Heidi Klum geht mit einer neuen Show an den Start: "Making the Cut" läuft seit Freitag auf Amazon Prime. Zwölf Designer kämpfen darin um einen äusserst lukrativen Preis - und auch für Amazon ist die Show ein guter Deal.

Eine Kritik

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Fasst Heidi Klum etwas an, dann wird es zu Gold. GNTM? Gold. Project Runway? Gold. Dabei sieht der Zuschauer milde darüber hinweg, dass ihre Sätze so auswendig gelernt klingen, dass der Preis "Goldene Himbeere" noch schmeichelhaft wäre und ihre Laune so fürchterlich gut ist, dass man das TV-Gerät eigentlich am liebsten sofort wieder ausschalten möchte. Heidi Klum und TV-Deutschland - das ist eine innige Hass-Liebe.

Nun hat die Klum ein neues Projekt. Auf Amazon Prime startete am Freitag die Designer-Show "Making the Cut". Und die ist - grob gesagt - eine pompösere Version von "Project Runway" (PR), dem sie nach 16 Staffeln den Rücken gekehrt hatte.

Worum es bei "Making the Cut" geht

Bei "Making the Cut" reist Heidi Klum mit zwölf bereits mittel-erfolgreichen Designern aus der ganzen Welt und ihrem Lieblings-Side-Kick Tim Gunn (66, kennen in Deutschland wohl nur Hardcore-Heidi-Anhänger) in die Fashion-Metropolen dieser Erde. Das Ziel ist, einer der bereits bestehenden Fashion-Marken der Designer zum internationalen Durchbruch zu verhelfen.

In jeder Folge entwirft jeder Designer eine Mini-Kollektion, die aus zwei Looks besteht. Einer davon muss "sellable", also gut verkäuflich sein. Denn: Am Ende der Episode wird der Gewinner-Look direkt auf Amazon zu kaufen sein. Quasi Home Shopping 2.0.

Bis es so weit ist, fangen die Kameras den Entstehungsprozess dieser Kreationen ein - das Skizzieren, die rasenden Nähmaschinennadeln, das Model-Fitting und vor allem: Designer am Rande der Verzweiflung.

Sieger gewinnt eine Million Dollar

Das Verhalten einiger US-amerikanischer Kandidaten ist dabei oft eine Spur drüber. Ständig "freakt" jemand "out", vieles ist "awesome" oder "amazing". Beinahe schon wohltuend normal wirken da die Kandidaten aus den anderen Ländern: quasi Detox aus Deutschland, Malaysia, Belgien, Israel und Italien.

Am Ende jeder Episode muss mindestens ein Designer gehen. Verabschiedet wird er von Heidi Klum mit dem Satz "I'm sorry, you're NOT making the cut" - definitiv ein Abklatsch von "Ich habe heute leider kein Foto für Dich."

Im Staffel-Finale wird ein Designer übrig bleiben - und der gewinnt eine satte Million Dollar.

Braucht die Welt eine weitere Klum-Show?

Aber braucht es eine weitere Klum-Show? Zugegeben: Bei "Making the Cut" hat man das Gefühl, alles schon gesehen zu haben. Den Designer-Kampf. Den mutierten Signature-Satz. Heidi Klum und Tim Gunn. Dennoch ist die Show erstaunlich erfrischend.

Das liegt zum einen an der Jury. Neben Klum sitzen dort Ex-It-Girl Nicole Richie (37), Carine Roitfeld (64, einst Chefredakteurin der französischen Vogue), Designer Joseph Altuzarra (36) und Supermodel Naomi Campbell, deren bissige Kommentare selbst Klum sprachlos machen.

Zum anderen liegt das an Tim Gunn. Der Mode-Guru harrte bereits bei PR tapfer neben der Klum aus und war stets die gute Seele der Show: emotional, ehrlich, erhaben. Diese Rolle nimmt er auch jetzt ein. So sehr, dass man am Ende der Episode lieber ihn über Amazon Prime bestellen würde als den Sieger-Look.

Man muss Heidi Klum nicht mögen (Tim Gunn schon!). Aber bei "Making the Cut" drängt sie sich nicht in den Mittelpunkt und hat sogar sympathische Momente.

Wer sich also auch nur im Ansatz für Mode interessiert, sich mit einer kurzweiligen Show die Zeit vertreiben, ein bisschen mitfiebern und am Ende auch noch shoppen möchte, sollte seinen Laptop schon mal hochfahren - und die Kreditkarte bereithalten. Nur für den Notfall.

"Making the Cut" mit Heidi Klum und Tim Gunn ist eine Original-Produktion von und für Amazon Prime. Jeden Freitag werden zwei der insgesamt zehn Folgen auf dem Streaming-Portal veröffentlicht. Das Finale steigt am 24. April.
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