Mario Barth ist wieder da. Gut, er war nie wirklich weg, aber zumindest sein Bühnenprogramm ist neu. "Männer sind bekloppt, aber sexy" heisst es und war Freitagabend bei RTL zu sehen. Doch egal, ob das Programm nun neu ist oder nicht – die Pointen sind immer noch die gleichen.
Mario Barth mag es offensichtlich gerne einfach. Um sich nicht im Dickicht der Themenvielfalt zu verheddern, konzentrierte sich der Berliner Komödiant von Beginn an auf ein und dasselbe Sujet: Männer und Frauen. Das ist jetzt erst einmal nichts Ungewöhnliches, jeder Freiberufler hat halt seine Nische.
Doch Mario Barth mag es noch offensichtlicher noch einfacher. Deshalb weicht er bei den Titeln seiner Bühnenprogramme ungern von einer bestimmten Reihenfolge ab und die beginnt immer mit den gleichen beiden Wörtern: Männer sind. Es folgt ein Komma mit anschliessender Relativierung.
Das sind dann so aus: "Männer sind Schweine, Frauen aber auch" oder "Männer sind primitiv, aber glücklich". Aktuell firmiert sein Bühnenprogramm unter dem Namen "Männer sind bekloppt, aber sexy".
Männer sind so – und nicht anders
Für Barth hat diese monothematische Fixierung auf die Beziehung zwischen Mann und Frau zahlreiche Vorteile. Das Thema Mann und Frau, und an dieser Stelle stellen Sie sich bitte das Klingeln eines Zwei-Euro-Stücks im Phrasenschwein vor, ist so alt wie die Menschheit selbst und wird auch immer aktuell bleiben.
Eine Fortschreibung des Themas ist demnach gewiss, Bühnenprogramme wie "Männer sind so, Frauen erst recht" oder "Männer haben mehr Haare, Frauen eher weniger" nur eine Frage der Zeit. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Barth von seinem Schema in naher Zukunft abweichen wird, und das hat seinen Grund: Es funktioniert.
Warum es funktioniert, liegt auf der Hand: Mann und Frau, bei diesem Thema kann jeder mitreden. Es wird sich kaum ein ebenso massentaugliches wie mit Stereotypen beladenes Thema finden wie der Kampf der Geschlechter.
"Es gibt für uns Männer nichts Geileres als Pyrotechnik", erzählt Barth da am Freitagabend wie selbstverständlich über die Gesamtheit der Männer. Männer, so Barth an anderer Stelle, essen Döner, trinken Bier und hassen alles, was Frauen so machen: reden, einkaufen, zuhören.
Machen Sie sich keine Gedanken, es ist nur Mario Barth
So viel Schlichtheit hat den Vorteil, dass auch der geistig Trägste die Pointe versteht. Auf der anderen Seite bleibt aber so vieles auf der Strecke: Esprit, Wortwitz und jegliche Form der Subversion.
Barths Humor ist schnell serviert, schnell gegessen, aber satt ist man danach nicht. Keine Pointe bleibt hängen oder gar im Hals stecken. Über keinen Witz muss man länger nachdenken, entdeckt vielleicht etwas Doppelbödiges. Kurzum: Gedanken machen braucht man sich bei einer Barth-Show nicht.
Würde man es tun – Barths Humor würde nicht mehr funktionieren. Denn
Dumm sind nur die anderen
Eine dieser Doppelrollen hat auch gestern Abend wieder Barths Freundin inne, zumeist in der Besetzung der Frau und der Idiotin. Sollte es diese Freundin tatsächlich geben, muss sie laut Barths Erzählungen ungefähr so dumm sein wie ein Kastenbrot. Zu dumm, um zu wissen, dass ein Flusspferd schwimmen kann, zu dumm, um nicht zu erkennen, dass der Fernseher, vor dem sie sitzt, ausgeschaltet ist und zu dumm, um einen Betonfussboden von Sprengstoff zu unterscheiden.
All das und noch mehr Rufschädigendes breitet Barth vor der johlenden Masse aus wie der Hochstapler auf der Klassenfeier, der immer noch eine Geschichte mit einer noch lustigeren Pointe auspackt. "Es wird noch schlimmer. Ich kann mir solche Gags auch nicht ausdenken. Ist so passiert", erklärt Barth feixend, wenn er über die Dummheit von stereotypen Flughafenmitarbeitern spricht.
Das alles kann man natürlich lustig finden. Ob Barths Humor funktioniert, liegt nicht an Barth, sondern – wie bei jedem anderen Humoristen auch – am jeweiligen Zuschauer. Der findet das Ganze eben lustig oder nicht, je nachdem, wo er steht.
Barths Humor sagt also weniger etwas über Mario Barth aus als vielmehr über einen selbst. Vielleicht ist das ja doch noch die fehlende Doppelbödigkeit in Mario Barths Programm. Wahrscheinlich aber nicht.
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