Influencer trifft auf ehemalige Viva-Moderatorin, TV-Moderator auf Rapper - mit "Neo Ragazzi" versucht ZDF Neo frischen Wind in die Welt der drögen Talkshows zu bringen. Doch gerade, wenn es spannend wird, ist die erste Folge schon vorbei.
Mit Talkshows im Fernsehen ist es so eine Sache. Aus Politikern ist kaum etwas Relevantes herauszubekommen. Sie spulen ihr Parteiprogramm ab und weichen den wirklich interessanten Fragen aus, indem sie so lange über etwas anderes sprechen, bis Moderator als auch Publikum vergessen haben, worum es eigentlich ging. Die unterhaltende Variante ist nicht viel besser. Schauspieler bewerben ihren neuen Film, Autoren ihr Buch und am Ende lockert ein Comedian die dröge Werberunde mit einem Teil seines aktuellen Programms ab.
"Neo Ragazzi" will das in zunächst acht Folgen Donnerstagabend um 22.15 Uhr auf ZDF Neo anders machen. "Der gemeinsame Spass am Gespräch" soll im Vordergrund stehen, nicht "kalkulierte Konfrontation oder die Lösung der ganz grossen Aufregerdebatten", so die Pressemitteilung zur Sendung. Alles "jenseits der üblichen Talkshowfloskeln". Sprich, ZDF Neo versucht einen der unzähligen Podcasts nach dem Schema "Zwei Menschen labern drauflos" ins Fernsehen zu übertragen. Dazu passen die beiden Moderatoren:
Von den Machern von "Roche und Böhmermann" und der "Carolin Kebekus Show"
Verantwortlich für "Neo Ragazzi" ist die Produktionsfirma bildundtonfabrik, der es schon einmal gelang, dem Format Talkshow eine Frischzellenkur zu verpassen. Mit "
Jetzt also ein neuer Versuch mit "Neo Ragazzi". Von wem das Format stammt, ist nicht zu übersehen. Die bildundtonfabrik produziert auch "Die
Um die zusammenzubringen, sollen "Aktionen" und "Spiele" die Runde auflockern. Was sich in der ersten Folge von "Neo Ragazzi" auf das Ziehen von genau einer Frage aus einem Kartenhaufen in der Mitte des Tisches beschränkt. Die lautet "Wer war dein erster Promi-Crush?" und dient dazu, Moderator Tommi Schmitt erröten zu lassen - es war natürlich
Kerner erklärt das Moderieren
Stattdessen lassen sich
Das gelingt erst nach etwa zwei Dritteln der Show, als die sechs Anwesenden ihre Gemeinsamkeiten entdecken: dass alles irgendwie wieder kommt und sich die Trends der Jahrzehnte wiederholen. Bestes Beispiel: Rapper und TikToker Ski Aggu mit seinem Vokuhila und den Eurodance-Klamotten, die jetzt "ironisch" cool sind. Keine bahnbrechende Erkenntnis, aber immerhin.
Unterhaltsam, aber noch Luft nach oben
Trotzdem ist die erste Folge von "Neo Ragazzi" unterhaltsam. Tommi Schmitt feuert selektiert Gags ab (die jeweils ein Teil der Gäste nicht versteht), Sophie Passmann ist unheimlich schnell und weist die Männer in der Runde in ihre Schranken, wenn die sich über Frauen und Make-up lustig machen. Das ist kurzweilig, aber eben auch sehr auf die eigene Zielgruppen-Blase beschränkt.
Am Ende sitzen Passmann und Schmitt zusammen und lassen die Sendung Revue passieren, ganz so wie es Charlotte Roche und Jan Böhmermann in ihrer Sendung taten. Es war natürlich Fernsehpremieren-typisch alles dufte. Das Interessantere findet parallel statt. Ski Aggu zündet sich eine Zigarette an, Johannes B. Kerner kippt das Weinglas von Tommi Schmitt herunter. Die vier beginnen zu reden, es wird wirklich spannend. Doch dann ist die erste Ausgabe von "Neo Ragazzi" vorbei. Sieben Folgen bleiben, um das Format Talkshow vielleicht nicht neu zu erfinden, aber zumindest ein wenig mehr Unterhaltung zu bieten. In ihren Podcasts schaffen das Passmann und Schmitt schliesslich auch.
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