In der neuesten Ausgabe von "Late Night Berlin" ging es neben Coldplay und Coldplay vor allem um Coldplay. Die mögen zwar erfolgreiche Musiker sein - als Talkgäste blieben sie fad und farblos.

Eine Kritik
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Es muss wohl an den anderthalb Jahren Corona-Pandemie liegen. In denen musste sich das deutsche Fernsehen in der eigenen Sosse aus Realityshows und den immer gleichen "Stars" wälzen, die eigentlich keine sind. Wir hatten ja nichts. Beziehungsweise: Die Einreisebeschränkungen verhinderten, dass die internationalen Stars es bis in unsere Fernsehsendungen schafften.

Vielleicht erklärt das, warum ProSieben in der neuesten Ausgabe - der genau 100. Folge - von "Late Night Berlin" ein wenig überreagiert, weil Chris Martin und Will Champion von Coldplay die Jubiläumssendung besuchen. Denn wer sonst noch etwas anderes in der Show von Klaas Heufer-Umlauf erwartete, konnte getrost nach einer Viertelstunde abschalten.

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"Late Night Berlin": Ersten 15 Minuten verzichtbar

Wobei auch diese ersten 15 Minuten verzichtbar waren. Ein paar laue Gags über Armin Laschet (gähn) und die Koalitionsverhandlungen (doppelgähn) eröffneten den Abend, um direkt in den Freundschaftstest von Zuschauer Tim überzugehen.

Das Ergebnis: Sein bester Kumpel Benjamin würde ihn sogar bei einer angeblichen Gewalttat unter Alkoholeinfluss verteidigen. Nach der Auflösung durch den kichernden Klaas Heufer-Umlauf verabschiedet sich der Noch-beste-Freund mit den Worten: "Du bist ein Arsch." Wer würde da widersprechen wollen.

Coldplay bei Klaas: Erfolgreich als Musiker, farblos als Talkgäste

Das ist aber sowieso nur die Ouvertüre zu Coldplay, die den Rest der Sendung kapern. Eine gute Nachricht für die Fans der Band, eine schlechte für alle, die ein wenig Unterhaltung am Dienstagabend erwartet haben. Denn so erfolgreich Coldplay als Musiker sind, so brav und farblos sind sie als Talkshow-Gäste. Die Fragen von Klaas Heufer-Umlauf machen es nicht besser. Er bleibt in der Tradition der deutschen Late-Night-Hosts wie Harald Schmidt und Stefan Raab, die sich nie sonderlich für ihre Gäste interessierten.

Wir erfahren, dass Chris Martin und Will Champion Berlin ganz toll finden (wahrscheinlich, weil sie keine Probleme haben, die Mieten dort zu zahlen), sie mal mit der U-Bahn zwischen den eigenen Fans zum Konzert gefahren sind, der Song "Higher Power" durch ein Trommeln auf dem Waschbecken im Bad entstanden ist und Chris Martin 8000 Songideen auf seinem Handy hat - von denen aber nur 20 brauchbar sind.

Nach einer Stunde Late Night noch eine Stunde Konzert

Wer danach dachte, das reicht doch für einen Abend, lasst Coldplay ihre aktuelle Single spielen und gut ist, der wurde enttäuscht. Auch im Rest von "Late Night Berlin" ging es ausschliesslich um die britische Band. In einem Quiz traten die beiden Musiker gegen Superfan Kathrin an, deren Lebensziel es ist, Chris Martin zu treffen. Schlagzeuger Will Champion schaute, als ob er das nicht zum ersten mal hört.

Die Fragen des Quiz selbst stellen sich als nebensächlich heraus. Vor allem, weil Chris Martin als nettester Sänger der Welt seinen Superfan siegen lässt. Es geht um Zuschauerinnen, die einst die Bühne mit einem Tamburin in der Hand stürmten oder Autoschlüssel, die auf den Bassist geworfen wurden. Das Leben als Rockstar muss heute ganz schön fad sein.

Wenig überraschend gewinnt Superfan Kathrin und darf nach nebenan ins Studio, wo ProSieben ein Konzert von Coldplay aufzeichnet wird, um es im Anschluss an "Late Night Berlin" auszustrahlen. Das dürften nach fast einer Stunde mit Untertiteln aber nur noch die wenigsten erlebt haben. Schliesslich ist es nicht das Lebensziel jedes ProSieben-Zuschauers, Chris Martin von Coldplay zu treffen.

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