Joko und Klaas legen mit "Circus HalliGalli" bei ProSieben einen fulminanten Start hin - obwohl (oder gerade weil?) sich die beiden ähnlich wie seinerzeit im Spartensender ZDFneo nach Herzenslust austoben dürfen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die respektlose Show eine Zukunft im Mainstream hat oder ob die guten Quoten nur der Neugier der Zuschauer auf die erste Sendung zu verdanken sind.

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Schon im Vorfeld von "Circus HalliGalli" wurden Stimmen laut, dass der anarchische Dampfhammer-Humor von Joko und Klaas einer breiten Publikumsschicht womöglich zu derbe sein könnte. Allerdings bewies das Duo bereits in der überaus rabiaten Spielshow "Duell um die Welt" seine Massenkompatibilität.

Nun startete mit "Circus HalliGalli" die erste regelmässige Joko-und-Klaas-Sendung im Privatfernsehen, immer montags um 22:15 Uhr. Das Konzept ist im Grunde das gleiche wie bei "neoParadise", das bis Januar im Spartensender ZDFneo lief - "Circus HalliGalli" ist also die Fortführung des beliebten Formats auf grosser Bühne. Genau das könnte sich als Trumpf erweisen.

Denn die Narrenfreiheit, die die beiden mit ihrem Zirkus in der neuen Manege geniessen, scheint bestens anzukommen. Während "neoParadise" an guten Abenden gerade einmal 100.000 Zuschauer vor den Bildschirm locken konnte, sahen beim "Circus HalliGalli"-Auftakt 1,51 Millionen Zuschauer der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen zu.

Olli Schulz hält der Prominenz den Spiegel vor

Das Highlight der Sendung war der Auftritt von Olli Schulz, der schon bei ZDFneo mit an Bord war. In der Rolle seines Alter Ego, des abgehalfterten Journalisten Charles Schulzkowski, begab er sich volltrunken und mit Whiskey-Flasche im Anschlag auf die Berlinale. Dort stellte er die Oberflächlichkeit des Showbiz bloss, wo "das gelungene Foto wichtiger als eine warmherzige Umarmung" ist. Einen ähnlich bissigen und pointierten Kulturpessimismus hat man im Privatfernsehen selten gesehen!

Unterdessen alberten Joko und Klaas in gewohnt derber Manier herum, unter anderem auf dem Kölner Karneval. Dort waren sich die beiden in Anlehnung an die Jim-Carrey-Komödie "Der Ja-Sager" für nichts zu schade und mussten alle ihnen gestellten Fragen mit "Ja" beantworten. Das führte etwa an der Imbissbude zu einer ordentlichen Sauerei, als die Würstchenverkäuferin fragte, ob Joko noch mehr Ketchup auf seine Semmel wolle ...

Talkgast Helge Schneider passte mit seinem dadaistischen Interview dann auch wie die Faust aufs Auge. Denn auch der Rest der Show mit Kurzauftritten von Cro aus dem Schrank und Olli Pocher, der vor der Tür stand, aber nicht reindurfte, folgte keinem wirklichen Konzept, sondern war eher eine Ansammlung von Skurrilitäten.

Die kommenden Wochen werden zeigen, wie viel Schwung "Circus HalliGalli" von seinem starken Start mitnehmen kann. Die Chancen stehen zumindest gut. Sollte sich das Format etablieren, wäre das ein weiterer Schlag ins Kontor der Öffentlich-Rechtlichen, wo man nicht genug Mut hatte, Joko und Klaas die Bühne zu bieten, die sie jetzt bei ProSieben bekommen.

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