In seiner Jubiläumssendung befasste sich Mario Barth zunächst mit dem grossen Thema "Digitalisierung". Die verzögert sich hierzulande ganz gern, wie auch die Bundeswehr belegt, der Ingo Appelt am Mittwochabend den Marsch blies: Sie lässt gerade 30.000 Funkgeräte aus dem Jahr 1982 für 600 Millionen Euro nachbauen. Die Retroteile werden benötigt, da die Beschaffung von digitaler Hardware in der Hitze des Gefechts viel länger dauert als gedacht. Ilka Bessin und Guido Cantz durften sich wiederum mit einem aufwendig sanierten Hafen, der in vier Jahren nur fünf Schiffe abfertigte, und einer kostspieligen Treppe, die direkt an einer mehrspurigen Bundesstrasse zum Verweilen einladen soll, herumschlagen.
Auch in der 50. Ausgabe des Formats "
Das Missmanagement der Verwaltung wird in Barths Sendung stets mit witzig Gemeintem drapiert, um die Leute von den Stammtischen abzuholen. Sonst wär ja alles vielleicht gar nicht so spannend. In allen 50 Ausgaben mit von der Partie: Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler, dem immer wieder mal vorgeworfen wird, gar nicht so wirklich das Gros der SteuerzahlerInnen zu vertreten.
Appelt: "Neben Ilka seh ich richtig dünn aus"
"Ich höre erst auf, wenn der Flughafen 'BER' zu 100 Prozent funktionsfähig ist und Profit macht", drohte Barth zum Auftakt der 50. Ausgabe, für die es vom bumsfidelen Kollegen
Doch der Frechling nahm gleich wieder aus der Schusslinie: "Neben Ilka seh ich doch richtig dünn aus", so der Komiker schonungslos. Danach ging’s aber um das gewichtigere Thema "Digitalisierung", die in Deutschland laut Barth noch nicht allzu fortgeschritten sei – vor allem in der Verwaltung. "Einige Gesundheitsämter haben noch Faxgeräte", monierte der Komiker.
"Corona-Kalle" und das E-Rezept
Eigentlich hätte ja auch das E-Rezept, das rund 28 Millionen Euro kostet, Anfang des Jahres den pinken Schein ablösen sollen, damit fortan jeder Rezepte per Handy einlösen kann und schneller an Medikamente kommt. Der Start gestaltet sich jedoch ein wenig dings. "2011 ging die Planung los. Doch dann ist alles schiefgegangen", so Barth, der Gesundheitsminister Karl Lauterbach, den er eigentlich nur "Corona-Kalle" nannte, quasi Prokrastination unterstellte.
Ein laut dem Berliner möglicher Grund für die entschleunigte Umsetzung: Von 1.000 Testrezepten hätten lediglich 42 wirklich funktioniert. Auch das Projekt E-Akte, das unter anderem einheitliche Computer und Software in die Verwaltung bringen soll und mit insgesamt rund 380 Millionen Euro beziffert wird, kommt anscheinend nicht so recht in die Gänge. In der digitalen Wettbewerbsfähigkeit ist Deutschland längst zurückgefallen. Laut einem Ranking aus dem Jahr 2021 reichte es nur noch für den vorletzten Platz in Europa. Lediglich Albanien, an letzter Stelle, kann von Schland noch etwas lernen.
Kein Funkverständnis
Ingo Appelt wiederum musste für die Jubiläumssendung bei der Bundeswehr aufmarschieren. Und das, weil’s ja witzig ist, in Uniform. Der Komiker liess die Zuseher wissen, dass deren Kommunikationssystem veritable Probleme habe, nämlich: die fehlende Interoperabilität.
Heisst: Die verschiedenen Arten von in erster Linie alten Funkgeräten wollen nicht so recht miteinander kommunizieren, da die unterschiedlichen Hersteller keinen einheitlichen Standard haben. Das ist natürlich etwas ungeschickt, wird aber auch schon angegangen.
Retro-Funkgeräte für 600 Millionen Euro
Denn die Bundeswehr hat beschlossen, nochmal 30.000 analoge Funkgeräte anzuschaffen, um damit der Heterogenität den Garaus zu machen und defekte Teile zu ersetzen. Da die alten Geräte aus dem Jahr 1982 – vielleicht sogar aus Gründen – nicht mehr hergestellt werden, muss man sie nachbauen, was die Sache nicht gerade kostengünstiger macht.
Die Replikation eines einzigen Funkgeräts beläuft sich nämlich auf 20.000 Euro, was bedeutet, dass die Bundeswehr nach Adam Ries für alle 30.000 Devices 600 Millionen Euro aus ihrem Tresor holen muss. "Was bestellen wir als nächstes? Steinschleudern, Katapulte?", witzelte Appelt. "Die Ausstattung der Truppe mit neuesten digitalen Funkgeräten ist geplant. Die entsprechenden Ausschreibungen hierfür sind bereits eingeleitet", so die Replik der Bundeswehr.
Mit Millionen saniert – für ein Schiff im Jahr
Stand-up-Komikerin Ilka Bessin durfte für Mario Barth dann am Torgauer Geisterhafen in Sachsen herumgeistern. Der Elbhafen, der von der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO) betrieben wird, wurde vom Freistaat von 2015 bis 2018 um satte 18,6 Millionen Euro saniert. Doch seit der Wiedereröffnung vor vier Jahren wartet man dort ziemlich vergeblich auf Elbkähne.
Insbesondere 2021 musste man schon mächtig Glück haben, um das einzige Schiff, das in den zwölf Monaten vor Ort abgefertigt wurde, zu erspähen. Seit 2018 waren es insgesamt fünf, was die Angelegenheit auch nicht zum Erfolg macht. Dass das Niedrigwasser der Elbe, die von Regen und Schmelzwasser gespeist wird, für Containerschiffe in der Regel nicht ausreicht, wäre im Vorfeld der teuren Sanierung ein durchaus spannender Diskussionspunkt gewesen. "Können wir mal eine Runde ausrasten?", meinte Bessin angesichts der Kosten von 18,6 Millionen Euro.
Teure Treppenwitze
Auch
Auch die Freitreppe am Wilhelmspalais, wo einst der letzte württembergische König Wilhelm II residierte, machte der Komiker und Moderator zum Thema. Sie ist seit acht Jahren geplant, wird rund 1,9 Millionen Euro kosten und soll die StuttgarterInnen künftig zum Verweilen einladen.
Dass das Palais samt künftiger Supertreppe direkt an der B14 liegt und dort gleichsam täglich rund 100.000 Fahrzeuge vorbeibrettern, könnte den Genuss der Verweilenden ein wenig schmälern. Der Verkehr soll aber eh mittelfristig beruhigt werden.
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Superüberraschung: Ein Küsschen vom Appelt
"Bekomm ich ein Auto?", wollte Mario Barth, der am Ende noch überrascht werden sollte, von den "Investigativen" wissen. Doch alles, was er bekam, war ein kurzer und dennoch langatmiger Rückblick auf vergangene Sendungen und, noch enttäuschender, ein Küsschen von Ingo Appelt.
Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler, der in der Jubiläums-Edition erstaunlich wenig von sich gab, durfte dann endlich auch noch etwas sagen, nachdem er den Taschenrechner bemüht hatte: "Es sind tatsächlich 161.582.529.967 Euro, die in 50 Sendungen verschwendet wurden." Das sei einfach zu viel, kommentierte Barth die rund 161 Milliarden. "Wir bleiben auf alle Fälle dran", so der Comedian am Ende seiner 50. Sendung.
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