• Am Montag ist auf Sky die sechsteilige Doku-Soap "Diese Ochsenknechts" angelaufen.
  • Mutter Natascha Ochsenknecht, ihre Kinder Cheyenne, Wilson Gonzalez und Jimi Blue geben dabei Einblicke in ihr alltägliches Leben und scheinen sich in der Rolle der etwas durchgeknallten Grossfamilie zu gefallen.
  • Die Frage, wie echt das Gezeigte ist, stellt sich aber wie in fast allen Reality-Soaps.
Eine Kritik
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Es ist ein scheinbar normaler Tag bei den Ochsenknechts. Mutter Natascha feiert Geburtstag, die Kinder singen ihr ein Ständchen, überbringen Blumen und Geschenke. Doch plötzlich wird das beschauliche Frühstück gestört. Zweimal klingelt es an der Tür. Schwiegersohn Nino öffnet und überbringt die schlechte Botschaft. Die Steuerfahndung sucht nach Jimi Blue.

Aus dem Hintergrund filmt eine verwackelte Handkamera Natascha, deren Gesichtsausdruck zwischen Schreck und Unglaube schwankt. Ein Herr Hinteregger von der Steuerfahndung Graz wartet am Hoftor und teilt Mutter Ochsenknecht mit, dass der Verdacht einer Steuerflucht bestehe.

Dann zeigt Herr Hinteregger auf den Kameramann und fordert diesen mit dem Verweis auf eine Amtshandlung auf, die Dreharbeiten einzustellen. Die Kamera verliert ihren Fokus, beginnt zu wackeln, filmt für ein paar Sekunden den Boden, dann die Bäume. Es wird dunkel. Schnitt. Dramatik pur.

Dass Herr Hinteregger es dennoch in die Endfassung der ersten Folge von "Diese Ochsenknechts" geschafft hat, dass der Steuerfahnder beim Gespräch mit Mutter Ochsenknecht gleich aus mehreren Perspektiven gezeigt wird, wirft Fragen auf. Vor allem die eine Frage, die sich bei allen Doku-Soaps stellt: Was ist echt und was ist gestellt?

"Diese Ochsenknechts": "Ganz normal sind wir alle nicht"

Mutter Ochsenknecht und Tochter Cheyenne sind Models, als Reality-Darstellerin hat Natascha von "Promi Big Brother" über "Das Promibacken" bis hin zum RTL-Dschungel alles durch. Jimi Blue und sein älterer Bruder Wilson Gonzalez arbeiten seit ihrer Kindheit als Schauspieler. Man darf also getrost davon ausgehen, dass eine solche Familie eine ziemlich genaue Vorstellung davon hat, was sie der Öffentlichkeit von ihrem echten Leben preisgeben will und was nicht.

"Wir nehmen die Zuschauer mit in unser Leben und zeigen extrem private Momente, die wir bisher immer unter Verschluss gehalten haben", sagte Jimi Blue bei einem Pressegespräch des Pay-TV-Senders Sky, der die insgesamt sechs Folgen ab Montag bei Sky One, Sky Ticket und Sky Go zeigt, im Vorfeld. "Aber es wird auch echt ziemlich crazy, ganz normal sind wir nämlich alle nicht", ergänzte Wilson Gonzalez.

Jimi Blue hatte zehn Autos, aber keinen Führerschein

Schon der Schriftzug von "Diese Ochsenknechts" liefert einen Hinweis, wie sich die Familie präsentieren möchte. Dem "O" am Anfang des Familiennamens wurden zwei Teufelshörner aufgesetzt. "Ich möchte genauso rüberkommen, wie ich wirklich bin: Einfach scheisse", erzählt Cheyenne Savannah Ochsenknecht, nachdem sie aufgezählt hat, auf welche Magazin-Cover sie es schon geschafft hat.

Auch Wilson Gonzalez gibt sich betont schnoddrig. "Ich bin nicht der Typ, der sich Ziele setzt", sagt er bei seiner Vorstellung: "Ich brauche keinen Oscar oder so ein Quatsch." In Hollywood sei er zwar mal gewesen, aber mehr zum Abhängen. Bruder Jimi Blue berichtet, dass er bereits mit 18 Jahren zehn Autos gehabt habe, aber noch keinen Führerschein.

BMW M6, Mercedes AMG, alles dabei, dazu ein zweistöckiges Apartment in München-Schwabing. Wieder stellt sich die Frage, ob das ernst gemeint ist, oder ob die Ochsenknechts einfach nur für die Kamera abliefern. In der Rolle der etwas durchgeknallten Grossfamilie, die ihr Leben abseits kleinbürgerlicher Konventionen führt, scheinen sie sich jedenfalls zu gefallen.

Die Ochsenknechts in den Fussspuren der Geissens

Neu ist die Idee ganz sicher nicht, Doku-Soaps über prominente Familien sind seit vielen Jahren ein Quotenhit. In Deutschland laufen "Die Geissens" seit mehr als zehn Jahren, der Familie von Rocker Ozzy verhalf die Serie "The Osbournes" zu internationaler Berühmtheit. Selbst Lothar Matthäus versuchte sich mit seiner damaligen Lebensgefährtin Joanna Tuczynska an einer Reality-Soap. In diese Fussstapfen möchten die Ochsenknechts nun treten.

Die erste Folge "Ungebetene Gäste" spielt auf dem Bauernhof in der Nähe von Graz, auf dem Cheyenne und ihr Lebensgefährte Nino leben. Gezeigt wird der Alltag mit allen seinen Banalitäten. Eine Fahrt durch den Drive-In bei McDonalds, Cheyenne und Nino beziehen ein Bett für Natascha, die zu Besuch kommt. Schliesslich holen sie die Mutter am Flughafen ab, Jimi Blue und Wilson Gonzalez helfen Bauernsohn Nino dabei, Heuballen im Stall zu verstauen.

Unterbrochen werden diese Szenen immer wieder von Interviews. Jimi Blue spricht über seinen Beziehungsstatus, Nino verrät, dass Töchterchen Mavi nicht geplant war und trotz Spirale gezeugt wurde ("Ein Zeichen Gottes"). Cheyenne, gerade einmal 21 Jahre alt, erzählt, wie sich ihr Leben nach der Geburt verändert hat und dass sie es nicht mehr mag, nächtelang durch die Clubs zu ziehen. "Ich habe ein fucking Kind einfach", sagt sie. Mit solchen Aussagen macht man Schlagzeilen.

Die Steuerfahndung liefert den perfekten Cliffhanger

Ob es eine Serie wie "Diese Ochsenknechts" braucht, sei mal dahingestellt. Jede und jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er einer Schauspieler-Familie dabei zuschauen möchte, wie diese wohl kalkuliert ihr Leben vor den Kameras ausbreitet. Clever inszeniert ist die Doku-Soap aber allemal. Denn ganz am Ende der letzten Folge wird die Story-Line um die Steuerfahndung wieder aufgegriffen.

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Nun kommt Binh Nguyen, PR-Manager von Jimi Blue, ins Spiel. "Die Kameras sind dabei. Diese Sache kann Jimi für immer zerstören, diese Bilder wird es immer geben. Die wird niemand vergessen", warnt er. Für Jimi Blue kann es also gefährlich werden, Herr Hinteregger von Steuerfahndung will ohnehin nicht, dass gefilmt wird.

Gedreht wird aber trotzdem, schliesslich liefert das Geschehen den perfekten Cliffhanger für die zweite Folge in der nächsten Woche. Die Frage, was an der Reality-Soap tatsächlich real ist, bleibt genauso offen, wie Jimi Blues Schicksal.

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