Im Fernsehen ist schon alles gecastet worden: Sänger, Models, selbst ein Hund. Trotzdem unterscheidet sich "Die Höhle der Löwen" vom Casting-Einerlei. Zwar geht man auch hier ruppig mit den Kandidaten um, doch das hat einen Grund: Die Juroren investieren ihr eigenes Geld.
Der Vorspann gibt sich martialisch. "Gewinnen Sie einen Geschäftspartner mit Geld und Macht", heisst es da. Und: "Kommt es zum Deal, könnte sich Ihr Leben für immer ändern." Die Juroren von "Die Höhle der Löwen" stehen vor Hochhauskulissen, die Arme verschränkt oder in die Hüften gestützt. Das sieht selbstbewusst aus. Und nach Geld und Macht. So schlimm, wie das jetzt klingt, ist es aber nicht. Die Casting-Show für Firmengründer hat es tatsächlich geschafft, einen im Fernsehen schwer vermittelbaren Bereich wie Betriebswirtschaft unterhaltsam zu inszenieren. Und das so erfolgreich, dass bereits eine zweite Staffel bestellt wurde.
Das Konzept ist simpel. Start-ups stellen ihre Geschäftsidee einer fünfköpfigen Jury vor. Sie besteht aus Reiseunternehmer Vural Öger, Shoppingkanal-Betreiberin
Die Show ist ein Erfolg - das Finale nicht
Das honoriert auch das Publikum. In der vergangenen Woche schalteten rund zwei Millionen Zuschauer ein, das sind 11,1 Prozent in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen, der bisherige Bestwert. Aus diesem Grund schob Vox wohl eine weitere Ausgabe hinterher, eigentlich sollte es nur acht Folgen geben. Entsprechend unausgewogen wirkt das Finale. Neue Kandidaten wechseln sich mit Rückblenden aus den vergangenen Episoden ab, in denen gezeigt wird, wie sich das Leben der Teilnehmer verändert hat.
Da ist zum Beispiel das Unternehmen "Crispy Wallets", das Portemonnaies aus recyceltem Plastik herstellt. In der Sendung wurde ihnen noch die schlechte Qualität ihrer Ware vorgeworfen und vorgeschlagen, dass sie ihr Portfolio auf Smartphone- und Tablethüllen ausdehnen müssen. Das haben sie in der Zwischenzeit getan, aufgezeichnet wurde "Die Höhle der Löwen" bereits im Februar. Sie sitzen in ihrem Berliner Büro, und das sieht so aus, wie man sich eben ein Start-up in der Hauptstadt vorstellt. Die Schreibtische sind einfache Holzplatten auf Getränkekisten, die Stühle alte Theatersitzreihen, ein Kicker steht in der Mitte des Raumes. 100.000 Euro für 40 Prozent Firmenanteile zahlten zwei der Juroren der Show. Ob sich das rentiert hat, wird sich in Zukunft zeigen, bis dahin ist es erst mal ein "super Produkt".
"Ich finde das Produkt wirklich schlecht"
Ein "super Produkt", das haben in der letzten Folge nur die wenigsten Kandidaten vorzuweisen. Ein Doktor der Physik versucht es mit einen zusammensteckbaren Solar-Akku für Smartphones. Internetunternehmer Thelen sagt dazu: "Das ist billigster Ramsch." Und ergänzt: "Ich finde das Produkt wirklich schlecht." Wenig besser ergeht es zwei Erfindern, die mobile Kühlaggregate für Getränkekisten entwickelt haben. Fantasievoll erzählen sie von einem perfekten Abend am Lagerfeuer, mit Wandergitarre und eisgekühltem Bier. Sie wollen 10.000 Euro für ein Jahr Lizenzrechte. Das heisst, sie geben den Prototyp an die Investoren ab, die dafür Vertrieb und Serienproduktion übernehmen sollen - den Grossteil der Arbeit. Als die Jury genau das durchschaut, werden die Blicke unsicher, die Mienen verhärten sich. Im Einspieler wenig später erklären die beiden Gründer, dass sie sich nach der Show dazu entschlossen hätten, selbst 5.000 Euro zu investieren und ihren Prototypen zur Serienreife zu bringen.
Doch "Die Höhle der Löwen" hat auch Erfolge zu vermelden. Der Spielzeugverleih zweier Kandidaten hat jetzt am Tag so viele Kunden wie zuvor im ganzen Monat. Sie mussten fünf neue Mitarbeiter einstellen. Inwieweit das am Investment von Juror Frank Thelen oder dem Werbeeffekt durch den Auftritt in der Show liegt, ist natürlich schwer einzuschätzen. In den USA geht die Sendung unter dem Namen "Shark Tank" in Kürze in die sechste Staffel, sie soll in den vergangenen Jahren 9.000 Arbeitsplätze geschaffen haben.
Trotzdem bleibt "Die Höhle der Löwen" vor allem ein Neinsager-Format. Geschont wird hier keiner. Für wirklich tragfähig halten die fünf Unternehmer in dem Format die wenigsten der Geschäftsideen. Die einzigen Kandidaten im Finale, deren Konzept die fünf Juroren überzeugt (ein Abo-Versand von Delikatessen), lehnen das Angebot der Unternehmer ab. Sie wollen ihnen nicht 25 statt 7,5 Prozent Firmenanteile verkaufen. So kann es auch laufen. Die Juroren sind enttäuscht, nehmen es aber gelassen. Man stelle sich aber mal vor, das hätte jemand zu
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