(cfl) - Apple ist für viele Menschen nicht nur eine Marke, sondern Kult. Grund genug für den ARD-Markencheck, dem Phänomen iPad, iPhone und Co. auf den Grund zu gehen. Leider kommt dabei wenig Neues zutage.
Apple-Nutzer lieben ihre Geräte
Wie werden Käufer zu willigen Jüngern? Der Berliner Neurologe Professor Jürgen Gallinat und seine Kollegin Simone Kühn haben eine Antwort für die ARD-Sendung. Die Wissenschaftler zeigen 25 Testpersonen verschiedene Smartphone- und Tablet-Bilder und zeichnen die Reaktionen im Gehirn auf. Demnach sind bei Samsung-Fotos die rationalen Regionen aktiv, während es bei Apple die Bereiche sind, die für positive Bewertung und das Mögen von Personen zuständig sind.
"Eine Interpretation könnte sein, dass Samsung eher ein Produkt ist, was mit dem Kopf zu tun hat. Während Apple eher ein Produkt ist, das mit dem Bauchgefühl zu tun hat," so Gallinat. Er hält es für aussergewöhnlich, dass bei Apple-Produkten Gehirnregionen aktiviert werden, die mit der emotionalen Gesichtserkennung zu tun haben. "Vielleicht kann man hier eine Analogie ziehen, dass manche sagen: 'Apple ist mein Baby.'" Der Konzern hat es also vielleicht geschafft, ein Gerät zu vermenschlichen, so die Folgerung der Markenchecker.
Verstärkt wird diese Wahrnehmung auch dadurch, dass Apple-Produkte mittlerweile allgegenwärtig sind. Nicht nur im Alltag begegnen sie uns ständig, auch in Hollywood-Blockbustern nutzen die Protagonisten vielfach die coolen "iProdukte". Diese Werbung im grossen Stil kostet Apple: nichts.
Handhabung könnte noch einfacher sein
Apple-Jünger sind fest davon überzeugt, dass die Produkte einfach zu bedienen sind - auch diese Behauptung überprüfen die ARD-Redakteure. Für einen Vergleich legen sie einem Team des Aachener Informatik-Professors Jan Borchers die drei Geräte iPad 4, Windows Surface und Samsung Galaxy vor. Während die Experten der Technischen Hochschule die Konkurrenz als zu verwirrend beurteilen, halten sie das iPad tatsächlich für einfach zu bedienen - ein kleiner Zwischenerfolg für Apple. Dennoch, so das Fazit des Markenchecks, nachdem "normale" Nutzer auch mit dem iPad so ihre liebe Mühe hatten: Die Handhabung könnte noch einfacher sein.
Apple-Produkte sind zu teuer
Wie kommt das Unternehmen zu seinen hohen Gewinnen? Auch das wollen die Redakteure des Markenchecks wissen, vor allem aber: Sind die Produkte ihr Geld auch wirklich wert? Die nüchterne Antwort: Nein. Apple sei es möglich, seinen willigen Kunden beim iPhone das Doppelte des Einkaufspreises zu berechnen. Die Preise bei den Speicherbausteinen seien im Fallen, so die Redakteure, dieser Preisvorteil werde aber nicht an die Kunden weitergegeben. Auch beim iPad Mini verlange Apple schlicht zu viel: Die Herstellung koste 198 Dollar, das Gerät werde für 329 Dollar angeboten. Fazit: Die Apple-Geräte seien schlichtweg überteuert.
Apple ist kein fairer Arbeitgeber
Schliesslich greifen die Journalisten die Berichte über Foxconn auf: Wie fair ist der grösste Apple-Zulieferer? Das vernichtende Urteil: Die Produktion in China verstösst nach wie vor gegen die örtlichen Gesetze zum Arbeitsschutz. In einer Stellungnahme liess der Elektronik-Hersteller zwar wissen, dass Foxconn "bis Juli 2013 seine Fabriken in Bezug auf Arbeitszeiten in Einklang mit den chinesischen Gesetzen" in Einklang bringen wolle, doch belegen Aufnahmen in den Regionen Shenzhen und Shanghai etwas anderes.
Um ihr negatives Urteil zu den Arbeitsbedingungen zu untermauern, zitieren die ARD-Redakteure die Hongkonger Menschenrechtsorganisation Sacom. Arbeitszeitverkürzungen hätten negative Folgen für die Beschäftigten, weil das ohnehin niedrige Gehalt nicht ausreichend erhöht worden sei. Die Arbeiter malochen offenbar immer noch zum Teil für einen Stundenlohn von umgerechnet einem Euro.
Wenig Neues über Apple
Fazit: Die Arbeitsbedingungen von Apple-Zulieferern sind also weiterhin katastrophal, der Konzern selbst äussert sich dazu ausweichend oder gar nicht. Die Produkte selbst sind einfach zu handhaben, es gibt aber noch Lust nach oben. Und Apple-Nutzer lassen sich vom Äusseren und dem coolen Ruf der Produkte blenden und nehmen dafür ungerechtfertigt hohe Preise in Kauf. Mit all diesen Erkenntnissen belegt der ARD-Markencheck allerdings mehr die Dinge, die über Apple ohnehin schon bekannt sind, als dass er Neues oder gar Enthüllendes zutage fördert.
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