Eine Sekunde. So viel Zeit war im Finalspiel von "Joko & Klaas gegen ProSieben" noch übrig auf der Uhr. Aber da eine Sekunde eben reicht, gewannen die beiden Krawall-Entertainer wieder 15 Minuten Sendezeit zur freien Verfügung. Nach ihren beeindruckenden "Männerwelten" ist es nun umso spannender, was die beiden diesmal mit ihrer Zeit anfangen.
"Ich bitte das Publikum um absolute Ruhe", erklärt Moderator Steven Gätjen am Dienstagabend, als
Der Grund ist natürlich nicht schwer zu erraten, denn bereits seit einigen Wochen finden wegen der Corona-Pandemie Aufzeichnungen von Fernsehshows ohne Zuschauer statt. Doch in dieser Ausgabe von "Joko & Klaas gegen ProSieben" war alles ein bisschen anders.
"Diese Sendung wurde vor der Corona-Pandemie aufgezeichnet", blendet ProSieben bereits gleich zu Beginn der Show die Erklärung ein, an die sich TV-Zuschauer in den vergangenen Wochen gewöhnt haben.
Warum dann trotzdem kein Publikum? Dafür liefert ProSieben via Twitter die Antwort: "Zu diesem Zeitpunkt entschieden @jokoundklaas, Florida TV und ProSieben zum Schutz des Publikums und des Teams auf Zuschauer zu verzichten. Zum Aufzeichnungszeitpunkt gab es noch keine Kontakt- oder Abstandsbeschränkungen."
Da könnte man eigentlich sagen, dass ProSieben damals bei der Aufzeichnung der Show schon so etwas wie Gespür für die richtigen Massnahmen zur richtigen Zeit gehabt hat.
Aus heutiger Sicht lief dann aber in der Praxis doch nicht alles so, wie man es inzwischen handhaben würde. Zwar sassen keine Zuschauer im Studio, trotzdem drückten sich Heufer-Umlauf, Winterscheidt und Gätjen zur Begrüssung erst einmal recht herzlich, genauso, wie später Stefanie Kloss, die gegen Joko und Klaas antrat.
Auch bei einem Chor, der im Studio sang, gab es keine Abstandsvorgaben, und die Mitarbeiter mussten auch noch keine Masken tragen, so wie es wenig später üblich wurde.
Joko Winterscheidt: "Wie immer – ich mache Gags und keiner lacht"
Aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer, und Gätjens Witz, als er das nicht vorhandene Publikum um Ruhe bat, sollte nicht der einzige dieser Art an diesem Abend sein. Bereits zu Beginn kalauerte Winterscheidt über die fehlenden Zuschauer: "Für mich ist das wie immer: Ich mache Gags und keiner lacht."
Für die Lacher sorgte in der Tat diesmal ein anderer: Jakob Lundt, Heufer-Umlaufs Sidekick bei "Late Night Berlin", durfte per Knopfdruck die Gefühlsregungen der Zuschauer simulieren: "Das kann Skepsis sein, Begeisterung, Ekstase."
Zur Ekstase reichte es an diesem Abend nicht, trotzdem war es über weite Strecken eine unterhaltsame Show und Joko und Klaas legten gleich los wie die Feuerwehr – zum Leidwesen von Winterscheidt.
Denn schon das erste Spiel brachte all das mit sich, was fast schon zum Standard in Shows der beiden gehört: eine absurde Idee und eine schmerzhafte Umsetzung. Die beiden mussten nämlich den Beinahe-Spiele-Klassiker "Aushalten" spielen, und bereits das erste Spiel war eben nicht zum "Aushalten" - zumindest nicht für Winterscheidt.
Das Spiel sah nämlich vor, dass sich einer der beiden zwischen zwei kleine Rampen legen sollte, während der andere mit einem Kettcar immer wieder über ihn drüber fährt. Rechts und links neben den Rampen standen nämlich zwei Tafeln, die eine leer, die andere mit der Zahl Pi inklusive einiger Nachkommastellen.
Schnell entscheiden Gätjen und Heufer-Umlauf, dass sich Winterscheidt zwischen die Rampen legen soll, während Heufer-Umlauf nun so lange hin und her fährt, bis er alle Ziffern von einer auf die andere Tafel übertragen hat.
Joko & Klaas 15 Minuten: Männerwelten
Heufer-Umlauf: "Joko, spann' deinen Hoden an, sonst tut's mehr weh!"
Und als Klaas immer wieder über den vor Schmerz gekrümmten Joko fährt, hat er sogar noch den einen oder anderen Tipp für ihn parat: "Joko, spann' deinen Hoden an, sonst tut's mehr weh!" Es gibt nicht viele Shows im deutschen Fernsehen, in denen solche Sätze fallen – und die dann auch noch einen Sinn ergeben.
Für Winterscheidt ist es dann aber irgendwann doch zu viel, und bevor Klaas alle Ziffern übertragen hat, steigt er aus. "Ich bin dir jetzt völlig umsonst über deine Nuss gefahren", hadert Heufer-Umlauf mit der Entscheidung seines Partners. Am Ende gewinnen die beiden aber "Aushalten" trotzdem, weil sie noch andere Aufgaben meistern.
Die Häufigkeit und Intensität der Schmerzen nimmt für die beiden im Laufe des Abends zwar ab, die Absurdität mancher Spiele aber nicht: Auto-Curling gegen Mario Basler und Patrick Owomoyela, Dinge auf ein kleines Röhrchen stapeln oder aus einem fahrenden Auto heraus Sachen erledigen - "'ne typische Schreibtisch-Idee", wie Heufer-Umlauf findet.
Trotzdem meistern die beiden eine "Schreibtisch-Idee" nach der anderen und müssen am Ende "nur" noch das Finalspiel gewinnen, um die Schmach der Niederlage aus der vergangenen Woche vergessen zu machen.
Dafür sollen sich Winterscheidt und Heufer-Umlauf von beiden Seiten durch Mauern aus Frischhaltefolie kämpfen, um sich in der Mitte umarmen zu können. Tatsächlich schaffen es die beiden auf den sprichwörtlich letzten Drücker, nur noch eine Sekunde steht auf der Uhr, als sich die beiden in die Arme fallen.
Was machen sie diesmal aus ihren 15 Minuten?
Nun haben sie also erneut 15 Minuten Sendezeit bei ProSieben gewonnen und es wird nicht einfach für die beiden, die richtige Entscheidung zu treffen, was sie aus ihrer gewonnenen Zeit machen. Nach ihrem letzten Sieg gaben Sie ihre 15 Minuten nämlich ihren Kolleginnen, die mit der Ausstellung "Männerwelten" in beeindruckender Weise auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machten.
Umso spannender also, was den beiden diesmal einfällt. Man sollte aber nicht davon ausgehen, dass Joko und Klaas wieder einem so wichtigen Thema Raum geben. Als die beiden vor gut einem Jahr ihre Sendezeit Menschen widmeten, "die was zu sagen hatten", zum Beispiel der Kapitänin eines Rettungsschiff, verschenkten sie nach dem darauffolgenden Sieg einfach nur Geld.
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