem Herzblatt Jens: "Also, vom Typ her passt er ja überhaupt nicht zu mir. Ich will einen, der locker ist, tanzt und aus sich rausgeht." Doch auch der verklemmte Über-Nerd Jens fand den Wochenend-Trip nicht gerade prickelnd: "Vom Vorgang hat mir das ja sehr gut gefallen. Was mich gestört hat: Die Emotionalität ist bei ihr sehr stark rational unterlegt."

Kein Wunder, dass nur zwei Ehepaare aus den 463 Folgen hervorgegangen sein sollen. Schliesslich legten es die "Herzblatt"-Macher darauf an, möglichst ungleiche Paare zu kreieren. Da war das Ex-"Herzblatt" Kai Pflaume mit seiner eigenen Show "Nur die Liebe zählt" deutlich erfolgreicher. Er soll über 50 Paare zusammengebracht haben. Eines ist aber klar: "Herzblatt" war eindeutig witziger.

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