Gekommen, um zu keifen. Zwischen Folge eins und sieben hatten die selbst ernannten Promis von "Like Me - I'm Famous" ausreichend Gelegenheit, sich anzuschreien. Filip Pavlovic ist seit Dienstagabend nun der Last Man Standing in diesem Keif-Contest und darf sich über 20.000 Euro freuen. Und der Zuschauer darüber, dass es nun vorbei ist.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Halloohoo? Bin ich die Erste? Krass." Mit diesen Worten zog vor einigen Wochen Sarah Knappik in eine Villa in Rösrath, um mal wieder ihre Reality-TV-Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

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Seit Dienstagabend wissen RTL-Zuschauer nun, dass Knappik zwar die Erste war, Filip Pavlovic hingegen der Letzte. Und da die Letzten bekanntlich die Ersten sind, darf sich Herr Pavlovic nun über die Siegprämie von 20.000 Euro und den Titel "offizieller Sieger der ersten Staffel 'Like Me - I'm Famous'" freuen.

Wer bis hierhin kein Wort verstanden hat: Es geht um die Finalfolge der Trash-TV-Sendung "Like Me - I'm Famous", was sich auf Deutsch ungefähr übersetzen lässt mit "RTL hat wieder einen Steher C-Promis in ein Haus gesperrt, damit die sich gegenseitig anblöken bis einer heult. Mindestens einer."

Wer hat die meisten Likes?

Diese C-Promis wiederum eint die Eigenschaft, dass man sie aus irgendeinem der inzwischen unzähligen Trash-TV-Formate wie "Die Bachelorette", "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" oder "Love Island" kennen könnte.

Nun hatte RTL also vor ein paar Wochen aus all diesen Gaga-TV-Teilnehmern eine mehr oder weniger repräsentative Schnittmenge gebildet und in besagte Villa gesperrt, damit sie das fabrizieren, was man von ihnen erwartet: möglichst viel Radau und möglichst wenig Niveau.

Wie genau das vonstatten ging, ist genauso irrelevant wie bei all den anderen Plärr-und-Heul-Formaten, aber zum Regelwerk sei kurz gesagt, dass man bei "Like Me - I'm Famous" Likes vergeben, erwerben, tauschen und erspielen kann und wer am Ende des Tages von diesen Likes die wenigsten hat, ist raus und muss auf die Anfrage für das nächste Trash-Event warten.

Alexander Molz hat Angst vor Handschuhen und Smarties in der Nase

Filip Pavlovic, so viel wissen wir seit Dienstagabend, darf diese Wartezeit am gelassensten angehen, denn die finale Folge acht bescherte ihm den Sieg und ein üppiges Handgeld, mit dem man schon einmal Vorräte für ein paar Tage kaufen kann.

Bis es so weit war, musste sich Pavlovic aber noch gegen die restlichen zwei Finalteilnehmer Melanie Müller und Alexander Molz nach allen Regeln der Trash-TV-Kunst durchsetzen – was nur wenig schöne Momente hatte. Wenn überhaupt.

Drei "Fame-Games" und eine Like-Vergabe standen noch vor dem erlösenden Ende und dem treten die TV-Insassen zunächst in Clowns-Kostümen entgegen. "In mir ist nichts Anderes als Stärke und Hoffnung", geht Alexander die Aufgabe optimistisch und pessimistisch zugleich an und muss noch vor dem eigentlichen Start schon auf die Hoffnung zurückgreifen, als er die Clowns-Handschuhe anzieht: "Ich habe Angst vor diesen Dingern hier."

Doch Alexander sollte seine Handschuh-Angst einigermassen in den Griff kriegen – zumindest so sehr, dass er bei den Clowns-Kindergeburtstagsspielchen noch Herr über seine Reflexe blieb: "Ich hab' die ganze Zeit Smarties in meine Nase bekommen und musste aufpassen, dass ich mich nicht übergeben muss." Wie genau die Smarties in Alexanders Nase gelangen konnten, ist unerheblich, ganz im Gegensatz zur Kameraeinstellung, die es erlaubte, die Promis beim oralen Smarties-Transport von unten zu beobachten.

Melanie Müller: "Und für die Scheisse habe ich jetzt einen Daumen auf dem Hintern"

Und auch wenn das alles nicht schön anzusehen war, konnten die TV-Influencer beweisen, dass sie mehr hinbekommen, als sich einen Instagram-Account zuzulegen.

Nur Filip ist mit seiner Leistung nicht völlig zufrieden, weil er bei der Clowns-Olympiade wegen einer Zeitstrafe hinter Alexander nur Zweiter wurde: "Ihr könnt das gar nicht nachvollziehen. Ihr wisst gar nicht, wie es da ist, wie ein Idiot da rumzulaufen und zu kämpfen."

Der Rest der Spielchen ist nun auch nicht das, was man sich unter grosser Fernsehkunst vorstellt: Wurstwasser trinken, peinliche Fragen am Lügendetektor beantworten und sich das Gesicht mit Farbe beschmieren lassen. Nur die Herausforderung, ob man sich für ein paar Likes auch einen Like-Daumen tätowieren lassen würde, hebt sich vom Trash-Einerlei ab – aber das muss ja nichts Gutes sein.

Aber Trash-TV wäre nicht Trash-TV, wenn sich nicht alle Promis ein Tattoo stechen lassen würden und so gehen alle drei Finalisten mit kleinen Daumen am Körper und einer grossen Portion Unbehagen im Bauch in die Schlussabstimmung.

Zu Recht, wie sich zeigen sollte, denn gerade als sich Alexander nach den Spielen schon als Sieger wähnt, haben plötzlich alle bisherigen Teilnehmer noch einmal einen letzten Auftritt und verteilen ihre Likes. Und so gewinnt am Ende eben Filip und nicht Alexander den zweifelhaften Titel.

Acht Folgen lang haben die Promis nun um Likes, Liebe, Aufmerksamkeit und Follower und gegen Anstand, Würde und gute Fernsehunterhaltung gekämpft und nur für einen hat sich dieser Kampf einigermassen gelohnt. Oder wie es Melanie Müller zusammenfasst: "Und für die Scheisse habe ich jetzt einen Daumen auf dem Hintern."

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