Im Sommerhaus der Hochintelligenz knallen diese Woche mal wieder die Korken. Und ja, mit Korken meine ich die Nerven einiger D-Promi-WG-Bewohner - und zwar durch.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wenn man der stets extrem Randale-affinen Vorschau Glauben schenken darf, wird es in dieser Episode aber nun wirklich, endlich, erstmalig ein zwischenmenschliches Zusammentreffen auf Promi-Boxen-Ebene geben. So viele Beleidigungen und Intrigen schon in den ersten 60 Sekunden, wenn es jetzt keine handgreiflichen Diskurseskapaden gibt, ist das nicht mehr mein RTL.

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Die erste Kandidatin mit tiefgreifenden paartherapeutischen Vorzeigeproblemen ist Gloria Glumac. Nachdem ihr mitgebrachter Partner Michael aus unterschiedlichen Gründen keine sonderlich grosse Lust auf nächtlichen Ringelpietz mit Anfassen hatte und Gloria mit den zwar leicht uncharmanten, aber im Vergleich zu ihrem Wortschatz durchaus noch humanen Worten "Jetzt hast du mal zwei Minuten Sendepause" auf die Sommerhausbretter geschickt hatte, verbrachte Gloria die Nacht trotzig auf der Couch. Viel Zeit der unbequemen Einsamkeit, um die gleichsame Wahrheit herauszufinden. Entsprechend argumentativ aufgeladen analysiert sie am morgendlichen Frühstückstisch in trauter Runde mit Deeskalationsexperte Rafi Rachek und dem Vorzeigepaar der Ausgeglichenheit, Alessia Herren und Ehemann Can, ihren aktuellen Beziehungsstatus: "Ich wollte nur in seinen Arm, ich bin seine Scheissfreundin, und dann muss ich darum betteln, als wenn ich so 'ne Eklige, Hässliche wäre!" Dabei ist sie doch so eine Schönheit, vor allem auch charakterlich.

Die Sendepause-Ansage wirkt auch für den Rest des Tages nach. Noch Stunden später im Sprechzimmer zeigt sie sich hilflos: "Ich fand es maximal respektlos, wie er mit mir umgeht, aber wenn ich jetzt ausraste, steht er wieder mit den Koffern da! Da will man mal fünf Minuten Geborgenheit und dann heisst es, man hat jetzt zwei Minuten Sendepause, ja sorry!" Gut, ich bin kein Mathe-Genie, aber wäre es nicht eine Möglichkeit gewesen, nach Ablauf der zwei Minuten Sendepause noch drei von fünf Minuten Geborgenheit zu versuchen, anstatt sich anschliessend stundenlang zu echauffieren?

"Sommerhaus der Stars": "Die sind peinlichste, primitivste Gosse"

Um Gloria beim frühsportlichen Läster-Langlauf nicht allein zu lassen, schmeisst sich auch Beinverlängerungs-Ikone Theresia Fischer in ihre schönste Diskreditierungsstimmung und urteilt fachgerecht über die Mitbewohner Umut Tekin und Emma Fernlund: "Die sind peinlichste, primitivste Gosse, das ist desaströs, das sind die nächsten, die bei 'Prominent getrennt' zu sehen sind!" Da lässt sich auch Trittbrett-Kritikaster Sam Dylan nicht lange bitten und legt mit "Die sind beide unzurechnungsfähig und asozial!" nach. Wendehals-Wendy Denise Hersing (gehört offiziell zu Lorik Bunjaku) hat offenbar einen Papagei gefrühstückt und repetiert: "Das sind Assis! Man denkt sich: voll cringe, voll drüber!" Womit wir auch schon beim besten Gag der Woche angekommen sind. Denise Hersing referiert über Denken. Das ist ein bisschen so, als würde Annalena Baerbock über den Kampf gegen Antisemitismus referieren. Um den Grand Slam der Bigotterie ungefährdet nach Hause zu fahren, erläutert Denise Hersing anschliessend nahtlos, warum Umit und Emma "Assis" sind: "Man kann sich mit Respekt streiten und sich nicht beleidigen!" Das kann man sich wirklich nicht mehr ausdenken. Der König der Verbalinjurie bleibt aber Rafi Rachek, der einen lauwarm kredenzten Diffamierungsbrei kocht und dann gekonnt mit Verunglimpfungen und exzentrischer Privat-Grammatik anrührt: "Emma ist die Hexe, was Haare auf den Zähnen hat!"

Um ihre regelmässig betonte intellektuelle Überlegenheit allen anderen Kandidaten gegenüber nochmals Nachdruck zu verleihen, feiern Theresia Fischer und Stefan Kleiser ihren anschliessenden Exit-Challenge-Sieg gegen Oliver Sanne/Jill Rock, bei dem sie lange aussichtslos hinten lagen, dann mit folgendem Dialog der lyrischen Hochbegabung.

Stefan Kleiser: "Wer langsam kommt, hat mehr davon!"

Theresia Fischer: "Du bist halt kein Schnellspritzer!"

Es folgt ein minutenlanger Lachanfall des Elite-Vordenker-Duos, das sich seit Wochen über die vermeintliche Niveaulosigkeit seiner Mitbewohner echauffiert. Diese formschöne Allodoxie, gepaart mit einer denkverwirrten Frontalverkennung der eigenen geistigen Leistungsfähigkeit, das wird über Jahre ein leuchtendes Best-Practice-Beispiel für ansatzlose Komplettselbstdemontage in einem TV-Format bleiben. Generationen von Verhaltensforschern werden sich mit der Zunge schnalzend dieser grotesk paradoxen zerebralen Selbstaufgabe widmen. Endlich blitzt er am Horizont der Zotenvernebelung wieder auf: der RTL-Bildungsauftrag!

Knapp hinter dem beinverlängerten Ex-Zahnarzt-Gspusi Theresia läuft Denise Hersing in den Hafen der hoffnungslosen Ahnungslosigkeit ein. Die naturbestückte Reality-Queen, deren Lebensleistung bislang primär aus einer Teilnahme an der 2021er "Bachelor"-Rosenverteilungsshow besteht, in der sie bereits in Folge fünf von Niko Griesert aussortiert wurde. Hersing jedenfalls gibt nach dem Abgang von Oliver Sanne und Jill Rock zu Protokoll: "Ich glaube, die denken wirklich, sie haben hier Freunde gefunden. Die werden noch das Erwachen haben dann!" Das Erwachen haben dann, oder wie wir bei RTL sagen: ein Sprachtalent wie Lukas Podolski nach 80 Litern Kölsch.

Kaum ist ein weiteres Paar eliminiert, trifft sich das Who is Who der Geistesarbeiter aus Sam Dylan, Theresia Fischer, Gloria Gumac und Rafi Rachek im Vorgarten, um die weitere taktische Nominierungsstrategie zu erörtern. Sam, Theresia, Gloria und Rafi. Quasi die ABBA der Seichtbegabten. Mit ihren Hits:

  • "Gimme! Gimme! Gimme! (A Beef after Midnight)"
  • "The Spinner Takes it All"
  • "Hating Queen"
  • "Thank You for the Bullshit"
  • "IQ, IQ, IQ, IQ, IQ"

Schnell ist man sich bei der Allianz-Armada sicher: Als nächstes muss es Umut treffen. Rafi will ihn schon "von Tag eins aus raushaben!" Sam Dylan frohlockt, dass man "dann auch richtig feuern kann!" Was auch immer die beiden Linguistik-Genies damit sagen wollen, Theresia Fischer fasst sich ein Herz nebst ihren gesamten kognitiven Fähigkeiten und fasst für uns bildungsfernen Zuschauer noch mal zusammen: "Wenn der Kasper gewinnt, dann kann ich das nicht mehr gucken!" Ich bin keine TV-Programm-Expertin, aber wenn Umut gewinnen würde, fände das im Finale statt. Der letzten Folge. Also was genau würde Theresia anschliessend "nicht mehr gucken"? Ausser in die Röhre?

Challenges, die caraktereröffnend und bildungsentlarvend sind

Ihre herausragende Kultiviertheit demonstriert Theresia Fischer, die diese Woche wirklich einen Lauf hat, anschliessend direkt erneut. Als Theresia das Spiel "Have you ever" vorschlägt, lehnt Emma Fernlund mit der Begründung ab, sie wolle "nicht über mein Sexualleben im Fernsehen reden". Diese Verbalkopulationsverweigerung empört Theresia nachhaltig: "Lächerlich! Wer im Fernsehen bumst, was wollen die da noch privat halten? Wollen die mich verarschen?" Ziemlich mutiger Vorwurf für jemanden, der seinem eigenen Lover noch wenige Minuten zuvor im Fernsehen attestiert hat, er wäre "kein Schnellspritzer". Auch der Nicht-Schnellspritzer selbst, Jesusimitator Stefan Kleiser, ist überfordert: "Das verstehe ich nicht! Immer auf Show machen, aber wenn es um die Sache geht, hält man sich zurück, als wäre man katholisch oder wie der Vatikan selbst!" Ja, genau. Entweder katholisch oder wie der Vatikan. Stefan steht im echten Leben bestimmt auch täglich vor der Wursttheke im Supermarkt und bestellt "Ein Schweinenackensteak oder ein Stück Leichenteil vom Tier, das mit Kühlketten und viel Chemie daran gehindert wurde, zu verwesen, bis ich es jetzt kaufen kann!"

Charaktereröffnend und bildungsentlarvend gestalten sich traditionell auch die Challenges. Diese Woche erwartet die Glücksritter der Fäkalsprache mal wieder ein Spiel aus der Kategorie "Wissen in 80 Meter Höhe". Sam Dylan leidet an spontaner Höhenangst und angststöhnt sich durch die Aufgabe. Lebenspartner Rafi Rachek verarbeitet die Geräuschkulisse wir aus einem zweitklassigen Porno nicht so gut: "Das provoziert mich! Schlimmer als eine Frau!" Der vor sich hin leidende Dylan hat für Antifeminismus aber kein Verständnis: "Halt die Klappe, du Pisser!"

Meine Lieblingsfrage des Wettbewerbs lautet: "Mit welchem Lied gewann Deutschland zum ersten Mal den Grand Prix Eurovision de la Chanson?" Hier scheitern die meisten Paare bereits bei der Fragestellung. Alessia Herren beispielsweise spricht von "Grän Bruicks Eurowings de la Schongs". Emma Fernlund hingegen ist sich sicher, es heisst: "Groh Brie Eurowischn de la Tschooohnschooohng". Aber auch die Frage "Wofür steht die Abkürzung FDP" bringt Erstaunliches ans Tageslicht. Emma ist sich sicher: "Freie Deutschland Partei". Am Ende steigen die Neuzugänge Denise Hersing und Lorik Bunjaku als Sieger von der Quiz-Empore und sind vor der fünften Nominierung der Saison geschützt.

Und die steht direkt im Anschluss an. Die vor der Abwahl gesicherte Denise hat sich extra für die glamourösen Nominierungsabende ein Jeansoberteil eingepackt, das etwa drei Prozent ihres Oberkörpers bedeckt. Auf eine Hose scheint sie komplett zu verzichten. Mit diesem Outfit, für das mir meine Oma etwa 34 Jahre Hausarrest gegeben hätte, möchte sie vermutlich gegen die Objektivierung junger Frauen im Reality-TV protestieren. Den Auftakt des kognitiven Nominierungs-Fiaskos macht Umut, der während seines Begründungs-Monologes Rafi und Sam (mal wieder) als "Chihuahuas", Lorik als "Lappen" und Gloria als "hinterfotzig" tituliert. Letztere erhält dann auch seine Stimme, behält aber einen kühlen Kopf und attestiert Umut, er würde sich aufführen "wie ein Gorilla im Orang-Utan-Käfig!"

Newcomer Lorik erläutert dann, dass er menschlich betrachtet am liebsten Umut und Emma aus dem Rennen kicken würde, aber aus Leistungs- und damit Konkurrenzperspektive das stärkere Team Gloria/Michael nominieren muss. Diese unverhoffte Stimme trifft Gloria unerwarteter: "Verpiss dich, was für ein falsches Kleinkind du bist!" Eskalationsstufe Rot erreicht der Abend dann mit der Nominierungsrede der doppelten Null-Lösung Gloria. Sie wählt Umut und Emma, baut sich vor beiden auf und begründet ihre Entscheidung mit den sorgfältig nach lyrischer Feinjustierung ausgewählten Worten: "Ich wähle euch Flachpfeifen, weil ihr seid ein toxisches, narzisstisches Paar!" Danach fallen noch ein paar "Halt die Fresse" in alle Richtungen, bis sich Michael auf Umut stürzt und lediglich das geistesgegenwärtige Eingreifen von Lorik Schlimmeres verhindern kann.

Im Anschluss pöbelt jeder gegen jeden, die hochintellektuelle Theresia trommelt sich mit den Fäusten auf die Brust und keift Umut an, er wäre "ein Affe" und hätte "einen kleinen Pimmel!" Woher sie detaillierte Grössenangaben zu Umuts Geschlechtsorgan hat, bleibt offen. Zu diesem Anlass wechselt plötzlich auch Rafi Rachek für einige Momente das Team und analysiert die Situation aus der Sicht eines ausgebildeten Rettungssanitäters: "Theresia hat plötzlich rumgebrüllt, ihre Schlagader trat hervor, ich dachte die platzt gleich!"

Ein Moment für die Götter des Reality-TV

Einmal in Fahrt, bedankt sich Theresia auch direkt auf poetischem Weltklasse-Niveau bei Can und Alessia für deren Nominierung: "Die machen auf zuckersüss, aber wenn Can sich einen angesoffen hat, dann kommt der aus sich raus, aber weiter kann der nicht!" Es ist einfach schön, zu sehen, dass es im Sommerhaus auch noch einige wenige Kandidaten gibt, die auf sachlicher Ebene diskutieren. Theresia wählt dann entsprechend Umut und Emma. Auf diesem an allen Ecken brennenden Schlachtfeld der niedrigschwelligen Beleidigungen steht es somit 2:2 an Nominierungsstimmen zwischen den Erzrivalen Umut/Emma und Gloria/Michael, als mit Rafi Rachek der letzte Inquisitor des Abends sein Rauswurfpaar nominiert. Nachdem er drei Minuten lang Umut und Emma durchbeleidigt hat, fällt plötzlich der Satz "aber ihr seid schwach, euch will ich auf dem Spielfeld schlagen".

Ein Moment für die Götter des Reality-TV. Das sind die Sekunden, für die man nächtelang aufbleibt und sich durch den rationalen Brechdurchfall der Sommerhaus-Wracks quält. Kaum hat Rafi bekannt gegeben, dass seine und Sam Dylans Stimme nicht an Umut gehen wird, entgleisen Gloria die Gesichtszüge schneller als Olaf Scholz "Ich kann mich nicht erinnern" sagen kann. Erhält sie jetzt etwa die entscheidende dritte Stimme - ausgerechnet von Rafi und Sam, die sie eindeutig im eigenen Allianz-Team verortet hatte? Um es abzukürzen: Ja. Rafi wählt Gloria, die "komplett enttäuscht" ist und "nie wieder mit ihm reden wird". Auch einen Grund für die Überraschungsnominierung hat sie ad hoc parat: "Nur weil ihr Eierflattern habt, weil ihr so schwach seid in den Spielen!" Es folgen Vokabeln wie "quergefickt", "linke Bazille" und "Verräter". Alles in allem eben hochklassige Primetime-Unterhaltung. Als einige wilde Momente später auch das offizielle RTL-Fallbeil fällt und die Hoffnung auf eine Exit-Challenge verfliegt, ist klar: Gloria Glumac und Michael müssen das Sommerhaus verlassen. Als Abschiedsgeschenk gibt es ein Glas Wasser im Landeanflug auf Rafis Gesicht und eine Ansage von Sam Dylan: "Endlich zeigt sich das wahre Gesicht von Gloria!" Die retourniert mit "Ihr könnt gar nichts!", was der trasherfahrene Sam Dylan überraschend gekonnt mit "Doch, euch rauskicken!" kommentiert. Das wird eine sensationelle 10. Folge nächste Woche. Ich werde berichten! Bis dann!

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