Mit Aleks Petrovic und Maurice Dziwak verlor der "Kampf der Realitystars" zuletzt die beiden letzten Promis, die sich noch redlich um ein wenig Trash-TV in der Show bemühten. Dementsprechend stolpert Folge neun ein wenig kraftlos herum und biegt mit pubertären Anzüglichkeiten und einer lieblosen "Verbrecherjagd" in die Zielgerade ein. Und mit Calvin Kleinen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Oh Gott, das kann ja wieder was werden", ist Kevin Schäfer zu Beginn der vorletzten Folge des diesjährigen "Kampfs der Realitystars" skeptisch, meint aber lediglich das erste Spiel und nicht die komplette Folge. Um den verbliebenen Promis zur Unterhaltung der Zuschauer eine erneute Strafe unterzujubeln, hat sich die Produktion nämlich wieder ein Spiel namens "Quotenthermometer" ausgedacht und nennt den Arbeitsauftrag: "Nageln, bechern und verbale Entgleisungen."

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Offizielles Ziel: einen Nagel einschlagen, Begriffe anhand von Schimpfwörtern buchstabieren und am Ende mit dem Mund Flüssigkeit durch einen Parcours transportieren. Inoffizielles Ziel: Das Ganze mit reichlich sexuellen Anspielungen auf Teenagerhumor-Niveau aufbereiten. Mit "Im Nageln sehe ich mich ganz weit vorne" oder "Ich glaub', Nageln krieg' ich hin" lässt sich Chris Manazidis zitieren und das war noch das Niveauvollste – und das "Witzigste" auch.

Weil die Promis das Spiel so wenig souverän meistern wie kalkuliert, müssen sie in Zweierteams nun so lange Fragen beantworten, bis sie zehn richtige Antworten beisammen haben. "Was ist das denn für ein Scheiss?", empört sich Kevin Schäfer – allerdings zu Unrecht, denn das Ganze ist weit weniger lustig, als man sich das bei der Produktion vielleicht vorher gedacht hat. Aber vielleicht bringt ja die "Wand der Wahrheit" mehr Brisanz.

Lilo von Kiesenwetter oder Nina Anhan: Wen verkaufen die Promis?

Unter der Fragestellung "Welcher Realitystar hat den höchsten Beliebtheitsmarktwert?" sollen sich die Promis selbst in eine Reihenfolge bringen und dabei Aspekte wie Zwischenmenschliches, den höchsten Wert für die Gruppe oder die Arbeitsleistung im Haushalt berücksichtigen oder wie es Cecilia Asoro formuliert: "Wir suchen den beliebtesten und den unbeliebtesten Sala-Bewohner. Das wird richtig ekelhaft." "Ekelhaft" wird es nicht, lediglich Nina Anhan bringt ein bisschen Wallung rein, als sie auf dem letzten Platz landet.

So weit es die Bilder zulassen, ist Anhans Frust über die ganze Gruppe offenbar Folge eines Missverständnisses zwischen ihr und Chris Manazidis, für RTLZWEI füllt es aber zunächst einige Sendeminuten und im Anschluss sogar noch weitere. Denn das eigentliche Eskalationspotenzial liegt woanders. Jeder Promi bekommt nach der Abstimmung nämlich folgendes Angebot: "Tausche den beliebtesten Realitystar der Sala, Lilo, für 10.000 Euro ein und erhöhe somit die Gewinnsumme um 10.000 Euro auf 50.000 Euro. Oder: Verkaufe den unbeliebtesten Realitystar der Sala, Nina, für 10.000 Euro und reduziere somit die Gewinnsumme um 10.000 Euro auf 30.000 Euro!"

Ein Klassiker, um ein bisschen Feuer hereinzubringen, den RTLZWEI mit einer Schleife verziert: Damit eine der beiden Möglichkeiten greift, muss sie von drei Promis gewählt und unterschrieben werden, die Namen bleiben jedoch anonym. Wer zuerst drei Unterschriften gesammelt hat, fliegt. Der kalkulierte Eklat bleibt allerdings aus, Lilo von Kiesenwetter bekommt lediglich eine Unterschrift von sich selbst und eine von Kevin Schäfer. "Das ist ein Spiel, man muss auch mal selbst an sich denken", findet Schäfer im Einzelinterview, die restlichen Promis starten indes eine halbherzige Täter-Suche, die der Off-Sprecher zur Verbrecherjagd hochreden muss.

Calvin Kleinens "Schleudertrauma"

Man wird das Gefühl nicht los, dass nun, nachdem die grössten Streithähne die Show bereits verlassen haben, bei allen Beteiligten ein bisschen die Luft raus ist. Dann biegt die Folge auch schon auf die Zielgerade ein und da geht die Produktion ans Limit – zumindest ans körperliche. Die Promis sollen mit löchrigen Eimern Sand transportieren, was so gar nicht nach dem Geschmack von Noah Cremer ist: "So ein Drecksspiel ist das, das ist doch für Vollidioten! Für absolute Vollidioten! Und ich lauf' da mit", echauffiert sich der TikToker.

Noch weniger Spass hat allerdings Christoph Oberheide. Denn weil das Spiel in der thailändischen Hitze am Strand stattfindet, zieht Oberheides Kreislauf irgendwann die Notbremse. Der Reality-TV-Darsteller geht in die Knie, muss zuerst hydriert und beschattet und dann aus dem Spiel genommen werden. Etliche Eimer-Läufe später dürfen dann auch die anderen Promis aus der Sonne, denn Calvin Kleinen sichert sich mit seinem Sieg ein Safety-Ticket für die Folgenendabstimmung. Zuvor will Kleinen der Folge aber doch noch etwas geben, worüber man am nächsten Morgen im Büro tratschen kann.

Aber weil Kleinen Kleinen und RTLZWEI nicht Arte ist, entscheidet er sich zum Entsetzen von Lilo von Kiesenwetter kurz vor der Schlussabstimmung für folgende Bekanntmachung: "Ich glaub', ich geh' mir noch einen kloppen." Ausserdem verrät der Trash-TV-Darsteller, dass das zu seiner täglichen Routine in der Show gehöre: "Ich muss mir hier einen schleudern. Sonst dreh' ich hier durch, Alter!" Kleinen kann also noch einmal seinen Markenkern stärken, danach geht es dann endlich zur Abstimmung und hier zeichnet sich relativ schnell eine Entscheidung ab. Die Zwillinge Heidi und Heike sowie Kevin Schäfer schaffen es nicht in die Finalfolge.

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