In der neuen RTL2-Show "Es war einmal ... auf Ibiza werden alte Märchenklassiker in die Gegenwart geholt – und nach Ibiza verfrachtet, wo sich leichtbekleidete Laiendarsteller den Party-Klängen hingeben können. Den Auftakt macht eine moderne Fassung von "Schneewittchen".
Märchenverfilmungen sind teuer. Die Magie, die Fantasy-Ausstattung, die opulenten Kostüme, Hexen, Zwerge, Riesen und andere Sagengestalten – solcher Aufwand verlangt ein üppiges Budget.
Ausser natürlich, man verlegt die Erzählungen ins heutige Ibiza, wo man ja gleich mehrfach am Kostüm sparen kann. Die Wirtschaftsprofis von RTL2 beweisen aber noch mehr Ökonomie: Ein ausgearbeitetes Drehbuch braucht es schliesslich ebenso wenig wie richtige Schauspieler.
So werden die Grimmschen Märchen in "Es war einmal … auf Ibiza" also als Mischung aus Scripted-Reality-Show und "Bravo"-Foto-Lovestory inszeniert. Wie modern der Ansatz ist, merkt man vor allem daran, wie oft die Leute "krass" sagen.
Grössere Brüste als Schneewittchen
Schneewittchen ist hier ein junges Mädchen namens Isa Merten, das ihren Vater auf Ibiza besucht. Der unterhält hier eine Strandkneipe mit seiner Frau Doro, die die Rolle der bösen Königin einnimmt.
Man könnte das daran merken, dass sie der hübschen Isa gemeinerweise Body Lotion statt Sonnencreme unterjubelt – aber wer da an ein Versehen glaubt, wird von Erzählerin Meike (Pia Tillmann aus "Berlin – Tag & Nacht") sicherheitshalber darüber aufgeklärt, dass Doro eine "Bitch" ist.
Weil Isa ein echtes "Geschoss" ist, braucht es auch nicht lange, bis sie mit dem hübschen Jordi Torres anbandelt. Doro sabotiert die Beziehung, indem sie Isa erzählt, was für ein Frauenheld Jordi eigentlich ist. Isa weint sehr ausführlich, um die zwei Stunden Sendezeit füllen zu können. Jordi wird derweil von Doro getröstet: "Es gibt so schöne Frauen auf Ibiza, mit grösseren Brüsten."
Wenig später hat die intrigante Doro Isa aus dem trauten Heim vertrieben, aber unsere Heldin findet Unterschlupf bei den "Sexy Seven" – einem wilden Haufen Performance-Künstler, der aus Transvestiten, einem Go-Go-Tänzer, einer Schlangenfrau und einer völlig normal aussehenden DJane besteht. Sie behaupten von sich, die "geilste Truppe" auf Ibiza zu sein, und zum Glück will es niemand genauer wissen.
Die leidende Isa veranstaltet das Naheliegendste mit der Truppe: Sie organisiert aufwendige Ibiza-Parties mit schönen Zeitlupe-Aufnahmen halbnackter Menschen. Als Doro davon Wind bekommt, macht sie sich daran, Isa mit einem speziell zugerichteten Kuchen zu vergiften – das junge Mädchen hat nämlich eine Apfelallergie.
Zum Glück ist Jordi schon zur Stelle, als Isa umkippt. Sanft legt er seine Lippen auf ihre und küsst sie aus ihrem Allergieschock wach. Solche Techniken werden bei den üblichen Erste-Hilfe-Kursen leider oft unterschlagen.
Billiger Unfug
"Es war einmal … auf Ibiza" ist noch billiger, als es klingt. Die Laiendarsteller improvisieren sich an einem rudimentären Handlungsablauf entlang und wiederholen endlos ihre Schlüsselsätze ("Die ganzen Einnahmen sind weg! Ey, die ganzen Einnahmen sind weg!").
Die Kamera schwenkt dazu eifrig zu jedem, der etwas aufsagen darf. Dass der Unfug auf volle Spielfilmlänge aufgeplustert wird, zehrt zusätzlich an den Nerven.
"Alle handelnden Personen sind frei erfunden", wird zum Ende eingeblendet. Von wem doch gleich wieder?
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