Der MDR hat ein Qualitätsproblem, was vor allem bei seinen Premium-Produkten "Tatort" und "Polizeiruf 110" auffällt. Der Leipziger "Tatort" hat schon lange keine gute Folge mehr gesehen. Und auch beim neuen "Polizeiruf 110" aus Magdeburg gibt es Luft nach oben.
Ein neues Team löst die Betulich-Ermittler Schmücke und Schneider aus Halle ab. Mit
Ein Afrikaner wird zu Tode gehetzt. Die Kommissarin Doreen Brasch untersucht den Fall. Zunächst glaubt man, der Tote sei im gerade eröffneten Fitness-Center des osteuropäischen Unternehmers Victor Koslow (Merab Ninidze) verstorben. Doch der Mann, nachträglich von einer Kalaschnikow niedergestreckt, wurde sorgsam zwischen den Kraftmaschinen drapiert. Die Spur führt Brasch, dem ein verschlossener Kollege namens Jochen Drexler zur Seite gestellt wird, in die rechte Szene der Stadt. Ausgerechnet durch diesen Sumpf watet auch Andi Wegener (Vincent Redetzki), der 20-jährige Sohn der impulsiven Kommissarin, die einst wohl in linken Sponti-Kreisen aktiv war.
Dieser "Polizeiruf" lässt die Zuschauer kalt
Die Geschichte des zum Filmtitel erhobenen "verlorenen Sohns" ist nur eins der unstimmigen Elemente in diesem "Polizeiruf 110". Sowohl die prollig-emotional konzipierte Ermittlerin als auch ihr Nazi-Sohn sind unglaubwürdige Charaktere. Die Geschichte des tiefen Grabens zwischen ihnen wirkt hanebüchen und lässt den Zuschauer seltsam unberührt zurück. Irgendwie scheint auch die Chemie zwischen den beiden Darstellern nicht zu stimmen. Umso bitterer, dass dieser Mutter-Sohn-Konflikt in weiteren Magdeburger "Polizeiruf"-Folgen fortgesetzt werden soll - getreu dem Motto: die chaotische Kommissars-Mama muss mal wieder nach ihrem kleinen Rechten sehen.
Die Nazi-Szene ist plump, der arg konstruierte Fall unspannend: Dieser "Polizeiruf" scheitert auf ganzer Linie. Ursprünglich sollten die Brüder Fromm weitere Fälle für Brasch und Drexler konzipieren, doch dazu kommt es nun wegen "Terminschwierigkeiten" nicht.
Der Magdeburger "Polizeiruf" braucht schon nach der ersten Folge einen Neustart. Und eine gute Geschichte und stimmige Entwicklungsbögen für die zwei oder - mit dem Sohn - drei Hauptdarsteller des Films. Immerhin: An den Schauspielern liegt es nicht. DDR-Theaterlegende Sylvester Groth, üblicherweise als diabolischer Bösewicht besetzt, und Claudia Michelsen, die normalerweise selbst mittelprächtige Filme zum mitreissenden Ereignis macht, sind eine gute Wahl für eine Mission Magdeburg 2.0. Es kann nur besser werden. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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