- Woody Allens Adoptivtochter Dylan Farrow behauptet, 1992 im Kindesalter von dem Regisseur missbraucht und sexuell belästigt worden zu sein.
- In der neuen HBO-Dokumentation "Allen v. Farrow" erheben Dylan und ihre Adoptivmutter Mia Farrow schwere Vorwürfe, es werden bisher unveröffentlichte Homevideos gezeigt und mitgeschnittene Telefonate abgespielt.
- Die Dokumentation erinnert an die Michael-Jackson-Dokumentation "Leaving Neverland" und könnte ähnliche Diskussionen in Gang bringen.
Es gibt zwei Punkte, die die Wahrnehmung von
Mit seinem Privatleben in die Schlagzeilen kam Woody Allen 1992, als seine langjährige Lebensgefährtin Mia Farrow Nacktfotos ihrer damals 21 Jahre alten Adoptivtochter bei dem Regisseur entdeckte. Allen gestand daraufhin, eine Affäre mit der knapp 35 Jahre jüngeren Soon-Yi Previn zu haben, später heiratete er sie und ist bis heute mit ihr zusammen.
Die Trennung von Farrow wurde zur Schlammschlacht, inklusive Sorgerechtsstreit vor Gericht. Im Rahmen dieses Prozesses im August 1992 erhob die damals sieben Jahre alte Dylan Farrow den Vorwurf, von ihrem Adoptivvater Allen missbraucht und sexuell belästigt worden zu sein.
Medizinische Gutachter kamen zu dem Schluss, dass das Mädchen nicht sexuell missbraucht worden sei, gleichzeitig wurde Allen im Sorgerechtsprozess aber das Besuchsrecht für Dylan entzogen, da der Staatsanwalt sehr wohl Hinweise auf Missbrauch erkannt haben wollte.
Abschliessend geklärt wurde der Fall nie. Allen schaffte es, seine Karriere als Filmemacher erfolgreich fortzusetzen und die privaten Probleme weitgehend vom Beruflichen zu trennen.
Die mittlerweile erwachsene Dylan Farrow erneuerte die Missbrauchsvorwürfe in den letzten Jahren immer wieder, Allen wies sie stets entschieden zurück. Er sagt, die gemeinsame Adoptivtochter wäre von Mia Farrow darauf trainiert worden, die Vorwürfe zu erheben, da seine Ex-Partnerin eifersüchtig auf seine Beziehung mit Soon-Yi Previn sei.
Dokumentation "Allen v. Farrow" belastet Woody Allen schwer
Die neue vierteilige Dokumentation "Allen v. Farrow" des US-Pay-TV-Senders HBO will nun Licht ins Dunkel bringen. Am Sonntag wurde die erste Episode in den USA ausgestrahlt, wann sie in Deutschland zu sehen sein wird, ist offen.
Klar ist aber schon jetzt, dass die Dokumentation den mittlerweile 85 Jahre alten Allen in Bedrängnis bringen wird. "Ich war immer in seinen Fängen, ich war immer auf der Flucht", erinnert sich Dylan Farrow darin zurück.
Erstmals öffentlich gezeigt wird ein von Mia Farrow 1992 mit dem Camcorder gedrehtes Homevideo, in dem die siebenjährige Dylan darüber spricht, wie Allen sie auf dem Dachboden des Familiensitzes in Connecticut berührt und missbraucht haben soll.
"Ich wollte das nicht, Mama. Ich wollte nicht, dass er das macht", sagt das Mädchen in die Kamera. 20 Minuten soll Allen mit Dylan alleine verbracht haben, obwohl laut Mutter Mia die Kindermädchen angewiesen waren, ihn nicht mit ihr alleine zu lassen.
In den für die Dokumentation aufgezeichneten Interviews berichten Dylan und Mia Farrow sowie die anderen Geschwister und Freunde der Familie zudem von weiteren Details.
Woody Allen selbst stand für Interviews nicht zur Verfügung
Woody Allen selbst kommt in der Dokumentation nicht zu Wort. Interviewanfragen lehnte er ab, genau wie seine Frau Soon-Yi. Und so ist seine Stimme nur in alten Pressekonferenzen, in Ausschnitten aus seiner Biografie und in Telefonaten zu hören, die Mia Farrow mitgeschnitten hat und die nun ebenfalls in der Dokumentation veröffentlicht werden.
"Sag mir, wo warst du in diesen 20 Minuten", fragt Farrow eindringlich. "Alle Details und die Wahrheit werden ans Licht kommen, wenn die Zeit reif ist", antwortet Allen kryptisch.
Es wird auch der Vorwurf erhoben, dass Allens Affäre mit Soon-Yi bereits zu deren Highschool-Zeit begonnen haben soll. Und natürlich wird auch erwähnt, dass in Woody Allens Filmen, etwa in "Manhattan", immer wieder die Beziehungen von sehr viel älteren Männern zu sehr jungen Frauen thematisiert werden.
"Allen v. Farrow" erinnert an die Michael-Jackson-Doku "Leaving Neverland"
Verantwortlich für "Allen v. Farrow" sind die Filmemacher Kirby Dick und Amy Ziering, die bereits mit "The Hunting Ground", einer Dokumentation über Vergewaltigungen und Missbrauch an US-Universitäten, für Aufsehen sorgten. Für "Allen v. Farrow" trugen sie drei Jahre lang Dokumente und Akten zusammen und führten Interviews.
Das Ergebnis erinnert an "Leaving Neverland", die ebenfalls von HBO produzierte Dokumentation über den mutmasslichen Kindesmissbrauch von Michael Jackson. Wie "Leaving Neverland" ist auch "Allen v. Farrow" komplett aus der Sicht der mutmasslichen Opfer gedreht.
Wie beim "King of Pop" überstrahlte auch Woody Allens Werk als Regisseur lange die Vorwürfe - das könnte sich nun ändern. "Der Nagel im Sarg von Allens Vermächtnis", titelt etwa die "Los Angeles Times" mit Blick auf die Dokumentation. Die meisten Presseberichte in den USA gehen in eine ähnliche Richtung.
Nach der Ausstrahlung von "Leaving Neverland" entschieden sich Radiostationen, die Songs von Michael Jackson nicht mehr zu spielen, weltweit wurde intensiv über den Umgang mit Jacksons musikalischem Werk diskutiert. Ähnliche Diskussionen könnte "Allen v. Farrow" nun auch für Woody Allens Filme auslösen.
Verwendete Quellen:
- Los Angeles Times: "HBO's devastating 'Allen v. Farrow' is a nail in the coffin of Woody Allen's legacy"
- rogerebert.com: "Review 'Allen v. Farrow'"
- chicago.suntimes.com: "'Allen v. Farrow' recalls the scandals with new comments, old phone calls"
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