Geld oder Liebe: Am Montagabend musste sich Investor Ralf Dümmel bei "Die Höhle der Löwen" zwischen Herz und Geldbeutel entscheiden. Dass das nicht immer ein Widerspruch sein muss, zeigte ein Konditor mit einem veganen Ei-Ersatz. Für Fahrradwerbung schlugen hingegen weder Herz noch Geldbeutel der Investoren.

Christian Vock
Eine Kritik
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Wahrscheinlich hatte jeder schon einmal so einen Moment. Einen Moment, in dem man dachte, eine wirklich gute Idee gehabt zu haben, und bei vielen dürfte dabei Alkohol keine untergeordnete Rolle gespielt haben. Nun weiss man nicht, wie genau er auf seine Idee gekommen ist, aber Alkohol muss bei Tilmann Rothe auf jeden Fall eine Rolle gespielt haben. Der Student aus Dresden hat nämlich den BeerBag erfunden.

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Normalerweise beenden ein gesunder Schlaf oder ein ehrliches Gespräch mit Freunden den Weg von der Idee zur Umsetzung. Manche hingegen machen sich tatsächlich ans Werk und erkennen irgendwann, ob es sich lohnt, weiterzumachen. Und wohl die wenigsten haben das Durchhaltevermögen, den Weg bis zum Ende zu gehen, bis aus der Idee ein fertiges Produkt geworden ist.

Tilmann Rothe hat dieses Durchhaltevermögen, braucht aber Hilfe für den weiteren Weg seines BeerBags. Der 22-Jährige fand es irgendwann ebenso unangenehm wie unnötig, Getränkekisten mit der Hand zu schleppen.

Da der menschliche Körper aber in Bezug auf Tragemöglichkeiten jenseits der Hände limitiert ist, hat Rothe ein Tragesystem erfunden, mit dem man sich Getränkekisten als Rucksack auf den Rücken schnallen kann. Bisher hat er erst zwei Prototypen entwickelt und sich damit für die Suche nach Hilfe auf den Weg in "Die Höhle der Löwen" gemacht.

"Höhle der Löwen": BeerBags sind noch nicht "reif"

Dort ist man erst einmal begeistert von der Idee, hakt aber natürlich nach – wenn auch bisweilen etwas unreflektiert: "Leichter wird er nicht", lacht Georg Kofler in Ignorierung des Sinns eines Rucksacks. Genauso könnte er auch über das Fahren mit einem Fahrrad sagen: "Kürzer wird die Strecke dadurch nicht." Doch als er den BeerBag selbst ausprobiert, kommt doch noch die Erleuchtung: "Kompliment, das ist echt leichter."

Aber weil "leichter sein" noch kein Geschäftsmodell ist, prüfen die Löwen natürlich auch noch alle anderen Fakten und kommen zum Ergebnis, dass ein Investment aus wirtschaftlicher Sicht keine gute Idee wäre: "Find das ist eine total charmante Idee", meint zum Beispiel Nils Glagau, glaubt aber auch: "Das Produkt ist noch gar nicht reif." "Das ist das Originellste, was ich je hier gesehen habe", lobt Carsten Maschmeyer den BeerBag, glaubt aber auch nicht an einen Erfolg: "Für mich als internationaler Investor ist das noch kein Geschäftsmodell."

Am Ende bleibt nur noch Ralf Dümmel als potenzieller Investor übrig, und der Unternehmer tut sich merklich schwer mit seiner Entscheidung. Eigentlich sieht er kein Geschäftsmodell, findet Rothe und sein Engagement aber toll: "Man mag dich nicht rausschicken", erklärt Dümmel und ist sichtbar hin- und hergerissen.

Doch obwohl er nicht daran glaubt, den BeerBag massenhaft verkaufen zu können, entscheidet sich Dümmel am Ende für ein Investment in den Studenten und seine Idee: "Ich helf' dir, scheissegal. Ich krieg' das nicht übers Herz, dich gehen zu lassen."

"Die Höhle der Löwen": Kein Zaster für Zasta

Herz 1, Verstand 0, könnte man also nach der ersten Runde "Die Höhle der Löwen" sagen, aber auch fragen, wie schlau es ist, gegen das Herz zu entscheiden. Mit einer echten Herzensangelegenheit dürften hingegen die wenigsten das Thema der nächsten Kandidaten verbinden. Mit der App Zasta wollen Michael Potstada und Jörg Südkamp nämlich das Anfertigen einer Steuererklärung vereinfachen.

1,4 Millionen Euro haben die beiden bereits in ihr Unternehmen investiert und wollen nun ihrerseits Geld einsammeln. 500.000 Euro genauer gesagt, und zwar für zehn Prozent der Firmenanteile. Um ihre App zu bewerben, beginnen die Herren mit einer Behauptung: "Fast 30 Prozent aller Steuerzahler nehmen ihr Recht auf Steuererstattung nicht wahr." Damit sich das ändert, haben Südkamp und Potstada einen "digitalen Steuerberater für die Hosentasche" entwickelt.

Judith Williams findet die App toll, aber eben auch "nichts, wofür mein Herz schlägt", deshalb will sie nicht investieren. Bei den anderen Investoren geht es weniger ums Herz als vielmehr um die Firmenbewertung. Die ist den Löwen nämlich ein bisschen zu hoch, und so müssen Potstada und Südkamp am Ende zwar mit Zasta, aber ohne den Zaster der Investoren nach Hause gehen.

Nils Glagau sieht Zukunft bei veganem Essen

Dass Herz und Verstand eine Einheit bilden können, zeigt der nächste Gründer. Denn dass sich gerade im Lebensmittelbereich etwas ändern muss, ist schon lange klar. Das findet auch Chris Geiser. Der Konditor hat mit MyEy einen veganen Ei-Ersatz entwickelt, damit Hühner nicht mehr in Eifabriken ein viel zu kurzes Leben fristen müssen.

Den Investoren gefällt die Idee, Nils Glagau sogar so sehr, dass er investieren möchte: "Ich seh' da Zukunft." In die möchte Geiser dann auch mit ihm gehen und entscheidet sich für Glagau und gegen das Kombiangebot von Maschmeyer und Dümmel.

Weniger etwas für den Planeten als vielmehr etwas für die Werbeindustrie tun, das möchten die Gründer von bikuh. Sie vermarkten die potenzielle Werbefläche an den Speichen von Fahrrädern. Die Idee kommt allerdings bei den Investoren nicht besonders gut an. Georg Kofler stört vor allem, dass man die Werbung beim Fahren überhaupt nicht sehen kann, da sich die Räder ja drehen. Die Gründer hingegen verweisen auf die langen Standzeiten eines Fahrrads.

Doch Kofler sieht die Zukunft – und auch die Gegenwart – von Werbung ohnehin eher im Digitalen. Auch die anderen Investoren finden das Gesamtkonzept nicht so überzeugend, dass sie investieren möchten. Zwar gibt es neben der Kritik auch Lob für den Auftritt, am Ende kommt das Geschäftsmodell aber nicht gut an.

"Ich möchte Ihnen einen ernsten Tipp geben. Stellen Sie das ein, das funktioniert nicht", macht Carsten Maschmeyer den Deckel drauf und weiss, wie es besser funktionieren würde: "Machen Sie das als B2B-Modell."

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