"Das da unten ist ein unbekanntes Terrain" - und der MDR hilft ab sofort bei der Erforschung. In der neuen Sex-Doku "Make Love" vergehen 45 Sendeminuten ohne Peinlichkeiten und Momente des Fremdschämens. Das ist definitiv gutes Fernsehen.
"Weitwichsen" und "Gourmetsex": Ann-Marlene Henning nennt die Sachen in "Make Love" beim Namen. Der Zuschauer ist überrascht, wie die 49-Jährige auf Berliner Bauarbeiter zugeht und ungeniert fragt: "Habt ihr Sex?" Ihre Neugier wirkt nicht peinlich. Es ist ein einfaches und direktes Gespräch über das Liebemachen.
Und die Expertin weiss, wovon sie redet: Henning ist von Beruf Sexologin, betreibt seit 2005 in Hamburg eine eigene Praxis und schrieb im vergangen Jahr den Besteller "Make Love - ein Aufklärungsbuch". Nun versucht sie Deutschland auch im TV ein bisschen mehr Lockerheit beizubringen.
Einfach mal über Sex sprechen
Mit ihren Probanden Jessica und Oli geht die Sexologin vor allem respektvoll um. Das Paar ist seit zehn Jahren glücklich verliebt, doch Sex haben sie nur ab und zu. Henning besucht das Paar in Böblingen, sucht das Gespräch und erklärt anhand von Einspielern, wie der menschliche Körper beim Liebesakt funktioniert.
Die Sexologin ist nicht rechthaberisch, sie ist cool und lässig. Beim ersten Besuch streichelt sie die Katzen und spricht im nächsten Atemzug schon über die Klitoris. Die Therapeutin, die Menschen und der Ton machen "Make Love" aussergewöhnlich. Die Sendung wirkt nicht gestellt und steif, sie ist ehrlich und herzlich.
Für Jessica und Oli hat Henning eine Idee: Statt "Fast-Food-Sex" solle sich das Paar "Gourmet-Sex" leisten. Also mehr Zeit für Vorspiel und den Liebesakt im Allgemeinen nehmen. Die beiden sollen die Geschlechtsteile ihres Partners näher kennenlernen. Zudem ordnet sie ein Beckenbodentraining an. Das helfe bei der Durchblutung und stimuliere die Klitoris-Perle beim Sex. Dem Paar und den Zuschauern werden ausserdem ein Penis, eine weibliche Vagina und der Liebesakt per Einspieler vor Augen geführt. Klingt peinlich und nach Porno? Ist es aber nicht!
Ungeniert, direkt und charmant spricht Ann-Marlene Henning mit ihrer Assistentin über die Probleme in Deutschlands Schlafzimmern. Viele Frauen würden das "verschwundene Etwas dort unten" nicht kennen. Anders die Männer, die schon während der Pubertät mit Penisvergleichen und Weitwichsen auf sexuelle Erkundung gingen.
"Über Sex spricht man nicht. Ich schon", sagt Hennig und das zahlt sich auch für den MDR aus. Über eine Million Zuschauer schalteten am Sonntagabend bei "Make Love" ein - für einen Regionalsender ein riesiger Erfolg.
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