"Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist". Heisst es. Bei "Die Höhle der Löwen" müsste der Zusatz lauten: "Sofern Markteintrittszeitpunkt, Investitionsvolumen und Rohertrag stimmen." Der gestrige Abend zeigte nämlich wieder einmal, warum gute Ideen leider mehr brauchen als nur die richtige Zeit. Eine Gründerin kam dabei richtig unter die Räder.
Erfindungen, da wird kaum einer widersprechen, können unser Leben ungemein bereichern. So gibt es sicher nur wenige Menschen, die vernünftige Gründe gegen die Erfindung des Rades oder von Messer und Gabel vorbringen können. Bei Sachen wie dem Bananenschneider wird man schon eher fündig, bei der Badewanne mit Tür liegt das Dilemma auf der Hand.
Wenn man aber Erfindungen erst einmal nach Bedarf und Bedürfnissen, nach Notwendigkeit und Sinn abklopft, dann fällt da einiges raus aus dem Warenkorb. Vieles, das wir jeden Tag kaufen, brauchen wir nicht. Trotzdem sind unsere Schränke, Schubladen und Keller voll. Wie gut also, wenn es Sachen gibt, die das Leben einfach nur besser machen und nicht einfach nur voller.
"Ponyhütchen" schockiert Judith Williams
Bei der "Höhle der Löwen" sollte die Erfindung von Hendrike Grubert das Leben in erster Linie schöner machen. Die Unternehmerin verkauft unter dem Namen "Ponyhütchen" vegane und handgemachte Naturkosmetik.
Nun kann man angesichts der Tatsache, wie viel Chemie erst auf unserer Haut und dann in der Umwelt landet, davon ausgehen, dass man Produkte wie die von Grubert eher mehr als weniger braucht. Wenn man bei der Herstellung dann aber auch noch grundlegende und unentschuldbare Fehler macht, macht man die "Löwen" damit spürbar aggressiv.
Die veganen "Ponyhütchen"-Produkte von Hendrike Grubert sind nämlich weder biozertifiziert noch dermatologisch getestet. "Ich bin ein bisschen fassungslos, weil ich noch niemanden aus der Naturkosmetik kennengelernt habe, der das so macht wie Sie", empört sich Expertin
Die "Höhle der Löwen" ist eben ein recht raues Terrain. Alles muss passen. Masse, Markt und Marge heissen hier die Grössen.
Die "Löwen" lassen die Investitionen schleifen
Es gibt aber auch Produkte, da ist die Notwendigkeit nicht ganz eindeutig. Wie zum Beispiel beim Schleifenparadies, einem Online-Shop für schöne Geschenk-Schleifen, den die gebürtige Stuttgarterin Gabriele Fritsche mit ihrem Sohn Matthias vorstellte.
Nun darf man auf den ersten Blick zurecht skeptisch sein, ob man tatsächlich fertige Schleifen braucht, schliesslich sitzt eine Schleife je nach Entwicklungsstand eigentlich spätestens zur Einschulung: Hasenohr und Hasenohr, einmal rum und dann durchs Tor. Wie dem auch sei, offenbar gibt es Bedarf an fertigen Schleifen, schliesslich zählt Fritsche bereits namhafte Unternehmen wie Disneyland zu ihren Kunden.
Doch irgendwie können Mutter und Sohn die Investoren trotzdem nicht überzeugen, jedenfalls war kein "Löwe" bereit, zu investieren. Am Ende waren die Fritsches enttäuscht, dass niemand verstanden hatte, dass das Schleifenparadies kein kleiner Familienbetrieb bleiben, sondern Marktführer in Europa werden soll.
Mehr als ein Handtuch: ein "Towell+"
Völlig anders gestaltete sich die Situation bei den Jungunternehmern von Thinks. Die haben nämlich etwas Revolutionäres erfunden und zwar ein ... Kunstpause ... Handtuch! Wie, gibt es schon? Na klar, aber nicht so eines. Und bevor Sie sich fragen, was man an einem Handtuch noch verbessern könnte: offenbar alles. Denn das "Towell+", wie das Handtuch heisst, ist speziell den Bedürfnissen von Fitnessstudiogängern angepasst.
Das "Towell" hat einen Sitzbankbefestigungsüberstülper, einen magnetischen Aufhänger, ein Verstaufach, eine extra Handytasche und "zwei verschiedene Handtuchseiten". Gut, letzteres haben die meisten Handtücher, aber ansonsten ist das "Towell+" ein Handtuch mit allem Zipp und Zapp.
Ob man damit nun echte Notwendigkeiten bedient oder eher ein Luxusproblem löst, sei zur Diskussion gestellt, die "Löwen" bekamen jedenfalls glasige Augen und Jochen Schweizer und Ralf Dümmel den Zuschlag.
Etwas durchwachsen lief es hingegen bei den Produkten, bei denen man ohne schlechtes Gewissen denken kann, dass das eigentlich jeder braucht: eine Lutschpastille, die Karies vorbeugen soll, Naturkosmetik, die ohne tierische Inhaltsstoffe auskommt und Reis. Ja, einfach nur Reis.
Judith Williams vermisst die "Cashcow"
Bei der Lutschpastille schlagen Williams und Dümmel gemeinsam zu. Die beiden Gründer von "Reishunger" waren den "Löwen" hingegen trotz beeindruckender Unternehmenszahlen nicht ausreichend vorbereitet oder wie Judith Williams es formulierte: "Sie müssten eigentlich wissen, wo ist meine Cashcow?"
Auch Frank Thelen fehlte eine klare Strategie, wollte es aber mit den beiden Reis-Unternehmern probieren. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail oder besser in den unterschiedlichen Beteiligungswünschen - der Deal klappt nicht.
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