Nachdem "Der Vollposten" in Italien Millionen Besucher in die Kinos lockte, kommt die Komödie von und mit Komiker Checco Zalone nun in die deutschen Kinos. In seiner Heimat hat der Film voller Italo- und Beamtenklischees einen Nerv getroffen. Wie er das geschafft hat, ist unbegreiflich.
Kommt ein Italiener nach Afrika und wird von Kannibalen gefangen. Schon der Einstieg des Films "Der Vollposten" (Original: "Quo vado?") klingt nach einem lauen Witz. Sehr viel geistreicher geht es auch in den folgenden 86 Minuten nicht weiter.
Hauptdarsteller Checco Zalone, eine in Italien populäre Kunstfigur, hinter der sich der Komiker Luca Medici versteckt, muss den Kannibalenhäuptling vom Wert seines Lebens überzeugen, um nicht über dem Grillfeuer zu landen. Also beginnt er zu erzählen.
Das süsse Beamtendasein
Checco lebt seinen Traum. Im Hotel Mama lässt sich der Enddreissiger umsorgen und als Beamter im Landesamt für Jagd und Fischerei von seinen Mitbürgern hofieren. Während er sich an seinem Beamtenschreibtisch zurücklehnt, fliegen ihm die gebratenen Wachteln – von einem Antragsteller überreicht, von Mama zubereitet – beinahe direkt in den Mund. Ebenso selbstverständlich ist es für ihn auch, sich mal eben monatelang wegen eines erfundenen Typhus krankschreiben zu lassen. Die Verbeamtung macht's möglich.
Doch eine landesweite Reform setzt Checcos Schlaraffenland ein jähes Ende. Weil die Bürokratie reduziert werden soll, stellt ihn die eiskalte Karrieristin Dr. Sironi (Sonia Bergamasco) vor die Wahl: Aufhebungsvertrag oder Versetzung. Während sich seine Kollegen mit einer Unterschrift aus dem sicheren Beamtentum verabschieden, hängt Checco an seinem Posten wie geschmolzener Käse an einem Pizzakarton. Um seine Privilegien und Sicherheiten zu behalten, nimmt er Unannehmlichkeiten und Überraschungen bereitwillig in Kauf.
So muss er als Gerichtsvollzieher in Südtirol Räumungsbescheide überbringen, wird in einem Büro auf Sardinien von seinen Kollegen gemobbt und auf Lampedusa in einer Flüchtlingsunterkunft als Aufseher eingesetzt. Doch Checcos Widerstand bleibt ungebrochen.
Der letzte vermeintliche Horrorjob, den Dr. Sironi ausfindig machen kann, um den hartnäckigen Beamten vielleicht doch noch loszuwerden, bringt ihn an den Nordpol. Doch auch das ewige Eis vermag es nicht, seinen Widerstand abzukühlen. Stattdessen findet Checco ausgerechnet hier die grosse Liebe.
Der Besuchermagnet aus Italien hat durchweg eine Leichtigkeit und ein Tempo, als hätte der grosse Adriano Celentano selbst den Takt vorgegeben. Für Bastian Pastewka, der Checco im Deutschen seine Stimme leiht, ist genau das die grosse Stärke des Films.
Macho, Memme, Muttersöhnchen
Tempo und Leichtigkeit - das klingt zunächst einmal gut. Doch von den im Minutentakt abgefeuerten Gags zünden nur die wenigsten. Sie sind wenig originell – Italiener hupen, foulen, legen Wert auf Pasta al dente und parken in zweiter Reihe – oder einfach platt. So wie der betäubte Eisbär, dem Checco im Dienste der Wissenschaft einen runterholt.
Als Checco beim Comeback von Albano und Romina Power in Tränen aufgelöst dem Heimweh verfällt, erlebt der Film einen seiner wenigen guten Momente.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug, geht der Film über die schlimmsten Vorurteile gegenüber Frauen oder Menschen mit anderer Hautfarbe mit einem lapidaren "So sind sie halt, die Italiener" hinweg. An dieser Stelle hätte man sich ein bisschen weniger Leichtigkeit gewünscht.
Dass inmitten des Hintereinanderwegfeuerns platter Witze auch die Charaktere auf der Strecke bleiben, ist da fast schon egal. Macho, Memme, Muttersöhnchen – viel mehr Tiefgang hat Checco nicht. Diese Fehler machen ihn auch nicht sympathisch, ans Herz wächst einem der stereotype Italo-Bad-Boy erst recht nicht. Man wundert sich nur, wie eine fleischgewordene Ansammlung allerschlechtester Klischees Millionen von Zuschauern in Italien ins Kino locken konnte.
Aber so sind sie halt, die Italiener.
"Der Vollposten" (im Original "Quo vado?") startet am 22. September in den deutschen Kinos.
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