Maximilian Mundt spielt die Hauptrolle in der Netflix-Erfolgsserie "How to Sell Drugs Online (Fast)". Im exklusiven Interview mit unserer Redaktion spricht er über seine Rolle als junger, schwerreicher Drogendealer, den besonderen Humor der deutschen Produktion und die porträtierte Generation Z.

Ein Interview

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Etwas mehr als ein Jahr mussten sich die Fans gedulden, nun ist die zweite Staffel von "How to Sell Drugs Online (Fast)" auf Netflix abrufbar.

Die erste Staffel wurde unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, die Erwartungen sind hoch. "Aber ich glaube, wir werden niemanden enttäuschen mit der zweiten Staffel", sagt Maximilian Mundt im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der 24-Jährige spielt die Rolle des Moritz Zimmermann, der in der ersten Staffel einen florierenden Drogen-Onlinehandel von seinem Kinderzimmer aus aufbaute. Nun droht dem Nachwuchsdealer alles über den Kopf zu wachsen.

Im Interview spricht Mundt über die Entwicklung seiner Rolle, Moral bei Netflix und die Chance auf eine dritte Staffel von "HTSDOF".

Sie mussten in einer Szene der zweiten Staffel Ihre Haare abrasieren. Wie war das für Sie?

Maximilian Mundt: Witzig, weil es am Anfang in den Drehbüchern noch nicht drin stand. Erst als wir den ersten Block gedreht hatten, kamen die Produzenten irgendwann zu mir und sagten: 'Hey, wie fändest du es, wenn wir dir am Ende des Drehs die Haare abschneiden?' Ich: 'Behält Moritz dann kurze Haare, wenn es weitergeht?' Die Produzenten: 'Nein, es ist nur für eine fünf Sekunden lange Traumsequenz.' Ich: 'Ja, lass machen!' (lacht) Wir haben das dann zwei Monate nach Drehschluss nachgedreht, da sind wir nochmal kurz für eine halbe Stunde ins Studio zum Haare abrasieren.

Sie sind jetzt 24 Jahre alt. Wie fühlt es sich an, wieder in die Rolle eines Schülers zu schlüpfen?

Traumatisierend! Alte Traumata kommen hoch! (lacht) Nein, es fühlt sich lustig an. Es gab ja auch schöne Momente in der Schulzeit. Und man kann jetzt beim Dreh nur die schönen Momente geniessen, ohne die Hausaufgaben und den Klausurenstress. Einfach nur dieses Schüler-Life, in der Cafeteria zu sitzen. Ich finde, das macht schon Spass. Meine Schwester ist 17, deshalb weiss ich so ein bisschen, wie 17-Jährige im Jahr 2020 drauf sind. Es macht Spass, so junge Charaktere spielen zu dürfen.

Gibt es im Jahr 2020 grosse Unterschiede zwischen 17- und 24-Jährigen? Merkt man, dass das schon wieder eine neue Generation ist?

Es gibt noch mehr soziale Medien, die es noch nicht gab, als ich 17 war. TikTok ist beispielsweise gerade ein grosses Ding. Davon habe ich gar keinen Plan mehr. Aber sonst? Ich glaube, wir sind alle sehr suchend. Ihre Generation, meine Generation auch. Wir suchen nach unserem Platz, gelähmt von der Vielzahl an Möglichkeiten, die uns offenstehen. Wir können uns gar nicht entscheiden, weil wir so viel machen dürfen und das Privileg haben, so viel machen zu können. Und dann oft gar nichts machen wollen, weil wir so gelähmt sind von der Vielfalt der Möglichkeiten.

Sie spielen die Rolle des Moritz Zimmermann. Ist er Ihnen sympathisch?

In der ersten Folge der ersten Staffel war er mir noch sympathisch. Und dann ... (lacht). Nein, natürlich muss er mir irgendwo sympathisch sein. Sonst könnte ich ihn nicht spielen. Ich glaube, das ist das Schlimmste als Schauspieler, seine eigene Rolle zu judgen. Man muss sie verstehen, sympathisch und irgendwie auch gut finden. Es hat mir einfach Spass gemacht, von Folge zu Folge immer mehr das Arschloch zu werden. Ich hatte aber auch Angst, als Protagonist einer Serie jemanden zu spielen, den man einfach nicht mehr ausstehen kann. Dass man denkt: Bitte halts Maul! Bitte stirb den Serientod! Oder dass ihm irgendwas passiert, dass er leiden muss. Aber er wird ja auch leiden und wird bestraft für seine Missetaten.

In der ersten Staffel gibt es die Szene mit dem Igel, der erschlagen wird. Auch in der zweiten Staffel müssen Tiere leiden. Es werden Witze über Behinderte gemacht, Drogenkonsum wird nicht unbedingt mit dem erhobenen Zeigefinger kommentiert. Ist es die fehlende politische Korrektheit, die die Serie so erfolgreich macht?

Auf jeden Fall. Aber nicht nur bei unserer Serie, das ist bei vielen Netflix Originalen so, die nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen wollen und einfach Geschichten erzählen, die vielleicht auch einfach so passieren und realistisch sind. Auch, wenn sie moralisch nicht ganz so korrekt sind. Wir sind nicht alle Heilige, viele sind auch einfach böse und politisch unkorrekt. Das auch herauszustellen, kritisch zu sehen und die Leute zu bestrafen, wenn sie Mist bauen, gehört auch dazu. So wie zum Beispiel Moritz bestraft wird, des Öfteren (lacht).

Was ist für Sie das Erfolgsgeheimnis von "How to Sell Drugs Online (Fast)"?

Das Erfolgsgeheimnis unserer Serie ist, dass wir sehr unkonventionell erzählen und sehr schnell und sehr wild. Und sehr realistisch die Generation darstellen, um die es geht. Und dass wir einen Humor verwenden, der nicht auf den Gag setzt, sondern ganz oft auf Realismus, der dann einfach unangenehm ist. Dass wir nicht Slapstick spielen, sondern die Figuren in Situationen schicken, die super unangenehm oder demütigend sind. Die dann aber so einen gewissen Humor haben, der voll gut funktioniert und bei dem man selten das Gefühl hat, dass das jetzt total unangenehm ist, total deutsch und unlustig. Dass man eben nicht sagt: Die haben es probiert, aber nicht hingekriegt. Ich glaube, das zeichnet die Serie aus.

Die erste Staffel hat den Deutschen Fernsehpreis gewonnen. Legt das die Latte für die zweite Staffel sehr hoch?

(lacht) Ja, auf jeden Fall! Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass wir mit dieser Serie so abräumen würden. Der Grimme-Preis, der Fernsehpreis, die Romy ... das ist absurd. Und total schön. Ich selbst finde die zweite Staffel noch viel besser als die Erste. Ich bin schon total gespannt, was das Publikum und die Jurys dazu sagen werden. Die Latte ist auf jeden Fall hochgelegt. Aber ich glaube, wir werden niemanden enttäuschen mit der zweiten Staffel.

Auf was dürfen sich die Zuschauer in der zweiten Staffel freuen?

Auf sehr reiche, sehr junge Drogendealer, die versuchen, aus dem Business auszusteigen. Zumindest zwei von ihnen. Aber Moritz will mehr und wächst über sich hinaus, sein Ego wird immer grösser. Buba wird seine Rache kriegen, Bjarne wird gerächt. Seine Familie wird kommen und den Jungs Feuer unterm Hinter machen. Und Liebe! Es geht wieder ganz viel um Liebe. Es wird viel geschrien und geweint und verziehen. Und es werden Herzen gebrochen.

Wird es eine dritte Staffel geben?

Ich hoffe es. Aber wir müssen warten, wie die zweite Staffel ankommt. Das waren bei der ersten Staffel schon Höllenqualen, bis der Anruf kommt und sie sagen: Ihr dürft weitermachen.

Die Serie war weltweit ein Hit. Wurden Sie im Ausland auf Ihre Rolle angesprochen?

Ich wurde im Frühjahr in Paris in der U-Bahn angesprochen, von einem französischen Jungen. In Hamburg wurde ich von einer spanischen Austauschklasse angesprochen. Letztes Jahr in Kalifornien wurde ich von einem Skater-Jungen angesprochen. Auch auf Instagram bekomme ich Nachrichten aus Brasilien, Südamerika, aus der ganzen Welt. Das ist absurd, aber sehr schön.

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