Guns'N'Roses sind auf Tour, im Kino läuft Baywatch. Fast könnte man sich in die späten 80er-Jahre zurückversetzt fühlen. Jetzt bringt Sat.1 auch noch MacGyver zurück ins Fernsehen. Aber funktioniert das auch?

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Die Latte für die neue Serie liegt jedenfalls hoch. Denn Angus MacGyver ist eine Ikone, sein Einfluss auf die Popkultur enorm.

Selbst wer die Originalserie nicht kennt, kennt das Wort MacGyver, das längst zu einem Synonym für unkonventionelle Problemlösungen geworden ist. Ein Leck an einem Schwefelsäuretank mit Schokolade schliessen? Mit einem freigelegten Elektrodraht Fesseln durchbrennen? Mit einem Taschenmesser eine Kernschmelze verhindern? Für MacGyer war das alles kein Problem.

Drake und Ice Cube erwähnten den Serien-Helden in ihren Songs, selbst der deutsche Astronaut Alexander Gerst erklärte Anfang 2015, eine Reparatur an der Raumstation ISS in "MacGyver-Manier" ausgeführt zu haben.

Und dann wären da natürlich noch die Simpsons. Patty und Selma, die Schwestern von Marge Simpson, schwärmen derart für MacGyver, dass sie Darsteller Richard Dean Anderson in einer Folge sogar als Geisel nehmen.

MacGyver kommt im digitalen Zeitalter an

Am Montagabend startete nun also die US-Serie "MacGyver - die Wiedergeburt" mit einer Doppelfolge auf Sat.1. Und das durchaus spektakulär. Der neue MacGyver Lucas Till schleust sich auf eine Dinner-Party ein und verschafft sich dank seiner Tricks und Fertigkeiten Zugang zu einer gefährlichen Biowaffe.

Die Zutaten der Basteleien werden dabei auf dem Bildschirm beschriftet: "Russ+Klebeband=kopierter Fingerabdruck". Diese Visualisierung seiner Tricks hatte der alte MacGyver noch nicht. Aber der erlebte seine Abenteuer ja auch noch vor Beginn der Digitalisierung.

Schliesslich hat MacGyver den Zylinder mit der Biowaffe in seinen Besitz gebracht, mit einer Stahlplatte zahlreiche Kugeln abgewehrt und ist mit Kollege und Sidekick Jack auf der Flucht.

Das Motorboot der beiden wird von den Verfolgern in die Luft gesprengt. MacGyvers Assistentin Nikki wird von den Bösewichten (deren Chef vom früheren Fussball-Rauhbein Vinnie Jones verkörpert wird) erschossen und auch MacGyver fängt sich eine Kugel ein.

Weg ist die Biowaffe, die sich später als den Fortbestand der Menschheit bedrohender, prähistorischer Virus entpuppt. Alles das passiert, bevor der Vorspann beginnt. Der übrigens mit der gleichen Melodie wie die Originalserie aufwarten kann.

Nonstop überdrehte Action

Dass es in diesem Tempo weitergeht, ist ein Problem der Serie. Die Action ist reichlich übertrieben, Zeit zum Verschnaufen gibt es nicht.

MacGyver hängt sich in das Fahrwerk eines startenden Jets und zwingt diesen zur Notlandung. Er springt von einem Hubschrauber auf einen LKW und verlässt diesen kurz vor einer fatalen Explosion mit einem Fallschirm, den er sich aus der Plane des Lastwagens geschnitten hat.

All das wirkt ziemlich überdreht. Dass die Serie erst gar nicht versucht, sich ernst zu nehmen, ist vielleicht noch das Beste daran.

Neuer MacGyver wirkt unsympathisch

Das grössere Problem ist der ziemlich unsympathisch rüberkommende Hauptdarsteller Lucas Till. Während Richard Dean Anderson die Serie mit Charme und Understatement trug, wirkt Till wie ein schnöseliger James-Bond-Abklatsch.

Er steigt im Smoking aus seinem Flügeltüren-Mercedes, spricht Italienisch und Mandarin, ist mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftler, erfahrener Bombenentschärfer und flirtet mit Frauen, während er Gegner entwaffnet.

Dabei ist er ein 26 Jahre alter Schönling mit einer perfekt gestylten Mähne, wo Anderson seinen Vokuhila trug. Nicht mal Patty und Selma würden diesen neuen MacGyver entführen.

Weit entfernt vom Charme des Originals

Die eingehende Frage, ob die Wiedergeburt von MacGyver funktioniert, muss deshalb mit Nein beantwortet werden. Damit teilt die Serie das Schicksal von Reboots wie das "A-Team", "Miami Vice" oder auch "Baywatch". Keines der Formate reichte auch nur annähernd an den Charme des Originals heran.

Eine zweite Staffel des neuen MacGyvers hat der US-Sender CBS dennoch bereits in Auftrag gegeben.

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