In Zeiten von Fake News, Terror-Propaganda und Gesinnungsjournalismus bleibt uns Star-Kolumnisten nur noch das, was dem Schuster seine Leisten und dem Xavier Naidoo sein Aluhut sind: Investigativ-Talent.
Genau hinzusehen, dahinzugehen, wo es weh tut und dabei niemanden schonen und niemanden hofieren. Genau das ist meine Aufgabe in dieser gesellschaftlich herausragend wichtigen Kolumne über das Thema, das Deutschland am intensivsten in Atem hält: die TV-Show "Let's Dance".
Mein 400-köpfiges Recherche-Team hat in 18 Jahren mühevoller Kleinarbeit Abgründe und Skandale herausgearbeitet, gegen die Watergate wirkt wie
"Let's Dance" ist eine als Familienshow getarnte RTL-Selbstreferenzialitäts-Orgie, bei der der Deutzer Privatsender bei Manipulation und unautorisierter Einflussnahme inzwischen in einer Liga mit der russischen Desinformationsindustrie genannt werden muss. Nach der Lektüre dieses Enthüllungs-Meisterwerks werden Sie sagen: Ja, RTL ist der
"Let's Dance": Skandal im Tanzbetrieb
Was also ist in den vergangenen 18 Jahren passiert, seit der einst familientaugliche Tanzevent 2006 das Licht der TV-Dancefloors erblickte? Wir werden Ihnen heute die erschütternden Details einer mafiösen Entertainment-Struktur wissenschaftlich lückenlos dokumentiert präsentieren und den Finger schonungslos in die Wunde legen. Was ist also die Problematik an den auf den ersten Blick harmlosen Tanzbeinschwingungs-Festspielen, die RTL traditionell zwischen Februar und Juni aus dem Fernseh-Eldorado Köln-Ossendorf in die Wohnzimmer trägt?
Nun, die Wahrheit liegt, wie so häufig, direkt vor uns. Es braucht lediglich einen analytisch starken Publizisten, der sich der Nachforschung widmet. Das Ergebnis ist dann meist erschreckend – so auch im Fall der wohl bekanntesten Tanztee-Fernsehsendung der Nation.
"Let's Dance" ist ein Festball mit klarem Konzept: Mehr oder weniger (zuletzt leider eher weniger) prominente Kandidaten bilden mit definitiv hoch qualifizierten Profitänzern eine Lerneinheit und präsentieren ihre Fortschritte Woche für Woche so lange einer Jury und dem Publikum in den Wohnzimmern, bis nur noch der beste der besten Tänzer übriggeblieben ist.
Dieser Staffelgewinner heimst sowohl den sogenannten Dancing Star ein als auch eine veritable Showkarriere, wenn Tanzheimatsender RTL ihn im Anschluss durch so ziemlich jedes hauseigene Format prügelt, bei dem es irgendwie zu rechtfertigen ist, dass ein prominenter Gast auftritt.
Tanz-Mafia RTL!
In den vergangenen 16 Staffeln – und hier beginnt die fragwürdige RTL-Eigenvermarktung – gewannen bereits folgende prominente Teilnehmer:
Wayne Carpendale (RTL-Bezug: Berühmt geworden durch "Unter Uns")Susan Sideropoulos (RTL-Bezug: Berühmt geworden durch GZSZ)Sophia Thomalla (RTL-Bezug: Moderiert "Die Bachelorette – Das Wiedersehen", "Are You The One" und zahllose andere Dating-Shows, die es lediglich als Streaming-Format abzurufen gibt)Maite Kelly (RTL-Bezug: Berühmt geworden als Jurymitglied bei DSDS)Magdalena Brzeska (RTL-Bezug: Bekannt geworden durch das RTL-Liveformat "Die Pool-Promis")Manuel Cortez (RTL-Bezug: sein Podcast "Freigeist" läuft bei RTL Plus)Alexander Klaws (RTL-Bezug: Bekannt geworden als Sieger bei "DSDS")Hans Sarpei (RTL-Bezug: Bekannt geworden durch "Sarpei will's wissen")Victoria Swarovski (RTL-Bezug: Bekannt geworden als Jurymitglied bei "Das Supertalent")- Gil Ofarim (RTL-Bezug: Bekannt geworden durch "Alles was zählt")
- Ingolf Lück (RTL-Bezug: Gilt als Entdecker des Vater-Komplexes bei
Ekaterina Leonova ) - Pascal Hens (RTL-Bezug: Bekannt geworden durch "Murmel Mania")
- Lili Paul-Roncalli (RTL-Bezug: Bekannt geworden durch "Schlag den Besten")
- Rúrik Gíslason (RTL-Bezug: Bekannt geworden durch "5 Gegen Jauch")
- René Casselly (RTL-Bezug: Bekannt geworden durch "Ninja Warrior")
- Anna Ermakova (RTL-Bezug: Bekannt geworden als Jurymitglied bei "Das Supertalent")
Sie sehen: RTL steuert die Geschehnisse der vermeintlich unabhängigen, ungescripteten und leistungsorientierten "Let's Dance"-Shows mit langer Hand zur Vergrösserung der Reichweite und Bekanntheit der eigenen Sendergesichter. Von einem fairen Wettbewerb kann keine Rede sein.
Stellt sich natürlich automatisch die Frage: Wie tief stecken die aktuellen Juroren
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Tanz oder gar nicht
Womit wir bei der aktuellen Folge von Freitag wären. Wie immer präsentiert vom neuen Backwaren-Startup, das
Das Erste, was in Show sieben des Jahrgangs 2024 auffällt, ist: sie wirkt entspannt. Der oftmals auf Kriegsfuss mit halbwegs verständlicher Kommunikation stehende Junior-Juror Jorge González trägt heute eine etwa vier Quadratmeter grosse Empfangsschüssel auf dem Kopf, mit der er während der Tanz- und Werbepausen kaukasische TV-Stationen oder Nachrichtensender aus seiner Heimat Kuba empfangen kann.
Oft wird ihm nahegelegt, er möge doch "dahin zurückgehen, wo du geboren bist!" Das wäre dann Hagen in NRW, aber das ist wirklich niemandem zuzumuten. Um das Leid vollständig zu machen, hat Tanzpartnerin Marta Arndt unter der Woche offenbar ihren Abschluss an der Thomas-Hayo-Denglish-Akademie gemacht und rät: "Du musst unten strong sein, sonst kannst du oben keine Feelings zeigen!" Das wird im Urteil von Jorge goutiert: "Ich abe gespurt, du ass emossionall gedanss!"
Sophia Thiels Profitänzer Alexandru Ionel hat sich im Kalender geirrt und ist verkleidet erschienen. Seine Interpretation von Steve Urkel aus "Alle unter einem Dach". Oder es war gar kein Versehen und er ist Heidi Klum in die Hände gefallen, die ihm das schlechteste Umstyling der Woche verpasst hat. Auch bei
Zum einen trägt sie Leggins, für die geschätzte 300 Leoparden sterben mussten, was ihr wenig Sympathien bei Tierschutzorganisationen einbringt. Tierschutz liegt ihr nicht so am Herzen, Stromkosten senken auch nicht. Vergeblich hofft sie auf reichlich Thiel-Schützerinnen.
Das "C" in Biyon Kattilathu steht für "Copy/Paste"
Es tanzen noch der erwartbar sehr gute Gabriel Kelly, der auch optisch als der Erling Haaland der Tanznovizen gilt und der Popstars-affine Detlef D! Soost. Letzterer holt mit Ekaterina Leonova spektakuläre 26 Punkte - wird aber trotzdem noch ausgestochen. Und zwar von Mark Keller. Dem möchte der offenbar an latenter Mark-Keller-Ultraritis leidende
Zum Glück vergisst er über diesen unerwarteten Punkteregen, andauernd seine Stimme so unangenehm zu verstellen, wie er es die vergangenen Wochen zelebriert hat. Vermutlich in dem unerklärlichen Glauben, jemand am TV-Bildschirm würde das amüsant finden.
An Tony Bauers Auftritt bleibt leider das Interessanteste, wie Motsi Mabuse seinen Tanzstil ausspricht: "Contemperri". Insgesamt kennt die Jury staffelübergreifend etwa 40 verschiedene Varianten, wie Contemporary ausgesprochen wird. Die Lieblingsversion von Jorge González lautet beispielsweise "Gohndemmbohrie".
Zum Abschluss gibt es noch den legendären Discofox-Marathon. Eine Disziplin, die bei "Let's Dance" so populär und beliebt ist wie bei GNTM der Quotenmagnet Umstyling. Das Einzeltanz-Ranking führt Mark Keller an, Lulu holt die Discofox-Marathon-Bierkrone. Sie darf zur Belohnung die Show mit einer Stand-Alone-Performance mit ihrem Profipartner Massimo Sinató schliessen, die sie zu Daniel Hartwichs Lieblingssong "Victoria Swarovski" absolvieren.
Der Song soll wohl eine Hommage an Hartwichs Co-Moderatorin sein. Oder, naja, zumindest an ihren Körperbau. Neben dem literaturnobelpreisverdächtigen Refrain "Vic, Vic, Vic, Victoria Swarovski" geht es im Rest des Songs primär um die Sehnsucht, Victoria Swarovski einzuseifen.
Da sei aber Gott vor, oder wie man im "Let's Dance"-Kosmos sagt: Joachim Llambi. Glücklicherweise uneingeseift präsentiert die ballermannbesungene Vic, Vic, Vic, Victoria Swarovski anschliessend noch die beiden Verlierer des Abends. Nach augenscheinlich verheerender Ausbeute im Publikums-Voting trifft es Fitness-Influencerin Sophia Thiel und den Konrad Kujau der Lebensweisheiten: Biyon Kattilathu. Beide werden kommende Woche nicht mehr dabei sein, wenn Mabuse, González und Llambi zur Jury-Challenge rufen. Ich aber schon! Bis dann.
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