Einst sagte er in der ARD das Wetter an. Heute will Jörg Kachelmann mit seinem ehemaligen Arbeitgeber nichts mehr zu tun haben: Für eine Talkshow-Anfrage des SWR hat der Meteorologe nur ein hartes, keineswegs herzliches "Fuck the ARD" übrig.

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Jörg Kachelmann scheut keine öffentliche Konfrontation, sei es bei Twitter oder auf seinem eigenen Blog. Dort hat der 55-Jährige jetzt eine Anfrage des SWR veröffentlicht. Der Sender hätte den Schweizer gerne in der Gesprächsrunde "Nachtcafé" zum Thema "Gesellschaftsspiel Klatsch" vernommen. Ausgerechnet Kachelmann dazu befragen zu wollen, wann "Grenzen überschritten und Menschen verletzt" werden, findet der Ex-Wettermann taktlos.

Kachelmann verlor 2010 seinen Job in der ARD – nachdem seine ehemalige Geliebte ihn der Vergewaltigung beschuldigte. Das Verfahren gegen Kachelmann endete mit einem Freispruch, den einige Medien jedoch als "Freispruch zweiter Klasse" brandmarkten. Schliesslich könne niemand wissen, was wirklich passiert sei, Urteil hin oder her.

Kachelmann schiesst scharf

Der Meteorologe beantwortet die Post vom SWR jetzt deshalb mit überraschender Schärfe. Der SWR habe 2010 " wie fast alle Medien [...] von Anfang an klar für die Lügnerin und Falschbeschuldigerin Partei ergriffen", schreibt Kachelmann. Und weiter: "Vor diesem Hintergrund ist es zynisch, wenn dieser Sender mich einlädt. Sie bezeichnen Klatsch als Gesellschaftsspiel. Es ist kein Spiel." In Anspielung auf seine Entlassung durch die ARD führt er aus: "Ihr oberster Chef hat in einem Gespräch Ende 2011 zwar keinen Zweifel gelassen, dass er durchaus den Freispruch zur Kenntnis genommen hat, aber auch: 'Wir müssen uns vorstellen, welche Bilder die Leute vor Augen haben, wenn Sie im Fernsehen wären.'"

Diese Sorge scheint zumindest der SWR inzwischen über Bord geworfen zu haben. Versöhnen kann das Kachelmann nicht. Er wirft der ARD mangelnde Solidarität vor. Wer bei dem Sender Karriere machen wolle, müssen vor allem vier Dinge mitbringen: "Feigheit, Mittelmässigkeit, Verschlagenheit und eine sabbernde Lust, auch irgendwie zu den Grossen (sic) dazuzugehören". Nie wieder wolle er "von der ARD und ihren angeschlossenen Seifensendern" etwas hören. Ein abschliessendes "Fuck the ARD" bringt die Kachelmann-Wut noch einmal auf den Punkt.

Der SWR reagiert irritiert

Nachvollziehen kann der SWR diese Reaktion nicht. Kachelmann sei 2012 bei "Günther Jauch" zu Gast gewesen, habe ausserdem ein Buch ("Recht und Gerechtigkeit") geschrieben, in dem er sich auch mit dem Umgang der Öffentlichkeit und der Medien auseinandersetze. "Nachdem Herr Kachelmann sich also selbst offensiv mit dem Thema bereits präsentiert hat, mussten wir davon ausgehen, dass eine Anfrage an ihn eine reale Aussicht auf Erfolg hat", erklärt Anja Görzel, Leiterin der SWR-Pressestelle.

Die "heftige" Reaktion des einstigen Fernsehmoderators bedauere man sehr. "Gleichwohl glauben wir nicht, in irgendeiner Weise Anlass zu Vorwürfen gegeben zu haben." Görzel ist sich sicher, dass das "Nachtcafé" einen "angemessenen Umgang mit Herrn Kachelmann gefunden" hätte. Eine Aussage, die Kachelmann wohl wieder unter Zynismus verbuchen dürfte – wenn er sie nicht sogar direkt zum Anlass eines neuen Blog-Eintrages nimmt.  © Glutamat

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