Zu beliebig, zu klein, zu unsympathisch, zu schwarz: In Folge sieben von „Die Höhle der Löwen“ hatten Williams, Dümmel und Co. bei jedem Gründer etwas zu meckern. Ein Start-up rührte indes das Herz von allen „Löwen“ – aber nicht deren Geldbeutel. Ein anderes bescherte Carsten Maschmeyer den teuersten Kuchen seines Lebens.

Christian Vock
Eine Kritik

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Welchen Reiz hat „Die Höhle der Löwen“ für den Zuschauer? Für die einen sind es vielleicht die Bieter-Duelle unter den „Löwen“, andere mögen die mal mehr, mal weniger kuriosen Produkte und wieder andere finden möglicherweise Gefallen an dem zumindest gefühlten Crash-Kurs in Betriebswirtschaftslehre.

Wer vor allem wegen des letztgenannten Grundes einschaltet, dem dürfte die jüngste Folge der „Höhle der Löwen“ besonders gut gefallen haben. Diesmal drehte sich nämlich alles um die Frage: „Was muss ein Start-up haben, damit es in der „Höhle der Löwen“ einen Investor findet?“

Neu oder nicht neu, das ist hier die Frage

Es sollte vor allem ein Versprechen auf eine Menge Gewinn mitbringen, dürfte die banalste aller Antworten sein. Dass dahinter aber eine Menge mehr steckt, durften die Gründer in der jüngsten Folge erfahren.

Zum Beispiel Mario Ballheimer. Der Maler und Lackierer hat ein einzigartiges Abdeckvlies, den Abdeckblitz, erfunden, das gleich mehrere Funktionen bisheriger Produkte miteinander vereint. Für den Erfinder ist es „das innovativste Produkt der Zukunft“ – glaubt Ballheimer zumindest.

Denn noch bevor der Gründer die Arena betritt, erklärt Dagmar Wöhrl ihren Investorenkollegen, dass sie so ein Vlies bereits von einer anderen Firma besitzt. Diesen Umstand teilt sie Ballheimer dann auch gleich mit, doch der besteht auf der Einzigartigkeit seiner Erfindung. Am Ende steht Aussage gegen Aussage.

Dagmar Wöhrl ist jedenfalls deswegen raus, Carsten Maschmeyer hat andere Gründe, nicht zu investieren. Ihm passt die Art des Gründers nicht: „Ich habe das Gefühl, Sie müssen immer das letzte Wort haben. Da würden Sie nicht zu mir passen.“ Ralf Dümmel hat hier weniger Bedenken und macht am Ende den Deal.

„Wenn ich damit vor meinem Mann stehe, der fasst mich nie wieder an.“

An Sympathie sollte es bei den nächsten Gründerinnen nicht mangeln, an der Einzigartigkeit allerdings schon – zumindest wenn man Judith Williams fragt: „Ähnliche Sachen wie das gibt’s bei Amazon wie Sand am Meer. Da überleben sie nur, wenn die Marke stark ist.“ Die Marke, das ist in diesem Fall Kaiser Schlüpfer.

Die Damen-Unterhosen der beiden Gründerinnen richten sich an Frauen für die Zeit der Periode oder für die nach der Geburt, insbesondere nach einem Kaiserschnitt. Williams findet aber noch einen anderen Grund der Ablehnung: „Ganz ehrlich: Wenn ich damit vor meinem Mann stehe, der fasst mich nie wieder an.“

Für Williams sind es also vor allem die Männer, für die die Zeit während der Regel oder nach einer Schwangerschaft unangenehm ist. Zumindest eine interessante Ansicht. Am Ende sind es für Williams aber „zu viele Baustellen“, an denen die Damen von Kaiser Schlüpfer arbeiten müssen.

Pommes Frites vom Sternekoch

Auch beim nächsten Start-up hatten die Gründer etwas zu meckern. Sascha Wolter hat vor kurzem sein Sterne-Restaurant dicht gemacht, um sich ausschliesslich der Produktion aussergewöhnlicher Pommes Frites zu widmen.

Die Tiefkühlfritten fanden auch Gefallen, nur Carsten Maschmeyer war nicht zufrieden mit einigen Geschmacksrichtungen: „Mit den Trüffel-Dingern hab' ich ein Problem. Ich bin ein sehender Esser“, erklärt Maschmeyer, weil er in den schwarzen Stäbchen keinen schwarzen Trüffel, sondern Verbranntes zu erkennen glaubt. Thelen ist da weniger zimperlich. Ihm schmeckt's, zur Belohnung gibt’s den Zuschlag der Gründer.

Auf den warten die Gründer von Privalino vergebens. Mit der App wollen Nicolai Erbs und Patrick Schneider Kinder vor Cyber-Grooming in Chats schützen. Die App kann gefährliche Muster in Chat-Gesprächen erkennen und bei der Gefahr von Belästigung bekommen die Eltern eine Meldung.

Gute Idee, aber falscher Ansatz, meint Frank Thelen: „Ihr müsst das in die anderen Plattformen integrieren. Ihr müsst das in WhatsApp und Instagram integrieren. Das Problem ist nicht in eurer App, sondern in der Welt. Ihr müsst eure Filter in die Welt bringen.“ Auch wenn das Start-up viel Lob für die Idee bekommt – Geld gibt es keines.

Kuchen von der Oma

Was also hat man in der jüngsten Folge lernen können? Vielleicht das: Einzigartigkeit und einen sympathischer Auftritt sollte ein Gründer mitbringen. Ohne geht’s aber offenbar auch – wenn die Gewinnerwartung stimmt. Sympathie alleine reicht indes nicht, wenn das Produkt nicht ankommt. Genauso wenig überzeugt eine gute Absicht, wenn sie ohne guten Plan daherkommt.

Dass all das aber auch zusammen vorhanden sein kann, zeigte das letzte Start-up des Abends. Die Gründerinnen von Kuchentratsch lassen von Senioren Kuchen backen, die sie dann via Online-Shop verkaufen. Die Senioren haben dadurch sozialen Austausch, die Kunden leckeren Kuchen von der Oma und die Gründerinnen ein gutes Geschäft.

Für Thelen, der gewohnt ist, in hoher Geschwindigkeit Millionenumsätze mit seinen Investitionen zu erzielen, ist so ein Online-Kuchenshop nichts, auch wenn er die bisherigen Umsätze erstaunlich findet. Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer reichen die allerdings völlig aus, sie investieren, weil sie die Idee gut finden.

„Für mich war das gerade der teuerste Kuchen meines Lebens“, leitet Maschmeyer seine Investitionsbereitschaft und damit die vielleicht schönste Botschaft aus der „Höhle der Löwen“ ein. Dass ausreichend auch manchmal einfach genug sein kann.

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