In der Serie "Friends" ging es oft um die stürmischen Beziehungsprobleme zwischen Ross und Rachel. Dabei sind es Monica und Chandler, deren unerwarteter Liebe bis heute die Herzen des Publikums zufliegen. Eine Hommage an ein schräges, liebenswertes TV-Paar.

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Julia Hackober sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

"Sie wissen nicht, dass wir wissen, dass sie wissen, dass wir es wissen": Die beliebteste "Friends"-Folge aller Zeiten ist die, in der die anderen vier Freunde herausfinden, dass Monica und Chandler heimlich ein Techtelmechtel gestartet haben – und beschliessen, die Turteltauben ein bisschen auf die Schippe zu nehmen, bis sie die Beziehung endlich zugeben. Die Folge "The One Where Everyone Finds Out" aus der fünften Staffel kann ein Ranking von 9,7 Punkten auf der Filmplattform Imdb für sich verbuchen – vor den immerhin 235 weiteren Folgen der Serie.

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Für Fans wenig verwunderlich: Schliesslich kennzeichnet diese Folge den Beginn der Geschichte eines der legendärsten TV-Paare der Sitcom-Historie. Mehrere Staffeln lang geht bei Chandler Bing und Monica Geller, gespielt von Courteney Cox und dem kürzlich im Alter von nur 54 Jahren verstorbenen Matthew Perry, liebestechnisch ziemlich viel schief – bis die beiden bei der Hochzeit von Ross in London miteinander im Bett landen und feststellen, dass sie als Paar ganz gut zusammenpassen würden.

Im Drehbuch war "Mondler" erst nicht vorgesehen

Dabei war die Beziehung im "Friends"-Drehbuch gar nicht vorgesehen, wie Autorin und Produzentin Marta Kauffman später in einem Interview verriet – man wollte es eigentlich bei dem One-Night-Stand als neckischem Plot-Twist belassen. Erst die ekstatische Reaktion des Live-Publikums beim Dreh brachte das Team auf die Idee, die Geschichte weiterzuspinnen: "Wir hatten keinen zweiminütigen Applaus erwartet… also dachten wir uns, das ist ein unerwartetes Duo, lasst uns damit weiterspielen."

Und Monica und Chandler wurden als Paar schnell zum Publikumsliebling. Vielleicht, weil man sich in Staffel fünf schon ein bisschen am ewigen Liebes-Hickhack zwischen Ross und Rachel sattgesehen hatte und es Zeit für eine neue Story wurde. Aber mit Sicherheit auch, weil die beiden eine Beziehungsidee verkörperten, die auf dem Bildschirm nicht oft stattfindet: Anstatt auf dramatische Liebe auf den ersten Blick zu setzen und dann die Zuschauer bis zum Staffel-Finale zu quälen, ob die beiden "sich kriegen", ging es zur Abwechslung mal um richtig gute Freunde, die schon jede Macke des anderen kennen, als sie plötzlich ein Knistern zwischen sich bemerken.

"Mondler", so der Fan-Name für das TV-Paar, gab der Serie so die Chance, ein etwas ernsthafteres Beziehungsleben komödiantisch zu beleuchten. Es ging nicht mehr nur um verpatzte Dates und unglückliche Jugendschwärmereien, sondern darum, wie Monica und Chandler die Herausforderungen des Erwachsenenlebens bewältigen. Das Zusammenziehen gestaltet sich nicht unproblematisch (Monica weint beim Abschied von Mitbewohnerin Rachel: "Jetzt muss ich mit einem Jungen zusammenleben!"); die Karrieren der beiden müssen immer wieder miteinander vereinbart werden (Chandler wird versehentlich in eine andere Stadt versetzt und die beiden müssen eine Fernbeziehung führen); und von der Hochzeits- bis zur Familienplanung läuft nichts so einfach, wie die beiden sich das vorstellen (die beiden können kein leibliches Kind bekommen und adoptieren Zwillinge).

Aber: Monica und Chandler halten zusammen und gehen ihre Probleme mit Humor an (immerhin geht es hier um eine Sitcom – nicht alles im Leben so wahnsinnig ernstzunehmen, ist trotzdem ein verlässlicher Beziehungstipp). In einem legendären Moment beichten die beiden einander, was sie bei ihrer Hochzeit verbockt haben: Chandler hat die Polaroid-Fotos der Feier verloren, Monica in einem schwachen Moment sämtliche Geschenke allein ausgepackt. "Sind wir quitt?", fragen sie sich und geben sich ein High Five. Es kann so einfach sein.

Eine realistische TV-Liebe

Monica und Chandler waren immer ein TV-Pärchen, das schräg und doch nahbar wirkte. Ein bisschen so, wie das eine Paar aus dem Freundeskreis, bei dem man von aussen nicht ganz versteht, was die beiden aneinander finden, weil sie so unterschiedlich sind, aber bei dem man überzeugt ist: irgendwie funktioniert es. Auf dem Fernsehbildschirm bedeutete das: Die Vertrautheit zwischen Monica und Chandler blieb nie nur Behauptung, sondern das Publikum konnte dabei zusehen, wie sich die Beziehung der beiden entwickelte. Aus "Mondler" wurde ein stabiles Dreamteam, das sich in kongenialen Dialogen neckte, aber auch einige der romantischsten Dialoge der Serie zum Besten gab: "Du machst mich glücklicher, als ich das je für möglich gehalten hätte. Und wenn du mich lässt, dann werde ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen und versuchen, dich das Gleiche fühlen zu lassen." So einen Satz konnte nur Chandler sagen, ohne eine TV-Verlobungsszene in schwülstige Peinlichkeit abgleiten zu lassen.

Die glaubwürdige Beziehungsgeschichte sorgte dafür, dass das Paar ins geneigte TV-Herz geschlossen wurde – bis heute. Bei der "Friends"-Reunion, die im Mai 2021 ausgestrahlt wurde, sagte Monica-Darstellerin Courteney Cox, sie sei überzeugt davon, dass das Paar in der Gegenwart immer noch zusammen sei. "Und du bringst mich jeden Tag zum Lachen", setzte sie an Matthew Perry gerichtet hinzu.

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