Am Donnerstagabend veröffentlichte TV-Satiriker Jan Böhmermann als "Pol1z1stens0hn" den Song "#ichhabpolizei" auf "Youtube". Damit veralbert er die Gangsterrap-Szene und macht Polizisten zu zweifelhaften Helden. Der Clip erntet viel Lob im Netz - aber auch Kritik.
Im Stil des Rappers Haftbefehl veralbert
Das Video ist an die gängigen Musikvideos angelehnt: Limousinen, Waffen, Frauen und prollige Textpassagen. Im Unterschied dazu ist Protagonist Böhmermann aber eine Art "gesetzestreuer Gangster", der die Polizei als Verstärkung hinter sich hat.
Ein paar Textbeispiele:
- "Brichst du Gesetz, bricht dir Polizei die Beine. Ich wähl 110, dann lernst du, was ich meine."
- "Nix Hurensohn - Polizistensohn, mein Schatz. Ich owne Polizei, denn ich zahl Höchststeuersatz."
Was sagt die Polizei dazu?
Über den neuen Böhmermann-Clip sagte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, zu "Bild.de": "Das Video ist als Klischee-Sammlung über die Polizei ganz unterhaltsam, als Nachwuchswerbung aber vermutlich ungeeignet."
Der Bundesjugendvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Kevin Komolka, ist da anderer Meinung. Er hält das Video für gelungen, obwohl nicht alle Aussagen zutreffend seien: "So wird in dem Video suggeriert, die Polizei wäre immer da und würde immer hinter einem stehen. Bei einem Personalabbau von 16.000 Stellen in den letzten Jahren sieht die Realität anders aus."
Der Clip habe "auf jeden Fall das Potenzial dazu, junge Leute zum Nachdenken anzuregen." Darüber hinaus könne er sich sogar vorstellen, dass diese durch das Video Lust bekommen, sich mit der Polizei zu befassen und dort beruflich einzusteigen.
Mit einigen Textpassagen, die von Polizeigewalt handelt, ist Komolka allerdings nicht einverstanden. Als Beispiel zitiert er, die Polizei würde gern hauen. "Das entspricht nicht der Realität."
Lob in sozialen Netzwerken
Böhmermann selbst twitterte den Clip mit den Worten "Du hast grosse Fresse! Ich hab Polizei!" Andere User kommentierten, der Song sei besser als so mancher ernstgemeinter Rap. "Als Polizistinnensohn finde ich das wirklich witzig!", schreibt ein User.
Ein anderer kommentiert schlicht: "Das ist soooo gut!"
Der ZDF teilt den Clip mit der Ansage: "Gangsterrapper können einpacken, denn jetzt kommt @janboehm ... und der hat Polizei!"
Viele der Twitter-User sind sich einig: Der Rap ist "der Knaller".
"Kanackendeutsch" und die soziale Schicht
Der Bayerische Rundfunk (BR) veröffentlicht am Freitag einen Kommentar zu #ichhabpolizei. Darin kritisiert der Autor, dass Böhmann auf "Kanackendeutsch" rappe, der "Erkennungszeichen einer ganzen sozialen Schicht" sei. "Es ist die Erlaubnis, Ausrede und Einladung für und an alle, die nichts mit Rap zu tun haben oder diesen Soziolekt nicht sprechen, sich doch auch einmal als Gangster zu maskieren."
Der BR-Kommentar schliesst mit dem Fazit: "Bei aller Kreativität bleibt 'Isch bin Polizei' leider doch nur der Verweis darauf, wer auf welcher Sprosse der gesellschaftlichen Leiter steht."
Der Autor gibt zu bedenken: "Alle reden gerade von der Integration mindestens einer Million Flüchtlinge. Viele von ihnen werden erstmal genau die Sprache sprechen, die Böhmermann veralbert."
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