Für den Komponisten Bruce Broughton ist der Oscar-Traum vorzeitig geplatzt. Die Nominierung seines Songs "Alone Yet Not Alone" wurde am Mittwoch offiziell aufgehoben. Der Grund: Broughton soll durch unlautere Einflussnahme die Nominierung erschlichen haben.
Bruce Broughton ist nicht nur Komponist für Film- und Fernsehmusik, der 68-Jährige ist auch Teil des Musik-Komitees der Academy of Motion Picture Arts and Sciences sowie ein ehemaliges Vorstandsmitglied. Die kurz als "Akademie" bezeichnete ehrenamtlich arbeitende Organisation verleiht jedes Jahr mit den Oscars den bekanntesten Filmpreis der Welt. Sie besteht aus mehr als 6.000 Mitgliedern; da kann man schon mal übersehen, wenn einer aus dem Kreis seiner eigenen Arbeit einen kleinen Schubs gibt, um an die begehrte Trophäe zu gelangen.
Nach Angaben der Filmzeitschrift "The Hollywood Reporter" schickte Broughton im Vorfeld der Oscar-Nominierungen 2014 eine Mail an seine Kollegen von der Akademie, in der er auf seinen Song "Alone Yet Not Alone" aufmerksam machte. Als Broughton zusammen mit dem Verfasser des Songtextes, Dennis Spiegel, schliesslich in der Kategorie "Bester Song" für den Filmpreis nominiert wurde, sorgte das bereits zur Bekanntgabe am 16. Januar für Erstaunen in Fachkreisen. Der Titelsong zu dem gleichnamigen christlichen Historiendrama war in der Öffentlichkeit weitestgehend unbeachtet und erschien künstlerisch weniger herausragend.
Der Widerruf ist kein Einzelfall
Als die Akademie am 29. Januar verkündete, die Nominierung für "Alone Yet Not Alone" werde zurückgezogen, weil Broughton seine Position und seine Kontakte missbraucht habe, war der Filmmusikkomponist nach eigenen Angaben "am Boden zerstört". Den Vorwurf, er habe einen fairen Wettbewerb untergraben, weist der vielfache "Emmy"-Preisträger gegenüber "The Hollywood Reporter" entschieden zurück. "Ich habe doch die Leute nur auf den Song hingewiesen", erklärte er im Interview.
In der 85-jährigen Geschichte der Oscar-Verleihung kam es bisher nur wenige Male zu einem Widerruf von Nominierungen. Im Jahre 1972 nahm die Akademie Nino Rota’s Filmmusik für "Der Pate" aus dem Rennen. Die Begründung: Motive des Soundtracks stammten aus einer früheren Arbeit des Komponisten für den Film "Fortunella" (1958). Im Jahr 1993 konnte sich Uruguay über eine Nominierung für "A Place in the World" als bester fremdsprachiger Film freuen. Als die Akademie davon Wind bekam, dass das Drama eigentlich eher aus Argentinien als aus Uruguay stammte, wurde die Nominierung zurückgezogen.
Nach dem Ausschluss von "Alone Yet Not Alone" aus dem Wettbewerb um den Besten Song, sind jetzt noch vier Titel in der Auswahl: "The Moon Song" aus dem Film "Her", "Ordinary Love" aus "Der lange Weg zur Freiheit", "Let It Go" aus "Die Eiskönigen – Völlig unverfroren" und "Happy" aus "Ich- Einfach Unverbesserlich 2". © Glutamat
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