(cze/sl) - 42.000 Kandidaten haben sich beworben, aber nur einer konnte das "Supertalent 2011" werden. Am Ende lautete das Ergebnis quasi "Michael Hirte Reloaded" - nach dem Mann mit der Mundharmonika aus Staffel 2 war diesmal der Strassenmusiker und Panflötenspieler Leo Rojas dran.

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Auf Platz 2 landete die "Wärmflasche der Herzen" Sven Müller, Dritter wurde das erst sechsjährige "Piano-Wunderkind" Ricky Kam aus der Schweiz. Wirklich überraschend kam Leos Sieg zumindest für die Juroren aber nicht: Alle legten sich schon vor der Entscheidung fest, dass es auf ein Duell Sven Müller gegen Leo Rojas hinauslaufen würde. So kam es dann auch: Die beiden gehörten zu den drei Finalisten, die die meisten Anrufe der Zuschauer bekamen. Nachdem feststand, dass der kleine Ricky Kam den dritten Platz belegt, mussten Sven und Leo noch ein wenig zittern, als Moderator Marco Schreyl die Entscheidung mal wieder beinahe endlos in die Länge zog - mit dem besseren Ende für den Musiker aus Ecuador, der sich auch über 100.000 Euro freuen darf.

Fassungslosigkeit und Tränen

Der hatte mit seinem Sieg, im Gegensatz zur Jury, aber nicht wirklich gerechnet: Die Verkündung sorgte bei ihm für völlige Fassungslosigkeit und Tränen, die erneute Darbietung seines Siegertitels "Der einsame Hirte" (der bereits erwähnte Mundharmonika-Spieler gleichen Namens sass passenderweise auch im Publikum) geriet daher auch ein wenig wackelig. Noch aufgelöster präsentierte sich eigentlich nur noch die Mutter des Ecuadorianers, die ja erst im Halbfinale aus der Heimat eingeflogen worden war. Die Frau des Musikers hingegen verriet im Interview augenzwinkernd, dass sie das mit dem Sieg überhaupt nicht überrascht habe.

Herzzerreissender Auftritt

Rojas legte aber auch einen herzzerreissenden Auftritt hin. Er spielte mit grosser Geste auf seiner Panflöte und anderen Instrumenten, im Hintergrund wurde ein Wasserfall an die Wand projiziert - Winnetou-Romantik beim "Supertalent". Zusammen mit der rührigen Geschichte um seine Mutter, die fähnchenschwenkend im Publikum sass, blieb da kein Auge trocken. Auch Chefjuror Dieter Bohlen war begeistert. "Ich kann mir das auf einer grossen Bühne sehr gut vorstellen. Es war ein sehr, sehr guter Auftritt", so der Pop-Titan.

Kinderchor und Weihnachtsfeeling

Das sah auch Sven Müller so, der mit "I Have a Dream" von Westlife samt Kinderchor Weihnachtsfeeling in die Show brachte und sich damit einmal mehr die Sympathien des Publikums und der Jury sicherte. Daher stand für ihn am Ende keine Enttäuschung - vielmehr war er froh, dass es endlich vorbei sei, wie er im Interview unumwunden zugab. Überhaupt gönnten alle Finalisten dem "Edward Simoni der Fussgängerzone" den Sieg. Besonders Mark Ashley zeigte sich allerbester Laune, schliesslich bekam er ein weiteres Mal nur gute Kritiken von seinem "Gott" Dieter Bohlen. "Du bist der beste Modern-Talking-Sänger der Welt - nach mir", sagte der Pop-Titan nach Ashleys Auftritt mit "You're my Heart, you're my Soul". Ob das allerdings eine weitere Modern-Talking-Reunion mit einem neuen Sänger nach sich zieht, wollte Ashley nicht verraten ...

Auch beim Drittplatzierten Ricky Kam kam die Jury richtig ins Schwärmen. Das "Wunderkind" verzauberte mit seinem Klavier das Publikum und die Juroren - auch wenn sich in sein "Für Elise" ein paar Fehlerchen einschlichen. Sylvie van der Vaart räumte Ricky sogar eine echte Chance auf den Gewinn der Show ein: "Ich glaube, du bist das erste Kind, das die Show gewinnen könnte." Dafür reichte es für den Sechsjährigen dann doch nicht, doch auch über seinen dritten Platz freute er sich wie ein, nun ja, Kind.

Die Jury war ebenfalls zumeist guter Laune und quittierte die Leistungen im Grossen und Ganzen sehr wohlwollend. Sylvie hatte für mehr als einen Kandidaten einen "besonderen Platz in ihrem Herzen" parat und erklärte mindestens einmal zu oft alle Finalisten zu Gewinnern.

Jörg bekam sein Fett weg

Nur der Schweizer Punk-Pianist Jörg Perreten bekam als Einziger richtig sein Fett weg. Er verspielte sich bei seiner Version von "Nothing Else Matters" von Metallica gleich mehrere Male, was der Jury natürlich nicht verborgen blieb. Auch beim Publikum sorgte sein erster Fehler für ein Raunen. Für Sylvie war der Auftritt noch "okay", üble Kritik gab es aber von Bohlen. "Du hast im Finale nix zu suchen. Es war ein echt schlechter Auftritt", urteilte er und musste sich dafür Buhrufe anhören. Perreten verliess wortlos die Bühne, konnte sich von da an aber der Unterstützung der Zuschauer sicher sein, die ihn bei jeder Gelegenheit frenetisch beklatschten.

Überhaupt, das Publikum. Wer eine solche Veranstaltung noch nicht erlebt hat, kann sich die Mischung aus Junggesellenabschied und Kegelclub-Ausflug kaum vorstellen. Besonders die Fangruppen von Sven Müller und Mark Ashley (genauso in Pink gewandet wie ihr Idol) taten sich in dieser Hinsicht lautstark hervor. Da wurden schon beim Warten auf die Show Sprechchöre angestimmt - dass die ausser den Beteiligten keiner verstand, konnte die Stimmung natürlich auch nicht trüben.

"Du hast die Krücken brennen lassen"

Für Stimmung sorgten in der Show auch die anderen Finalisten, die zwar allesamt keine wirklichen Siegchancen hatten, aber im Grossen und Ganzen für gute Unterhaltung sorgten. So begeisterte Akrobattänzer Dergin Tokmak mit einer feurigen Show das Publikum und auch Jurorin Sylvie: "Du hast die Krücken brennen lassen", so die Holländerin. Viel Gekreische gab es bei Mädchenschwarm Julian Pecher. Der Single aus Fürth sang die Ballade "Still" von Jupiter Jones und brachte nicht nur die Herzen des Publikums zum Schmelzen. Für Motsi Mabuse wirkte der Mädchenschwarm bei seinem Auftritt sehr selbstsicher und entspannt. Sylvie outete sich gar als Fan des Sängers, bei dem einfach "alles stimmt". Bei so viel Lob musste Pop-Titan Dieter Bohlen dagegen halten - ihm war der Auftritt "zu glatt". "Es haben die letzten zehn Prozent gefehlt, das Starmässige eben", so der Juror.

Die Italienerin Desire Capaldo mit ihrem Lied "Memory" von Sarah Brightman hingegen konnte nur Lob einheimsen, Dancing-Queen Motsi fand den Auftritt gar "grandios". Von der Strasse ins Rampenlicht hat es auch Miroslav Žilka geschafft. Der Tänzer begeisterte mit seiner Nummer sogar Dieter Bohlen. Der konnte dem offensichtlichen Kalauer nicht widerstehen: "Der Mann ist beim Poppen nicht zu stoppen." Ein wenig Eigenlob musste beim Pop(p)-Titan dann aber doch noch sein: "Er kann es vielleicht besser - aber ich kann länger."

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