Dieses Jahr starten die "Love Island VIP"-Folgen mit einem Werbepartner, der zum einen das neue RTLzwei-Sensationsformat präsentiert und darüber hinaus potenziellen Neukunden "21 Tage perfekte Nägel" verspricht. Daran sind zwei Dinge bemerkenswert.
Zum einen würde ich gerne mal Kaufimpuls-Studien dazu sehen, dass es jemals eine TV-Zuschauerin gab, die sich gedacht hätte: "Ach cool, die präsentieren 'Love Island', dann lass ich mir von denen jetzt die Nägel machen!" Und zum anderen wäre "21 Tage perfekte Nägel" auch der perfekte Titel einer Doku, sollte sich ein Rechercheteam vom ÖRR mal undercover bei "Love Island" einschleusen und einen Exklusivbericht darüber anfertigen, was in der Villa der Karrieregestrandeten wirklich passiert.
Bevor jetzt aber die ersten Behind-The-Scenes-Liebhaber anfangen, in der ARD-Mediathek nach "Love Island" zu suchen: Diese Doku wird es nie geben. Die Investigativ-Beauftragten bei den Öffentlich-Rechtlichen sind seit Monaten vollkommen damit ausgelastet, Israel zu erklären, wie man sich im Nahostkonflikt zu verhalten hat.
Diese Woche auf dem Liebesatoll der Schmalbekleideten verspricht aber auch ohne Sekundäreinsatz irgendwelcher Rundfunkgebühren ein Kracher-Festival wie aus dem Trash-TV-Lehrbuch zu werden. Schon ab Minute eins ist die Spannung bei den Zuschauern an den Empfangsgeräten grösser als die bei der FDP, ob das D-Day-Papier womöglich doch nicht als D-Day der Ampel in die Politikgeschichtsbücher eingehen wird, sondern als D-Day für
Damit aber genug der Tagespolitik, kommen wir zur Tagestragik. Der Cliffhanger-Beauftragte von RTLzwei hatte vergangene Woche eine Sternstunde, als er Sophie Imelmanns Entscheidung zwischen
"Love Island VIP": Eine überraschende Entscheidung und ein neues Gesicht
Am Ende muss der gemeine "Love Island"-Fan, der sich nunmehr eine Woche bebend vor Aufregung im Bett hin und her gewälzt hat, mit dem dramaturgisch nachvollziehbaren, gossipseitig aber zweitklassigen Ergebnis arrangieren: Sophie ist bereit zu verzeihen und wählt den ihr vermeintlich untreu gewordenen Yasin zurück in ihr Couple-Bett.
Damit ist mal wieder Geheim-Alarm auf dem Bagger-Event für Zwangsverliebte, denn die letzte verbliebene Dame,
"Love Island VIP" ist damit für Danilo vorbei. Unter dem strengen Blick der Liebesspiel-Dompteurin
Vor allem
Die Chancen auf ein Happy End im "Tatsächlich... Liebe"-Style stehen allerdings aktuell sogar bei Sophie und Yasin besser. Nach der nervenzermürbenden Paarungs-Zeremonie bittet Yasins Rettungsanker Sophie ihn umgehend zum Interessensabgleich auf die zum Beichtstuhl umfunktionierte Pool-Bank. Dort schwört Yasin auf alle Vokabeln, die er kennt, dass er es ernst meint. Sophie glaubt ihm und fällt ihm erleichtert in die Arme. Später am Abend wird Yasin seinem Busenfreund Gigi berichten: "Ich hatte gar keine Gedanken, die in eine intime Richtung abdriften, ich will sie einfach küssen!" Halleluja. Was kommt als nächstes? "Ich hatte gar keinen Gedanken, mich finanziell zu ruinieren, ich will einfach dreissigmal so viel Geld ausgeben, wie ich habe!"
Aber Wortakrobatik hin oder her, der Kopulations-Disponent bei RTLzwei hat noch ein Fummel-Ass für Yasin und Sophie im Ärmel und schickt die beiden Anwärter auf den goldenen Reality-TV-Beischlafpreis 2024 zu einem ungestörten Transaktionsdate in die Private Suite. Traditionell ein Ort, an dem der intellektuelle Diskursaustausch zugunsten jungendschutzproblematischer Anatomieforschung eingestellt wird. Mal abwarten also, wie lange Yasins Vorsatz Bestand hat, keine intimen Gedanken zu hegen.
Um den Deckakt-Festspielen auf dem Eiland der Samenstau-Bewältigung auch für die anderen liebeshungrigen Topkandidaten eine besondere Würze zu geben, lädt RTLzwei am nächsten Morgen direkt zu einem "Flotten Dreier!" Sofort schlagen die Testosteronstängel der Balz-Bros höher. Begattungs-Fachmann Gigi beispielsweise schwärmt: "Es gibt nichts Besseres wie einen Dreier!" Ausser halt Grammatik.
Grammatikalisch besser aufgestellt ist der letzte Neuzugang im Bikinihimmel für durchtätowierte Beischlafbettler, Tobias. Die schönste Grammatik hilft allerdings auch nicht, wenn man dafür den erotischen Charme eines Öltankers ausstrahlt. Seine Chance, mit der von ihm favorisierten
Ein Einstand nach Mass. Mal wieder ein goldenes Händchen von Cheftrainer Simon Beeck. Der Joker sticht, wie wir Fussballkommentatoren-Ikonen sagen. Dieser Siegeszug bleibt natürlich auch dem Gegner nicht verborgen. Mittelfeldstratege
Die an Subtilität kaum zu überbietende dialogseitige Blutgrätsche zahlt sich für Wilson dennoch aus. Nur Minuten später findet er sich zum feuchtfröhlichen Abtast-Engtanz mit Melissa Damilia im Pool wieder. Zur Belohnung dafür, dass er sie nicht einfach mit Tobi hat weiterschäkern lassen, darf er auf die berühmte Tuchfühlung gehen. Oder wie Gentleman-Geniesser Wilson sagt: "Da gab es die eine oder andere Zunge, die sich gefunden hat!"
Neben Zungen finden sich diese Woche auch noch Geheimnisse. In einem emotionalen Kamikaze-Spiel verlesen die Islander die grössten Geheimnisse ihrer Mitbewohner und müssen anschliessend rätseln, zu wem besagtes Geheimnis passt. Auf diese Weise finden die schockamüsierten Flirtweltmeister heraus, dass Leandro Fünfsinn mal einen One-Night-Stand mit einer Frau hatte, die er fälschlicherweise für
Dua Lipa ist, da glaube ich ganz fest dran, vermutlich italienisch für "zwei Lippen". Und das passt, denn die sieht Patrick Fabian für eine ziemlich lange Zeit nicht mehr. Sein Geheimnis lautet nämlich: Er ist fremdgegangen und hat es vertuscht. Diese Beichte schockiert seine Format-Angetraute Chiara Fröhlich nachhaltig. Und das, obwohl sie davon nicht das erste Mal hört: "Ich wusste ja, dass er fremdgeht, aber das jetzt hier zu hören!" Ja, ein weiterer Synapsen-Error für die "Love Island"-Bonmot-Sammlung.
Aber auch beim gerade erst eingeknutschten Powerduo Melissa/Wilson kriselt es nach der Geheimnislüftungsorgie. Über Melissa erfährt man beim Heimlichkeiten-Aufdecken, dass sie mal Sex mit einer Frau hatte. Das kommt beim Friedrich Merz der Staffel (Wilson Coenen) nur bedingt gut an. Seinem empörten "Dann bist du jetzt bi, oder was?" folgt ein "Das finde ich jetzt nicht so cool". Hätte man ja auch nicht gedacht, dass ausgerechnet jemand, der durch ein Dating-Format wie "Are You The One" bekannt geworden ist, einen fehlmoralischen Nervenzusammenbruch erleidet, wenn das Objekt seiner Begierde vor Jahren mal eine Nacht mit einer Geschlechtsgenossin verbracht hat. Lockerer sieht es Nebenbuhler Tobi, der galant zu Protokoll gibt: "Das Leben ist kurz, dann hat man das auch mal erlebt!"
Alles ein bisschen wie bei "Das grosse Promibüssen", nur halt ohne Olivia Jones. Für Trash-Formate nie ein Vorteil. Andererseits: Wäre Olivia Jones vor Ort, würde Wilson Coenen womöglich versehentlich zu gendern beginnen und sich anschliessend selbst einen LGBTQ+-Exorzismus verschreiben. Mit der emotionalen Reife eines dreijährigen Kurzkopfgleitbeutlers kompensiert Wilson diesen Regenbogenschock mit einer ausführlichen Gegenflirtattacke bei Aurelia.
Die wälzt sich halbnackt und lasziv um ihn herum, um in ihrer einmaligen Chance auf Couple-Sprengung nichts ungenutzt zu lassen. Der turboentgeisterte Wilson versucht in traditioneller Achtjährigen-Manier, Melissas Frauensexbeichte mit hemmungsloser Ablenkungsflirterei zu kompensieren. Bei dieser Art von Problembewältigung fallen die Geschwindigkeitsrekorde auf der Achterbahn der Ahnungslosigkeit mal wieder in Rekordzeit.
Wilsons Flirt-Fiasko und Melissas Tränen-Drama
Jener Wilson Coenen, dessen Frisur immer ein wenig aussieht, als hätte sich Atze Schröder im Suff versehentlich den Schläfen-Flaum wegrasiert, versucht sich anschliessend als paarphilosophischer Jedi-Ritter und erläutert Melissa seinen Flirtkurs. Die beichtet ihm, sie brauche Nähe und sei sensibel. Er attestiert, sie sei eher zickig.
Um die verbleibende Restpaarungsphase im "Love Island VIP"-Assessmentcenter für fusionsbereite D-Promis nicht an einen homophoben Mehrgleisfahrer zu verplempern, setzt Melissa ihren Wilson geistesgegenwärtig auf Grundeinstellung zurück, indem sie spontan seine Basics abfragt: "Also doppeltes Ding, das gibt es bei mir nicht!" Damit allerdings stösst sie in intellektuell und moralisch sehr seichte Fahrwasser vor, denn Wilson möchte sich seine Aurelia-Optionen nicht ersatzlos wegrationalisieren lassen: "Wieso? Wir haben ja nicht geheiratet!"
Für ihn ist das parallele Beziehungsanbahnen mit zwei unterschiedlichen Frauen offenbar okay, eine Beziehung zwischen zwei Frauen dagegen nicht. Melissa verbringt den Rest des Nachmittags heulend auf der Nasszellen-Etage der Turteltower-WG im sonnigen Griechenland. Selbst die umgehend zur Unterstützung nachgeeilte Galionsfigur der Female-Empowerment-Bewegung, Yeliz Koc, die sich in ihrem "Love Island VIP"-Vertrag offenbar dazu verpflichtet hat, während der Zeit in der Schmusevilla stets mindestens 78 Prozent ihrer Brüste freizulegen, kann nicht signifikant helfen. Immerhin aber reicht es für den wertvollen Tipp: "Mach Attacke! Das macht Aurelia ja auch! Kleb an ihm!" Ob das die beste Taktik ist? Ich werde berichten!
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