Pokerspieler Sebastian Langrock wurde bei "Wer wird Millionär" zum achten Kandidaten in über 13 Jahren, der die Million geknackt hat. Als erster brauchte er dafür nicht einmal alle Joker. Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis es so weit kommen würde, denn RTL hat es in letzter Zeit ziemlich darauf angelegt.

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Freilich ist Sebastian Langrock kein Idiot und hat sich seinen Millionengewinn auch durchaus redlich verdient. Ob er das jedoch alleine seiner durch das Pokerspiel geschulten Abgebrühtheit oder der Fähigkeit, Günther Jauchs Gesicht zu lesen, zu verdanken hat, ist eher fraglich. Denn es ist kaum zu übersehen, dass die Fragen auf dem Weg zur Million überwiegend völlig ohne Spezialwissen zu beantworten waren. Und das sogar bis in die höchsten Gewinnstufen.

Allgemeinbildung und Nonsens-Ausschluss

Beispiele gefällig? Für 32.000 Euro wurde nach dem Hersteller der Motoren von Sebastian Vettels Formel-1-Auto gefragt. Die Antwort (Renault) hätte sich auch ein Motorsport-Laie gut erschliessen können, zumindest wenn man davon ausgeht, dass die Kandidaten als Vorbereitung für die Teilnahme bei WWM auch mal einen Almanach querlesen. Dass Vettel weder bei Ferrari, noch bei Mercedes fährt und Toyota in der Formel 1 keine Hausmarke ist, kann man durchaus zur Allgemeinbildung zählen.

Auch die 64.000-Euro-Frage war ein ziemlicher Witz und wäre vor einigen Jahren wohl noch weit unter der 16.000er-Hürde gut aufgehoben gewesen: "Welcher General vertrieb im 19. Jahrhundert die Mexikaner aus dem heutigen US-Bundesstaat Texas?" - Als mögliche Antworten waren aufgelistet: John Denver, Sam Houston, Michael Miami und Phil A. Delphia.

Weil erstgenannter ein bekannter Country-Sänger ist, alle Namen sich auf Städte in den USA beziehen und Houston davon die einzige ist, die sich überhaupt in Texas befindet, war das eine klassische Ausschluss-Frage inklusive zweier Nonsens-Antworten. Mit rudimentären Geographiekenntnissen sowie gesundem Menschenverstand lässt sich so etwas gut erschliessen.

Kaum schwieriger auch die 125.000-Euro-Frage. Alle Songtexte von Welthits der Rolling Stones ("Angie"), The Police ("Roxanne"), Michael Jackson ("Billy Jean") oder Barry Manilow ("Mandy") hat vielleicht nicht jeder automatisch im Kopf, ein Joker hilft hier aber in jedem Falle weiter, um Herauszufinden, welches dieser Lieder von einer Prostituierten handelt - es ist natürlich "Roxanne".

Reaktion auf sinkende Quoten?

Allgemein fiel in letzter Zeit auf, dass die Fragen bei "WWM" oft so simpel waren, dass sogar Planlos-Kandidaten ansehnliche Gewinnsummen mit nach Hause nehmen konnten. Gleichzeitig waren die Quoten seit Monaten rückläufig (wenn auch auf hohem Niveau) - vor allem in den Montagssendungen. Schon die Einführung der Risikovariante, welche es im britischen Original gar nicht gibt, könnte man als Versuch werten, das Show-Konzept etwas aufzupeppen.

Das legt die Vermutung nahe, dass man es bei RTL gezielt darauf angelegt haben könnte, endlich wieder mit einem Millionen-Gewinner Schlagzeilen zu machen. Zumindest theoretisch wäre das auch schon in den Sendungen der vergangenen Wochen kein Hexenwerk gewesen. Vor allem in der Folge vom 01. März wäre die Million schon drin gewesen.

Wir haben im Quiz einige vermeintlich schwierigere WWM-Fragen der letzten Folgen zusammengestellt, über die man sich eigentlich nicht beschweren kann. Probieren Sie es selbst!

(lug)

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