Der deutsche Leichtathlet Heinrich Popow hat seine Teilnahme an der Show "Let's Dance" teuer bezahlt: Wegen einer schweren Verletzung an seinem Bein kann er nun nicht bei der Para-Leichtathletik-WM mitmachen. Trotzdem bereit er es nicht, bei der Show mitgemacht zu haben.
Dass er die Teilnahme an "Let's Dance" teuer bezahlt hat, will Heinrich Popow so nicht stehen lassen. "Die Erfahrungen und Erlebnisse, die damit verbunden sind, wiegen die Schmerzen bei Weitem auf", sagt er in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. "Mein Leben hat sich durch die Teilnahme an dieser Sendung verändert. Es wurde durch diese Erfahrung unglaublich bereichert."
Die Schmerzen, die ihn auch sechs Wochen nach dem unfreiwilligen Ausstieg aus der RTL-Sendung noch plagen, "kommen vor allem, wenn ich abends mal ein bisschen zur Ruhe komme".
Das ist zurzeit selten. Popow ist ständig unterwegs und geht in der Rolle als Botschafter der Amputierten auf. "Ich werde extrem erkannt", sagt er, mit sichtlich gemischten Gefühlen: "Aber dadurch finde ich auch Gehör für meine Botschaft. Und es gibt immer noch einiges zu tun im Umgang mit Prothesen, im Sport wie in der Gesellschaft."
Eigentlich wollte Heinrich Popow Karriere beenden
Deshalb lässt es sich für ihn auch verkraften, dass er sogar sein geplantes Karriereende im Sport zwangsverschieben musste: "Denn eigentlich wäre es ja Quatsch, wenn ich gerade jetzt aufhören würde."
Eigentlich wollte Popow bei der WM in London, an der Stätte der Paralympics 2012, seine sportliche Laufbahn krönen und danach beenden. Doch die Verletzungen, die sich der 34-Jährige bei "Let's Dance" zuzog - als er nach dem Sprung in die Top 5 aussteigen musste, plagten ihn ein Sehnenriss in der Schulter, eine Fraktur des gesunden Fusses und ein "tauber Stumpf" - waren letztlich zu schwer.
In der britischen Metropole wird er für den Prothesen-Hersteller Otto Bock nun die Sportler betreuen und als Hintergrundreporter für die sozialen Medien arbeiten.
Dabei wäre London für den Sportler Popow der ideale Abschluss gewesen. Weil er dort mit Paralympics-Gold über 100 Meter seinen grössten Erfolg feierte. Aber auch, weil er dazu ein ambivalentes Verhältnis hat.
Kampfgeist ist noch nicht erloschen
"Als erste Reaktion hat London 2012 für mich einen schlechten Stellenwert", sagt er sogar: "Weil ich den Erfolg überhaupt nicht geniessen konnte. Es war alles perfekt geplant, und am Ende war es zu perfekt. Ich habe einfach nur funktioniert. Dieses Jahr hat mich viel Kraft gekostet und mich aufgewühlt. Deshalb wollte ich jetzt noch einmal richtig die Atmosphäre im Stadion geniessen."
Als dieser Plan durchkreuzt war, war für den gebürtigen Kasachen klar: "So trete ich nicht ab!" Also verlängert Popow, dessen linkes Bein nach einer Krebserkrankung im Alter von neun Jahren amputiert wurde, die Karriere bis zur EM 2018 in Berlin.
"Berlin mache ich definitiv noch. Und danach mache ich definitiv Schluss", versichert er nun.
Und der Kampfgeist ist auch nicht erloschen. "Ich habe wieder eine Riesenmotivation, weiterzumachen", sagt er: "Weil ich durch das Tanzen andere Reize, ein anderes Körpergefühl entdeckt habe. Das noch ein Jahr trainingstechnisch umzusetzen, ist reizvoll." © dpa
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