Mit der Kommunikationsboje "Callisto" für U-Boote, der sich Mike Krüger im Rahmen des RTL-Formats "Mario Barth deckt auf" am Mittwochabend widmete, gibt es längst ein neues Highlight in der "Pleiten, Pech und Pannen"-Serie der Bundeswehr.
Nach 19 Jahren stoppte diese im vergangenen Jahr das wenig erfolgreiche und vor allem sündteure Bojen-Projekt. Die störungsfreie Funk-Kommunikation aus der Tiefe ist für Deutschlands U-Boote also weiterhin nicht möglich.
Selbst
Tat er aber nicht. Zumindest nicht im Studio, in seinem Filmchen als Spürhund legte er dann aber eh los. Sein Thema? Eine Kommunikationsboje für U-Boote. Spannend, aber durchaus zum Heulen.
Anschaffung überholt Machbarkeitsstudie
Krüger widmete sich in "
Über das System der Kommunikationsbojen wunderte er sich aber noch viel mehr. "Der Feind denkt ja dann, das seien Schwimmer oder Fischer, dabei ist das in Wirklichkeit unsere Marine, die sich geheim miteinander unterhält", ätzte die "Supernase". Allein die Machbarkeitsstudie kostete 2,7 Mio. Euro Steuergeld. Dass die finalen Ergebnisse der Studie noch nicht vorlagen, als die Bundeswehr im Jahr 2006 die beiden neuen U-Boote U35 und U36 in Auftrag gab, war kein kleines Problem.
Boja fertig - aber kein U-Boot da
Man beschloss also, "Callisto" parallel zum Bau der U-Boote weiterentwickeln zu lassen. Blöd nur: Mitte 2015 war die Boje noch immer nicht einsatzbereit. Zuvor gab es bereits eine Vertragsanpassung, laut der die Bundeswehr, falls das neue System nicht fertig werden würde, einfach den Vertrag kündigen und damit rund 8 Mio. Euro sparen hätte können. Nachdem Frist und Nachfrist verstrichen waren, wurde der Vertrag dennoch verlängert.
Heisst: Der "Callisto"-Hersteller erhielt abermals die Chance, in einer Frist den Nachweis über die Funktion zu erbringen. 2022 wurde die Kommunikationsboje dann tatsächlich fertig. Ein neues Problem tat sich damals auf: Die Bundeswehr hatte keine U-Boote zum Testen mehr. "Die U-Boote und deren Einsatz obliegen der Priorisierung durch die Marine. An oberster Stelle stehen die Einsätze und einsatzähnliche Verpflichtungen", antwortete diese auf Nachfragen des RTL-Formats. Die Folge: Die Bundeswehr stellte das ganze Projekt ein und schrieb die 13,7 Mio. Gesamtkosten in den Wind.
Dazu passt auch ganz gut, dass bereits vor Jahren Militärexperten zu einem kabellosen System geraten hatten, da die Boje "Callisto "Rückschlüsse auf die Position von U-Booten zulassen könnte".
Setzt die Polizei auf Data Mining?
Auch Özcan Coşar schnüffelte im Dienste von Mario Barth auf pekuniären Problemfeldern herum. Der Comedian widmete sich einer Spionagesoftware des US-Unternehmens "Palantir", die verschiedene Datenbanken der Polizei verknüpfen sollte und Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul gekauft hatte.
Die Gesamtkosten inklusive Hardware, Lizenzverlängerungen und dergleichen: 39 Millionen Euro. Umstritten ist jedoch, ob die Software ein rechtlich unzulässiges Data-Mining betreibt. Neben der Kritik der Datenschutzbehörde an der Software sei auch nach einer Evaluierung und Einschätzung der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) "Palantir" in der Lage, neue Informationen aus den abgefragten Daten zu erzeugen, was jedoch nur bei schwersten Straftaten wie etwa Kindesmissbrauch oder Terrorismus erlaubt sei.
Knapp 40 Millionen einfach weg?
"Ich komme schon schwer ins Atmen", stöhnte Hartmut Ganzke im Interview mit
"Es kann also sein, dass das Bundesverfassungsgericht entscheidet, dass die Palantir-Software gar nicht mehr eingesetzt werden darf und die Steuergelder, die Sie und ich bezahlt haben, einfach weg sind", sprach Cosar die Zuseher direkt an. Auch Rainer Holznagel, der Präsident des Bundes der Steuerzahler, meinte am Mittwochabend, dass man diese Anschaffung nie hätte tätigen und die 39 Millionen sparen sollen.
Cantz über Köln: "Eine Katastrophe"
Seinen Kollegen
Zunächst liess sich der blonde Moderator und Komiker vor dem Römisch-Germanischen Museum nieder, das um mehr als 90 Mio. Euro saniert werden soll. Dort ist jedoch nicht nur das Ende der Sanierung nicht in Sicht, sondern auch von deren Anfang nichts zu sehen. "Die Sanierungsplanung ist noch nicht einmal abgeschlossen.
Die wissen bis heute nicht, was sie sanieren müssen. Der Kostenplan ist bald älter als die Exponate selbst", legte es Cantz witzig an." Dies übrigens, obwohl das Museum bereits seit fünf Jahren geschlossen ist.
Kölner Blindgänger
"Hier wurde gewartet, bis die Bauaufsicht gesagt hat: Betriebserlaubnis erloschen. Und die Planung wurde erst richtig aufgenommen, als das Gebäude schon nicht mehr betrieben werden und keiner mehr rein durfte", erklärte Stefanie Ruffen, baupolitische Sprechern der FDP im Kölner Stadtrat. Auch im Kölner "MiQua" gibt es Ungereimtheiten. "MiQua"? Für Archäologie-Affine soll unterhalb des Kölner Rathausplatzes das "Museum im Quartier" ("MiQua") entstehen.
Oder besser: Hätte entstehen sollen, denn die Eröffnung des Museums war für 2017 angesetzt. Inzwischen wurde diese um ein paar Jährchen verschoben und man geht man von 2025 aus. Doch nicht nur die Errichtung wurde verlegt, auch die Kosten des Baus sind explodiert. Ob diverser Planungsänderungen wurden aus 48 Mio. Euro gewaltige 127 Mio. Euro.
Ein Teil der Mehrkosten geht dabei für die Entschärfung von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg drauf. "Das konnte natürlich niemand ahnen", spottete Cantz. Laut Bund der Steuerzahler hätte sich die Stadt auf dieses unkalkulierbare Projekt gar nicht erst einlassen dürfen.
Gelächter und Betroffenheit
Cantz besuchte aber auch noch das "Museum für Angewandte Kunst", dem die Stadt 267 neue Fenster verpasst hatte, ehe sie bemerkte, dass "auch der Rest des Gebäudes im Eimer ist", wie Cantz es formulierte. Nachdem alles teuer geflickt wurde, muss nun teuer generalsaniert werden. "31 Millionen Euro Gesamtkosten. Kohle alaaf!", witzelte Cantz, der sich im Studio mit Ilka Bessin, Mike Krüger, Özcan Cosar und Mario Barth über die Millionengräber amüsierte.
Und natürlich beschwerte! Zwischen ostentativen Lachkrämpfen war auch im Studio noch genug Zeit für Zeigefinger. Fazit: Wie so oft bei "Mario Barth deckt auf": spannende Themen, peinliche Umsetzung.
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