Stars belehren über den ersten Kuss, wie man jemanden anspricht und die grosse Liebe. Muss das sein? Wenn es so unterhaltsam wie es in der neuen VOX-Show "Liebe und andere Dramen" ist, dann ja.

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Promis. Sie sind überall. Zumindest, wenn man den Fernseher einschaltet. Kaum eine Sendung kommt ohne sie aus. Quizsendungen, Talkshows, selbst beim Kochen. Seltsam. Schliesslich heisst es immer, Deutschland habe kein Stars. Und auf einmal sind es mehr, als einem lieb ist.

Die schlimmste Form ihrer Anwesenheit ist, wenn sie dasitzen und kommentieren. Etwa "Die 25 grössten Peinlichkeiten 90er", während Bilder von Techno-Teenies in Buffalos über den Bildschirm rauschen. Den "Stars" fällt dabei nicht einmal auf, dass sie selbst eine der Peinlichkeiten dieser Zeit sind. Und jetzt kommt also das nächste Format, die nächsten Promis. In "Liebe und andere Dramen" berichten sie aus ihrem amourösen Fundus. Was zunächst wie "Bunte TV" klingt, ist tatsächlich unterhaltsam. Wie konnte das nur geschehen?

Erstens: In dem neuen Vox-Format gibt es keine Einspieler. Zweitens: Die Menschen dort sind tatsächlich prominent: Uschi Glas, Enie van de Meiklokjes, Horst Lichter, Axel Schulz, Meret Becker, Jörg Wontorra, Anna Thalbach, TAZ-Chefredakteurin Ines Pohl und und und. Da ist für jeden etwas dabei. Also, noch einmal: Wie konnte das passieren?

Reden ohne Unterbrechung

Vielleicht liegt es daran, dass die Teilnehmenden einfach mal reden dürfen, ohne dass sie ständig unterbrochen werden. Horst Lichter etwa berichtet, dass er als Kind ausprobieren wollte, warum denn immer alle davon so begeistert sind, miteinander ins Bett zu gehen. Also legte er sich mit seiner Freundin auf die elterliche Matratze. Nach einer halben Stunde wurde ihnen das zu langweilig. Sie gingen lieber spielen. Uschi Glas hingegen traf sich mit Verehrern heimlich an der Isar. Und Andrea Sawatzki verliebte sich immer den Falschen, weil sie ihre Brille nicht aufsetzen wollte. Die Männer sah sie nur als Umriss - und "stellte sich was Schönes vor". Wenn sie näher ran kam, musste sie sie dummerweise oft wieder loswerden.

Lose hangelt sich "Liebe und andere Dramen" an Themen wie "Der erste Kuss" oder "Gute Anmachsprüche" durch 60 Minuten. Das neue Format - zunächst auf vier Folgen angesetzt - schafft es dabei, unterhaltsam und witzig zu sein, ohne ins Schlüpfrige abzugleiten. Warum das anderen Formaten nicht gelingt, ist danach ein Rätsel. So entspannt hat man Prominente schon lange nicht mehr erzählen lassen. Und lernen kann man dabei auch etwas.

Männerfang im Baumarkt

Schauspieler Steffen Groth empfiehlt zum Beispiel, zum Yoga zu gehen, um Frauen kennen zu lernen. Da sei die Quote gut und "man kann sich das Material direkt angucken". Gleichzeitig gilt man direkt als "sensibel". Natascha Ochsenknecht bevorzugt hingegen den Baumarkt. Aber nur Samstag vormittags, da gebe es die besten Männer. Wie man die anspricht, weiss Ex-Boxer Axel Schulz: "Wenn beide besoffen sind, kann man vieles sagen."

Nervig ist an "Liebe und andere Dramen" nur die gekünstelte Sprecherin, die mit Softsexstimme von einem Interviewschnipsel zum nächsten überleitet. Sie haucht, winselt, und man fühlt sich irgendwie an Susi von "Herzblatt" erinnert. Dabei hätte es das gar nicht gebraucht. Die Prominenten, die tatsächlich welche sind, funktionieren auch ganz gut ohne jede Nachhilfe. Vielleicht liegt das auch daran, dass Vox endlich ein Thema gefunden hat, über das jeder gerne spricht: Liebe. Und die ist doch schliesslich viel wichtiger als das Peinlichste aus den 80ern, 90ern und von heute.

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