Die eigene Vergangenheit kann schön sein oder auch nicht, sie ist vor allem eines: vergangen. Doch nicht bei RTLZWEI. Denn der Sender ist clever genug, in Folge drei des "Kampfs der Realitystars" Eva Benetatou am Mittwochabend ihre eigene Vergangenheit vor die Nase zu setzen. Die Hoffnung: möglichst viel Trouble.

Christian Vock
Eine Kritik
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So eine Trash-TV-Show ist schon eine tolle Sache. Vor allem für die Kreativität. Die kann hier nämlich ein bisschen die Füsse hochlegen, denn so eine Trash-TV-Show ist konzeptuell ein Selbstläufer. Alles, was man braucht, sind ein paar halbwegs prominente Menschen, die Würde gegen Geld und Sendezeit tauschen und ein paar Kniffe, um all die Wut, Genervtheit und Eitelkeit, die in den Kandidatinnen und Kandidaten stecken, ans Tageslicht zu fördern.

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Das kann Zigarettenentzug sein, Hunger, Alkohol, ein paar Spielchen – oder aber Kandidaten, auf die man ohnehin schon nicht gut zu sprechen ist. Hier wiederum zahlt es sich aus, dass es inzwischen Trash-TV-Kandidaten ohne Ende gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand von ihnen mit einem anderen im Streit aus einem der unzähligen Formate gegangen ist, ist also recht hoch und damit wären wir auch schon bei Folge drei vom "Kampf der Realitystars".

"Kampf der Realitystars": Überraschung!

Denn da wünscht sich Ex-Bachelor Paul Janke, "dass Neue angespült werden und mal wieder ein bisschen Pep hier reinkommt." Und so kommt es dann auch: "Das ist Benny von DSDS", meint Matthias Magiapane, als ein Boot mit personellem Nachschub anlegt und liegt damit fast richtig: "Hi, mein Name ist Bernd, ich bin 32 Jahre jung. Früher kannte man mich übrigens als Benny Kieckhäben."

Die Sache mit "Deutschland sucht den Superstar" ist allerdings richtig. Doch weil sich Kieckhäben als zu sympathisch entpuppt, muss ein anderer für Pep sorgen und da hat Eva Benetatou ein Gespür: "Ich ahne so ein bisschen, dass es eine Überraschung geben wird."

Natürlich wird es das, schliesslich weiss man bei RTLZWEI, welche Kreativitätsvertreter bei Benetatou wirken. Als eine Tasche mit Sand in der Sala landet, erklärt Antonia Hemmer: "Für alle war klar: Da kommt Tim Sandt." Wem das nicht klar war: Tim Sandt ist der Ehemann von Annemarie Eilfeldt, mit der er beim selben "Sommerhaus der Stars" wie Benetatou und ihr damaliger Freund Chris war. Ab hier greift dann die Sache mit dem "Nicht gut zu sprechen".

Warum die beiden nicht gut aufeinander zu sprechen sind, erklärt Benetatou selbst: "Er hat sich eben dieser ganzen Gruppe angeschlossen, die mich damals fertig gemacht hat, gemobbt hat, beleidigt hat. Das hat mir wehgetan und er hat sich danach bei mir nicht entschuldigt." Besser hätte die Auswahl aus Sicht der Produktionsfirma also nicht ausfallen können, zumal Benetatou mehrfach erklärt, Angst vor der Ankunft Sandts zu haben.

Eva Benetatou gegen Tim Sandt

Also bringt das Realitysternchen, bevor Sandt auch nur einen Fuss in die Sala gesetzt hat, die Bestandstruppe schon mal auf Kurs, aber natürlich ohne sie auf Kurs bringen zu wollen: "Also ich möchte, dass ihr alle nicht voreingenommen seid und euch euer eigenes Bild macht", erklärt Benetatou und ergänzt: "Aber ich würd' mir natürlich schon wünschen, dass ihr mich beschützt, wenn ich angegriffen werde."

Die Begrüssung Sandts fällt dann gar nicht so dramatisch aus, doch Sarah Knappik weiss, wie man Trash-TV macht und spricht die Sache von damals gleich mal an. "Ist natürlich nicht alles rosig gelaufen", erklärt sich Sandt mit dem Hinweis, in der Zwischenzeit "gewachsen" zu sein. Doch Benetatou fehlt bei diesem Wachstum etwas: "Es hätte von Grösse gezeigt, hättest du dich bei mir entschuldigt", zeigt sich Benetatou von ihrer Angst befreit und verliest öffentlich die Sandtschen Vergehen: "Ihr habt uns in jeglicher Form fertiggemacht, ihr habt uns beleidigt, ihr habt uns ausgeschlossen, ihr habt euch über uns lustig gemacht. Ich wurde als Alf beleidigt."

Für ein anständiges Schrei-und-Zeter-Format genau die richtige Vorgehensweise – doch nicht mit Tim Sandt. Denn statt auf die Vorwürfe einzugehen oder gar eine Gegenoffensive zu starten, auf die die Produktionsfirma gehofft haben dürfte, steht der junge Mann einfach auf, entschuldigt sich bei Benetatou und reicht ihr die Hand! Das ist natürlich ein absolut innovativer Ansatz und weil Benetatou die Entschuldigung auch noch annimmt, droht hier ein Streit wegzubrechen, bevor auch nur das erste "Alf" durch die Sala geflogen ist.

Matthias Mangiapane: "Da muss man auch mal aufhören!"

Doch Benetatou hat natürlich ein Hintertürchen erkannt: "Bin mir leider sicher, dass diese Entschuldigung gar nicht ernst gemeint ist und auch auf gar keinen Fall wirklich verstanden wurde, worum es geht und was er angerichtet hat", erklärt sie im Einzelinterview und zieht sich nach der Entschuldigung weinend zurück. Abends hat Benetatou so viel neue Kraft geschöpft, um Anklägerin und Richterin in einer Person zu sein: "Wie willst du dein Image hier klar machen und dich in eine richtige Richtung schieben, wenn du immer noch nicht erkannt hast, was du getan hast?", verhört sie Sandt.

"Wie willst du die Einsicht sehen?", beginnt der mit einer Verteidigung und findet in Matthias Mangiapane einen engagierten Verteidiger, denn der habe sich selbst schon solchen Vorwürfen ausgesetzt gesehen: "Eva nutzt ja schon die Rolle des Opfers", meint Mangiapane im Interview und echauffiert sich vor der Gruppe: "Seit er hier ist, wird nur draufgehauen. […] Alles, was er sagt, ist verkehrt. Da muss man auch mal aufhören!"

Ja, das denkt man sich bereits seit Folge eins, sofern man gutes Fernsehen mag, aber das Leben ist eben kein Wunschkonzert und das führt uns zu dem, was sich RTLZWEI und die Promis sonst noch so an Unterhaltung für Folge drei ausgedacht haben. Denn beim Bestrafungsspiel müssen die Promis Sprichwörter vervollständigen – mit bescheidenem Ergebnis. Zur Strafe wird das Schlafzimmer abgesperrt. Ausserdem: Beim "Unglücksrad" muss sich ein Promi entweder ein "Safety-Ticket" oder einen Rauswurf erdrehen.

Aussprache vor der Hinauswahl

Der eigentliche Unterhaltungswert des Spiels: Wer der Unglücksradwurm ist, der am Rad drehen muss, sollen die Promis untereinander auskaspern. Und da kommt, was kommen soll, nämlich Streit. Diesmal zwischen Paul Janke und Sarah Knappik. "Ist Entertainment pur, ich lieb ja sowas", zieht Matthias Mangiapane ein Zwischenfazit. Um es kurz zu machen: Sarah bekommt die 50:50-Chance auf Rettung oder Rauswurf – und zieht die Rettung. "Das Universum will, dass ich hierbleibe", glaubt Knappik danach.

Was nicht das Universum, sondern Eva Benetatou will, ist ein Einzelgespräch mit Sandt, kurz bevor der jemanden aus dem Altbestand am Abend hinauswählen darf. Sie habe ihn nicht angreifen wollen, so Benetatou, am Ende gibt es sogar ein versöhnliches Drückerchen. Eine Menge Reibereien also in Folge drei, doch schlussendlich trifft es bei der Abwahl zwei Kandidatinnen, die mit all dem gar nichts zu tun hatten: Uschi Hopf und Antonia Hemmer.

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