Wer heutzutage nicht als völliger Vollidiot dastehen will, sollte in jedem Gespräch mindestens einmal den Satz "Ich bin ja auch ein Serienjunkie!" fallen lassen. Damit das bei Ihnen nicht nur eine leere Phrase ist, sondern Sie auch wirklich auf ein reichhaltiges Arsenal an TV-Munition zurückgreifen können, bekommen Sie von uns an dieser Stelle Tipps für die besten Serien der Welt - oder das, was die Redaktion dafür hält.
Teil 3: "Arrested Development"
Es gibt bei jeder Serie Leute, die sagen, dass man sie unbedingt im Original sehen muss. Weil sonst der Witz verloren geht. Meistens stimmt das zumindest zum Teil, oft ist auch eine gehörige Portion Klugscheisserei dabei - aber nie war das so richtig wie bei "Arrested Development".
Kaum eine andere Serie stürzt sich so exzessiv in Wortspiele und Zweideutigkeiten wie die Saga um die Familie Bluth, die mal reich war und alles verloren hat. Der Charakter Tobias etwa hat seine Approbation als Psychologe verloren, unter anderem wegen der Visitenkarten, auf denen er sich als eine Mischung aus Analyst und Therapeut selbst als "Analrapist" bezeichnet. Jeder einzelne seiner Sätze ist zweideutig - was seine angeheirateten Verwandten und den Zuschauer regelmässig an seiner sexuellen Orientierung zweifeln lässt: "Even if it means me taking a chubby, I will suck it up" - daran darf sich jeder Übersetzer die Zähne ausbeissen.
Tobias ist als Schwiegersohn Teil der Bluths - der vielleicht schrägsten Familie, die je über die Mattscheibe lief. Patriarch George senior (Jeffrey Tambor) war mit seiner Immobilienfirma mal extrem erfolgreich, landet aber in der Pilotfolge wegen unbezahlter Rechnungen, illegaler Methoden und Verwicklungen mit windigen Geschäftspartnern im Knast. (Ein Ordner mit Geschäftspapieren, hinter denen das FBI her ist, trägt den Codenamen "Maddas" - und verrät rückwärts gelesen den Namen des Kunden.) Seine Frau Lucille (Jessica Walter) als herzlose Mutter zu bezeichnen, wäre noch schmeichelhaft. Sie hat ihrer Tochter Lindsay (
Die Söhne sind auch nicht besser weggekommen: Buster (Tony Hale) lebt noch bei seinen Eltern und hat eine ungesund enge Beziehung zu seiner Mutter. Gob (kurz für George Oscar Bluth, gespielt von Will Arnett) verdingt sich als Magier - scheitert aber an den simpelsten Tricks. Seine Show besteht eigentlich nur aus ein paar Tanz-Moves zu Europes "The Final Countdown", bevor er einen gross angekündigten Trick in den Sand setzt.
Einzig der mittlere Sohn
Dazu gesellt sich noch die dritte Generation der Bluths: Maeby (mit einer erfundenen Verwandten namens Surely) und ihr Cousin George Michael (eine Hommage an Vater und Grossvater, nicht an den Sänger), der hoffnungslos in Maeby verknallt ist.
"Arrested Development" sticht aus dem Raster der TV-Komödien gleich aus mehreren Gründen hervor: Die Serie verlangt ungemein viel vom Zuschauer, denn die Handlungsstränge sind mehrfach verwoben, die Erzählerstimme bemüht sich nur leidlich, der ganzen Geschichte eine Richtung zu geben, und die Zeitebenen wechseln ständig. Die vierte Staffel wurde sogar so konzipiert, dass es egal ist, in welcher Reihenfolge man sich die Folgen ansieht.
Dafür belohnt sie die aufmerksamen Fans aber im Überfluss. In jeder Folge sind mehr geniale Witze versteckt als bei anderen Serien in einer ganzen Staffel; manche Pointe ergibt erst Folgen später Sinn, wenn sie in einem anderen Zusammenhang wieder aufgegriffen wird. In kleinen Nebenrollen brillieren teilweise längst vergessene US-Serienstars wie Henry Winkler ("Fonzie" aus "Happy Days") als komplett ahnungsloser Anwalt und Scott Baio ("Jack Stewart" aus "Diagnose Mord") als sein Anwalt-Widersacher Bob Loblaw mit dem "Bob Loblaw Law Blog" - gesprochen Bablablalablag.
Ebenfalls in wiederkehrenden kleinen Rollen tauchen Superstars auf wie Ben Stiller als Magier "Tony Wonder" oder Liza Minnelli als Nachbarin von Lucille Bluth, die ebenfalls Lucille heisst, weshalb sie von allen nur "Lucille 2" genannt wird.
Man könnte noch seitenlang über all die Qualitäten von "Arrested Development" schwärmen, ohne auch nur annähernd zusammenfassen zu können, was diese Serie so brillant macht. Wer im Englischen einigermassen bewandert ist und auf skurrilen Humor steht, der besorge sich einfach bitte die DVDs - und mache sich auf einige Stunden Comedy vom Feinsten gefasst.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.