Ein Bart rettet Johnny Depps neuen Film: Die Gaunerkomödie "Mortdecai" ist eigentlich ein 08/15-Streifen ohne nennenswerte Höhepunkte. Wäre da nicht das struppige Gewächs in Depps Gesicht, das dem Film seine Slapstick-Elemente verleiht.

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Extrem skurril und verschroben: Johnny Depp spielt die Rolle des Kunsthändlers "Mortdecai" im gleichnamigen Film genauso, wie er sich in Hollywood einen Namen gemacht hat. Dieses Rezept ging schon öfter auf - als lallender Pirat Captain Jack Sparrow in "Fluch der Karibik" oder als freakiger Willy Wonka in "Charlie und die Schokoladenfabrik". In der Tat werden Depps Fans "Mortdecai" gerade deswegen mögen. Ein anderes Klientel spricht der Film aber nicht an.

Der Kunsthändler Charlie Mortdecai steht kurz vor dem Bankrott. Er muss in rund einer Woche acht Millionen Pfund aufbringen, um nicht sein Haus zu verlieren. Er wittert seine Chance, als ein bekanntes Goya-Gemälde unter mysteriösen Umständen verschwindet. Und man ahnt es: Mit der Belohnung wären alle Sorgen wie weggeblasen. Gemeinsam mit seinem treuen Diener Jock (Paul Bettany) begibt sich Mortdecai auf die Jagd rund um den Globus. Dabei müssen sie sich gegen einen rabiaten russischen Oligarchen und einen international gesuchten Terroristen durchsetzen. Zu allem Übel muss Mortdecai mit seinem Erzfeind aus Uni-Zeiten zusammenarbeiten, dem MI5-Inspektor Alistair Martland (Ewan McGregor). Dieser steht seit Jahren auf Mortdecais Frau Johanna (Gwyneth Paltrow). Und die ist zurzeit gar nicht gut auf ihren Gatten zu sprechen. Denn der hat sich einen Schnurrbart wachsen lassen, den sie mehr als abstossend findet.

Ein Schnurrbart rettet "Mortdecai"

In "Mortdecai" arbeitet Johnny Depp zum zweiten Mal mit Regisseur David Koepp zusammen. Sie haben bereits den Film "Das geheime Fenster" (2004) miteinander gedreht. Ein schlechtes Omen? Denn der Mystery-Thriller zählt eher zu Depps weniger beachteten Filmen – solide, aber ohne nennenswerte Überraschungen.

Auch "Mortdecai" ist kein Film, über den man noch in Jahren spricht. Sein Schnurrbart könnte aber in Erinnerung bleiben. Stolz wie ein Pfau trägt Mortdecai sein Gewächs unter der Nase durch die Gegend. Er kämmt und bürstet ihn mit Inbrunst und verpasst kaum eine Gelegenheit, seine Gegenüber auf das fluffige Ding in seinem Gesicht hinzuweisen. "Jeder sollte so einen Schnurrbart haben", findet Mortdecai. Besonders erheiternd sind die Gespräche mit seiner Frau Johanna, die dieses haarige Gestrüpp nicht nur scheusslich, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen findet. Bei ihr setzt ein Würgereiz ein, wenn sie sich dem Ding nur nähert. Genau diese Szenen geben dem Film die dringend benötigten Slapstick-Elemente.

Mal abgesehen von der 08/15-Story, die in einer Komödie ohnehin keine grosse Rolle spielt, sind die Nebendarsteller hervorragend besetzt. Paltrow spielt selten so bezaubernd und gleichzeitig hinterlistig wie in "Mortdecai". McGregor hechelt ihr in so einer bemitleidenswerten Art und Weise hinterher, dass man ihn einfach nur mal kurz drücken möchte. Und Bettany ist als treuer, aber sexsüchtiger Diener ideal besetzt. Er rettet Mortdecai aus aussichtslosen Situationen, die sich der Kunsthändler meist selbst eingebrockt hat - ohne die Geduld mit seinem Chef zu verlieren. Wie Marge Simpson, die ihrem Homer einfach alles durchgehen lässt, auch wenn er wieder groben Unfug angestellt hat. "Jeder sollte einen Jock haben", meint Mortdecai im Film. Damit hat er Recht.

Dieser Film hat sooo einen Bart

"Mortdecai" ist eine kurzweilige Komödie, die vor allem Fans von Johnny Depp anspricht. Ohne den Schnurrbart würde aber selbst er in dem Film alt aussehen.

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