Wer heutzutage nicht als völliger Vollidiot dastehen will, sollte in jedem Gespräch mindestens einmal den Satz "Ich bin ja auch ein Serienjunkie!" fallen lassen. Damit das bei Ihnen nicht nur eine leere Phrase ist, sondern Sie auch wirklich auf ein reichhaltiges Arsenal an TV-Munition zurückgreifen können, bekommen Sie von uns an dieser Stelle Tipps für die besten Serien der Welt - oder das, was die Redaktion dafür hält.

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Teil 8: "It’s Always Sunny In Philadelphia"

Fünf Schwachköpfe sitzen in ihrer Bar - und weil ihre Kneipe, das "Paddy’s Pub", die ödeste Spelunke der Stadt ist, sind die fünf Idioten wie so oft selbst ihre besten Kunden. Also haben sie Zeit. So viel Zeit, dass mit Sicherheit gleich einer von ihnen eine verdammt bescheuerte Idee haben wird. Sie könnten doch zum Beispiel ein Erbe erschleichen. Den eigenen Tod vortäuschen. Mit der Mutter des besten Freundes schlafen. Oder einen eigenen Film drehen.

Natürlich werden sie es versuchen. Natürlich wird ihr Plan nicht aufgehen. Und natürlich wird am Ende die jämmerliche Aktion in einem riesigen Streit enden. Klingt verrückt? Ist es auch. Willkommen in der Welt von "It’s Always Sunny In Philadelphia", der vielleicht meistunterschätzten Comedy-Serie der Welt.

Mittelpunkt der Serie ist “die Gang”. Sie besteht aus fünf Egoisten, die noch nie ein Problem gelöst haben, aber Meister darin sind, die Schuld beim anderen zu suchen. Charlie Kelly, gespielt vom herausragenden Charlie Day, ist der Dummkopf der Truppe – wer einen klischeebehafteten Prototypen eines amerikanischen Idioten sucht, findet ihn hier. Seit seiner Kindheit ist Charlie mit Mac befreundet (dargestellt von Serienerfinder Rob McElhenny), der gerne seine Männlichkeit zur Schau stellt, am Ende aber doch immer jedem Konflikt aus dem Weg geht.

Der dritte Kumpel im Bunde, Dennis Reynolds (Glenn Howerton), lässt seine Freunde gerne wissen, wie kultiviert und gebildet er ist, fährt den Karren aber dennoch regelmässig an die Wand – vor allem, wenn es darum geht, für seine Zwillingsschwester Deandra Reynolds (Kaitlin Olson) da zu sein. Wobei Deandra, die alle nur „Dee“ nennen, auch wirklich kaum zu helfen ist: Ihre Karriere als Schauspielerin hat sie in den Sand gesetzt und kann heute nicht viel mehr als Panik verbreiten.

Was in der Kindheit der Gang schiefgegangen sein könnte, lässt der in der Midlife Crisis steckende Frank Reynolds (Danny DeVito) ab Staffel zwei erahnen: Die Erschaffung des fünften Seriencharakters - juristischer Vater von Dee und Dennis (und vielleicht auch der Erzeuger von Charlie) - brachte die Serie erst so richtig ins Rollen.

Zehn Staffeln von „Sunny“ wurden bereits ausgestrahlt, zwei weitere sind in Planung. Die Episoden sind in sich geschlossene 22-Minuten-Happen, die nicht unbedingt zur Dauerbeschallung geeignet sind. Wer zu viele Folgen auf einmal schaut, läuft Gefahr, eine Überdosis der grenzwertigen Blödeleien abzubekommen. Wer sich jedoch auf die Idiotie der Gang einlässt, wer den beissenden Sarkasmus und den schwarzen, trockenen Humor erträgt, der wird begeistert sein. "Sunny" ist eine Serie, die einen nicht schmunzeln lässt, sondern für laute Lacher sorgt – auch wenn man an manchen Stellen kurz davor ist, die Fernbedienung aus dem Fenster werfen zu wollen – zum Beispiel wenn die Gang versucht, auf einer Demonstration gegen Abtreibungen Frauen anzubaggern.

McElhenney, Howerton, und Day, die nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produzenten sind, sind dabei von ihrer Linie nie abgewichen: Sie provozieren und halten der Gesellschaft den Spiegel vor, ohne belehrend zu wirken – und ziehen ihr Konzept seit über einem Jahrzehnt durch, ohne die Charaktere weiterzuentwickeln. Das mag der Hauptgrund dafür sein, dass die Serie bei Preisverleihungen ziemlich konsequent ignoriert wird – in Staffel neun liessen die Macher die Comedywelt wissen, dass sie damit nicht so ganz einverstanden sind und liessen kurz vor der Emmy-Verleihung eine Episode mit dem eindeutigen Namen "The Gang Tries Desperatley to Win an Award" ausstrahlen.

Das gelingt nicht. Weder in der Serie, noch in der Realität. Vermutlich ist das auch gut so. Denn so entwickelte sich „It’s Always Sunny In Philadelphia“ zu einem Dauerbrenner, der an Qualität nichts verloren hat. In Deutschland hat es die Serie bis heute nicht über den Status des Geheimtipps hinausgeschafft, den wir hiermit aussprechen wollen: Wer auf Comedy steht, die nicht nur ganz nett, sondern richtig witzig ist, sollte sich testweise die ersten beiden Staffeln zu Gemüte führen (und dranbleiben, bis Danny DeVito mit im Boot ist). Es lohnt sich. Wirklich! Oder, um es mit Charlies Worten zu sagen: "Wildcard, bitches!"


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