Bekenntnisse eines Rennfahrers: In der jüngsten Folge von "Die Höhle der Löwen" gesteht Nico Rosberg, dass er anfällig für eine Smartphone-Sucht ist. Wenig verwunderlich, dass er deshalb in eine App investiert, die eine solche Sucht bekämpfen soll. Dass sich Rosberg deshalb aber gleich als "Nachhaltigkeitsunternehmer" bezeichnet, ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten.
Sie erklären, strahlen, beantworten Gegenfragen, wehren Angriffe ab, sind aufgeregt, lassen sich aber nicht aus der Ruhe bringen, sie argumentieren, überzeugen, verhandeln – und tüten schlussendlich doch noch den erhofften Deal ein. Was da den Gründern Christina, Selcuk und Marius am Montagabend widerfahren ist, war ein Paradebeispiel für das, was "Die Höhle der Löwen" seit nunmehr acht Staffeln für den Zuschauer so interessant macht.
Da ist natürlich der Spass an neuen Ideen. Im Fall der drei Gründer ist das die App namens not less but better. Damit wollen Christina Roitzheim, Selcuk Aciner und Marius Rackwitz "Menschen helfen, die sich handysüchtig fühlen, wieder die Kontrolle über ihre Smartphones zurückzubekommen."
Der Reiz für den Zuschauer besteht nun darin, zu beurteilen, wie sinnvoll, lustig oder innovativ die Erfindung der Kandidaten ist und die eigene Einschätzung mit der der Investoren abzugleichen. Gibt es das nicht schon? Geht das nicht auch besser? Ist das wirklich ein Problem, wofür es eine Lösung braucht? Nicht selten präsentieren schliesslich Unternehmen Lösungen, für die es gar kein Problem gibt.
"Omline" statt online: App gegen Handysucht
Bei den drei Gründern von not less but better hat Christina das Problem aus Schanghai mitgebracht: Während ihres Psychologiestudiums hat sie dort ein Auslandssemester verbracht und eine "durchdigitalisierte Gesellschaft" erlebt. Das war ihr zu viel und ihr Kollege Selcuk unterfüttert das mit Daten. Demnach würde man auch in Deutschland durchschnittlich 88 mal am Tag und vier Stunden lang auf sein Handy gucken.
Das verursache Stress, Angst und "teilweise Depressionen". Mit ihrer App wollen sie den Menschen nun beibringen, ihre Smartphones besser, weil achtsamer zu nutzen. Sie nennen ihr "Trainingsprogramm für digitale Achtsamkeit" "omline", was vor allem
Hier hat jeder seinen Platz und seine Rolle: Ralf Dümmel, Judith Williams, Nico Rosberg,
Das sind wohl die Hauptgründe, warum "Die Höhle der Löwen" so gut läuft und ganz nebenbei kann sich der Zuschauer während der Show selbst einen BWL-Abschluss herbei fantasieren. Zumindest weiss man seit nunmehr sechs Jahren immerhin, was die Begriffe Quartalszahlen, skalierbar oder Unternehmensbewertung bedeuten.
No Milk today bei "Die Höhle der Löwen": Milchalternative vly
Gute Gründe für den Zuschauer, immer noch die "Höhle der Löwen" einzuschalten, aber für Vox nicht gut genug. Deshalb hat der Sender die jüngste Ausgabe in seine "Nachhaltigkeitswoche" namens "Packen wir's an" gesteckt, in der sich alle Sender der RTL-Mediengruppe vom 7. bis zum 13. September nachhaltiger Ernährung und Lebensmittelverschwendung widmen – zumindest in einem kleinen Rahmen.
In der jüngsten Ausgabe darf sich "Die Höhle der Löwen" deshalb mit einem Unternehmen den Mantel der Nachhaltigkeit anziehen, das eine vegane Milchalternative präsentiert. Das machen die Gründer von vly auch sehr ansprechend, als es aber ums Geld geht, ist bei den Investoren Schluss mit lustig, Nachhaltigkeit hin oder her. Die Firmenbewertung ist ihnen einfach zu hoch.
Das ist für die Gründer von vly bedauerlich, genauso bedauerlich aber ist, dass die Ausgabe von "Die Höhle der Löwen" zeigt, was alles beim Begriff "Nachhaltigkeit" bisher falsch gelaufen ist und immer noch falsch läuft. Zum einen, weil er inflationär und gleichzeitig nur punktuell Verwendung findet. Für die Investoren ist Nachhaltigkeit, also der Versuch so leben, dass die nachfolgenden Generationen auch noch ein gutes Leben haben, immer noch nur "ein Thema" oder "ein Trend" auf den man aufspringen muss, und nicht die Aufgabe, die es sein sollte.
Nico Rosberg sieht sich als "Nachhaltigkeitsunternehmer"
Nun kann man sagen: Na ja, besser ein bisschen, als gar nichts und liegt damit auch nicht ganz falsch. Je stärker und häufiger Nachhaltigkeit auch in so leichter Fernsehunterhaltung vorkommt, desto besser. Aber wenn Nico Rosberg, also jemand, der für Massenveranstaltungen um die Welt geflogen ist, um dort Autorennen zu fahren, als Begründung für seine Investition in die Handysucht-App über sich selbst sagen darf: "Ich seh' mich auch selber als Nachhaltigkeitsunternehmer", dann läuft hier irgendwas schief.
Es ist sicher toll, wenn man sein Smartphone bewusster einsetzt. Wenn die Produktion dieses Smartphone aber immer noch die Ressourcen von Mensch und Natur plündert, dann hat das mit Nachhaltigkeit wenig zu tun. Aber, auch das gehört zu Nachhaltigkeit dazu, man kann und muss nicht perfekt sein. Hauptsache, man tut etwas.
Nichts getan haben dagegen Dagmar Wöhrl und Georg Kofler. Sie finden nämlich, dass die Gründer viel mehr Geld brauchen und lehnen deshalb ab.
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